Funs Dreier: Typisch Mann, Typisch Frau, Grimoria und Macroscope

Drei auf einen Schlag

Hallo und herzlich Willkommen zu Funs Dreier, bei dem ich euch 3 Spiele kurz vorstellen möchte, die (unter anderem) ein bestimmtes Element von „Spielzutat“ nutzen. In diesem Text möchte ich auf „Offenbarungen und Enthüllungen“ eingehen. Ihr kennt diesen Akt aus vielen Spielen, bei denen auf ein „1, 2, 3“ entweder gleichzeitig, oder nacheinander etwas offenbart und enthüllt wird. Verstecke werden hochgehoben, Karten werden gleichzeitig aufgedeckt, feste Planungen werden offengelegt, etc. Ich möchte heute auf 3 Spiele kurz eingehen, die dieses Offenbaren und Enthüllen in sich tragen. Ich schaue heute auf das „Partyspiel“ Typisch Frau, Typisch Mann von Reiner Knizia (Kosmos Verlag), das „Zauberbuchspiel“ Grimoria von Hayato Kisaragi (Schmidt Spiele) und das „Bilderkartenenthüllungsspiel“ Macroscope von Martin Nedergaard Andersen (Game Factory).

Typisch Frau, Typisch Mann

Wer dieses „Schätzchen“ von Reiner Knizia noch irgendwo auf einem Flohmarkt erhaschen kann, der kann mal so richtig angeben vor seinen Freunden. Oder auch nicht. Wohl eher zieht man sich den Spott seiner Mitspielenden auf sich, denn Typisch Frau, Typisch Mann hat mit seinen mittlerweile 11 Jahren auf´m Buckel einiges am peinlichen Charme gewonnen. Mehr noch: Chauvinistisch, klischeehaft und teilweise albern. Kurz um: Richtig geil für´n perfekten Abend mit spaßigen Freunden. Allein das Prädikat: RTL empfohlen zeugt von Niveau und Tiefsinnigkeit.

Aber lassen wir mal den Spott, denn schließlich ist das ein Knizia, und die Kartentexte stammen von Uwe Rosenberg und Hagen Dorgathen. Worum geht es denn? In Typisch Frau, Typisch Mann liest ein Mitspielender eine Karte vor, die 4 mögliche Antworten hat. Alle entscheiden sich, welche Antwort wohl eher zu der Person passt, die vorgelesen hat. Alle werfen ihre Antwort in eine Art Würfelturm. Sobald das alle gemacht haben, präsentiert der Vorlesende die Antwort. Dann, auf „1, 2, 3“ wird der Turm enthüllt und geschaut, wer richtig liegt. Bei richtiger Einschätzung gibt es ein Übereinstimmungskärtchen, bei nicht, dann nichts. Ende vom Spiel: Wer kennt wen am besten.

Ihr erkennt schon, das ist wieder so ein Spiel für Teenie-Bälger, die sich pubertär angibbeln wollen. Nun, ob ihr es glaubt oder nicht, auch Postpubies haben Spaß an dem Spiel.

Fern ab des heiteren Spaßes besitzt das Spiel eine Vorgehensweise, die wir in manch anderen Spielen auch kennen. Alle Mitspielenden geben eine Antwort ab, und nach einer Enthüllung wird ausgewertet. Hier in Typisch Frau, Typisch Mann schmeißen alle ihre Einschätzung (Antwortplättchen) in einen Würfelturm. Man hätte sie auch einfach zugedeckt dem Vorleser rüberschieben können, aber egal: Hier haben wir einen Turm, der alle Antworten dann in sich trägt. Nach Enthüllung (der Turm wird hochgehoben) werden die Antworten ausgewertet. Eine gewisse Spannung ist nicht zu leugnen, nicht nur, wenn der Turm gehoben wird, sondern auch, wenn die Antwort des Vorlesers umgedreht wird.

Liegt Mensch richtig, oder falsch, wurde zurecht eingeschätzt, oder lag man voll daneben …

Typisch Frau, Typisch Mann kann für spannende Enthüllungen sorgen, und wenn nicht das, dann für eine Menge Lacher.

Grimoria

Zerlesene Zauberbücher mit magischen Zaubersprüchen – ja, diese sind in den Zauberbüchern des Schmidt Spiels enthalten. Wahrlich wunderschön gestaltet und überaus atmosphärisch sind sie. Grimoria gehört mit zu den Spielen, die ein „WOW“ hervorbringen, wenn man es sieht. Das Spiel macht in Sachen Ausstattung alles richtig. Tolle Karten, tolles Spielbrett und wirklich überaus tolle Zauberbücher.

In Grimoria bekommen wir Zauberbücher. Anfangs können wir noch nicht viel Zaubern, lediglich die 4, 5 oder 6 Zaubersprüche beherrschen wird. Dabei sind im Zauberbuch 15 Zauber enthalten, aber diese lernen wir erst im Laufe des Spiels. Pro Runde kommt ein Zauberspruch dazu. Welchen wir ausspielen wollen, markieren wir mit einem Lesezeichen, das wir ins Buch packen. Alle decken gleichzeitig das Buch auf und präsentieren einander, welcher Zauber wirkt. Der Reihe nach werden die Zaubersprüche abgehandelt und Geld wird gesammelt, Abenteuer werden bestritten und Schätze gehoben. Auch den einen oder anderen Angriff kann es geben, die mit Verteidigung abgeschmettert werden können.

In Grimoria sucht jeder Spieler ein Zauberspruch aus. Weil es schön sein will, geschieht das nicht so, dass einfach eine Karte mit einem Zauberspruch verdeckt ausgelegt wird, sondern dann eine Seite in einem Buch markiert wird. Optisch und haptisch: Top! Auf „1, 2, 3“ wird geschaut, welche Reihenfolge ansteht, und dann erfahren die Mitspielenden, was der Reihe nach passieren wird.

Auch in Grimoria finden Offenbarungen und Enthüllungen statt. Mehrfach sogar. Das gleichzeitige Öffnen der Bücher, das nach und nach abhandeln der Zaubersprüche, zusätzliche Abenteuerkarten, Schätze, die Spezialfähigkeiten der Gefährten treten ein … Auch hier erleben die Spielenden Spannung bei der Enthüllung der Zauberkarten. Es bleibt bis zum Aufdecken ungewiss, ob Mitspielende schwarze Magie nutzen werden, oder friedlich in ihrem Kessel rühren. Ein spannendes Spiel der Heimlichkeit und mit immer wechselnden Startspielern.

Macroscope

Bei meiner letzten Vorstellung von 3 Spielen möchte ich Macroscope nennen, in dem es nur um langsame Enthüllung und Offenbarung geht. HIER habe ich das Spiel schon mal ausführlicher vorgestellt. Dennoch kurz: Im Macroscope, einem cyberpunkischen Enthüllungsding, sind doppelseitig bedruckte Karten enthalten, die je ein Ding präsentieren. Eine Piza, ein Topf, ein Sonstwas … Das Macroscope besitzt kleine Deckel, die oben auf liegen. Runde für Runde werden bis zu 2 weitere Deckel entfernt. Will Mensch raten, was sich im Macroscope befindet, darf enthüllt werden. Liegt man richtig, erhält man Kristalle, die Punkte wert sind. Liegt man falsch, gibt’s Minuspunkte. Je mehr Deckel auf dem Macroscope liegen, desto mehr Kristalle gibt es.

Macroscope ist ein Rate- und Deduktionsspiel, bei dem es darauf ankommt, Dinge anhand von wenigen Strichen und markanten Ecken zu erkennen. Manches Bild ist ziemlich offensichtlich, andere Bilder sind derart schwer zu erkennen, dass mindestens 6 oder 8 Deckel entfernt werden müssen.

In Macroscope ist langsames Enthüllen und Offenbaren das Spielprinzip. Nach und nach geben die Gucklöcher mehr vom geheimnisvollen Ding Preis, und die Mitspielenden sind die ganze Zeit in der fragenden Rolle: „Kerlo, wat issn dat jetz?“ Auch entsteht Stress, wenn manch Mitspielender sagt: „Oh, ich glaube, ich weiß es!“ Dann möchte am liebsten der, oder die sofort lösen, der oder die noch an der Reihe ist.

Enthüllen und Offenbaren

Spiele, die zeitgleich, oder auch zeitversetzt Gelegtes, Auserwähltes, Vermutetes offenlegen, gibt es viele. Dieses Spielprinzip befindet sich in vielen Spielen. Teilweise sind es nur kurze Moment, teils ist dieser Vorgang das A und O des Spiels. Bei dieser Anwendung kommt bei den Spielenden oft Spannung aus. Auch hat dieser Vorgang etwas „Entschiedenes und Gesetztes“ in sich: Die Karte wurde gespielt, eine Reaktion auf eine zuvor gespielte Karte ist nicht möglich. Diese Antwort wurde jetzt gewählt, eine Umentscheidung ist nicht möglich.

Des Weiteren trägt diese Spielweise eine Gleichzeitigkeit mit sich. Spielende machen alle zusammen zur gleichen Zeit etwas Gleiches. Downtimes gibt es nicht, oder selten.

Oft erlebe ich es, dass diese Spielzutat besonders gut in größeren Gruppen funktioniert. Je höher die Anzahl der Mitspielenden ist, desto größer ist auch das Aufkommen von Patt-Situationen, Ärgereien, Konkurrenz.

Auch werden hier und da Verwunderungen erregt: Warum spielst Du das? Das hätte ich nicht erwartet? Was? Wer hat dieses und jenes gespielt???

Spiele, die ein Element von Offenbarung und Enthüllung besitzen, besitzen Peeks, die die Aufmerksamkeit aller Spielenden für eine kurze Zeit rundum in einem sehr hohen Maße aktivieren. In größeren Spielrunden führt dies wirklich oft zu sehr angeregten Spielerlebnissen.

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