Na, ob das hält?

Brettspiele Frittenrezensionen
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Knusperfritte

Balanceakt des Stapelns

In manch Spiel will Mensch weit voraus. Voraus mit Punkten, voraus mit dem eigenen Städtebau, voraus mit den Pinunzen, die die Patte füllen sollen. Aber in Stack a BIDDI will Mensch nicht weit voraus, sondern weit hinauf. Hoch. Nach oben. In die Höhe.
Herzlich willkommen beim flinken Stapelspiel Stack a BIDDI von Grzegorz Rejchtman aus dem Hause Game Factory. Hier stapeln und balancieren wir Spielsteine und sogenannte BIDDIS in die Höhe. Aber, es gibt eine Schwierigkeit. Wenn Du wissen willst, was dies ist, dann lies gerne weiter.

Flinker Stapeler

Spiele mit Klötzchen, die wir in die Lüfte stapeln, gibt es so einige in der Spielebrange. Jenga ist eins der Bekanntesten. Tummple! ist ein weiterer Vertreter der Hochhinausstapelspiele. Auch Super Rhino! kann sich hier einreihen, auch wenn es ganz ohne Klötzchen auskommt.
Die Aufzählung könnte hier so weiter gehen. Und irgendwann kommen wir zu Stack a BIDDI, denn auch dieses Geschicklichkeitsspiel ist ein Vertreter dieser Sparte. Klötzchen stapeln in die Höhe, und bitte nicht umfallen.

Aber, was ist denn bei diesem Spiel besonders? Braucht dies die Spielendenschar?

Der Weg nach oben

In Stack a BIDDI besitzen die Stapelklötze und die sogenannten BIDDIS, das sind Klötze mit Gesichtern drauf, Schlangenlinien, die passend aneinandergelegt, in die Höhe gestapelt werden sollen. Nicht der Turm ist das Ziel, sondern der Weg der Schlangenlinie, die einen kompletten Pfad ergeben soll. Das nenne ich ja mal pädagogisch. Ziel? Schön und gut, aber der Weg dahin ist die Schwierigkeit.

In Stack a BIDDI würfeln wir vor jeder Runde aus, welche BIDDIS auf welcher Ebene eingebaut werden müssen. Am besten zeigen die BIDDIS die Grinsegesichter richtig herum, denn nur so kommen Extrapunkte auf´s Wertungsblatt. Die Schlangenlinie darf dabei nicht unterbrochen werden, denn wenn einmal die Linie unterbrochen ist, gibt´s keine weiteren Punkte mehr.

Alle spielen gleichzeitig, und wer schnell den ausbalancierten Stapelspaß bis nach ganz oben geschafft hat, brüllt STACK A BIDDI, und bringt dabei hoffentlich nicht die Türme zum Einsturz.

Ich bau Dir ein Schloss

Nun, ein Schloss wird nicht wirklich gebaut, eher ein Verkehrsweg eines Besoffenen am Fahrradlenker. Ein fertiger Turm aus Stack a BIDDI in der Horizontalen betrachtet, erinnert etwas am Kurvenkurs eines Starkalkoholisierten beim Schlendergang. Links, rechts, kurz gegrinst, und dann wieder hin und her. Die Balance dabei zu halten ist die Herausforderung. Damit könnte das Spiel aus Schwips oder Hackenstramm heißen, aber dann fehlten den Bauklötzen kleine aufgedruckte Kotzepfützen, die man ins Gebüsch gereiert hätte. Aber egal, wie das Spiel auch heißt, oder nicht heißt, die Frage ist doch: Kann das was?

Nun, wir hatten in unseren Spielerunden mit Stack a BIDDI immer einen großen Spaß gehabt. Egal ob zu zweit bis zu viert; Stack a BIDDI hat Spaß gemacht und war in seinen Runden lustig zu spielen. Ein gewisser Vorteil zeigt sich bei denen, die das Spiel schon öfter gespielt haben, die in Baukampf mit Menschen gegangen sind, die Stack a BIDDI noch nicht kannten. Irgendwie wird man beim Hochstapeln mit Bauerfahrung besser. Mensch greift schneller zu den „passenden“ Klötzen, weiß um die Kurven auf den Bausteinen eher bescheid, und erkennt die Grinsegesichter schneller. Stack a BIDDI kann man lernen, um besser und schneller zu bauen.
Auch zeigt sich ein Altersvorteil: Kinder gegen Erwachsene? Da haben Kinder keine Chance. Erwachsene ziehen die Kiddies ab, da diese in Sachen Balance noch einiges unkontrollierter anstellen. Außer in der Erwachsenenrunde sitzt jemand mit Multipler Sklerose oder Parkinson, dann gewinnt man auch gegen Erwachsene. (Sidekick am Rande: War schon echt ne Herausforderung mit Frau Mama das Spiel zu spielen, die MS hat, und die das Stapeln so gar nicht auf die Reihe bekommen hat. Da konnte man sich gut und gerne nebenbei n Kaffe machen.)

Aber abgesehen von der Lernkurve und vom Altersvor-nachteil, Stack a BIDDI bringt Spaß an den Tisch, egal ob man gewinnt oder verliert. Tatsächlich war das Punktezählen total zweitranging. In so manchen Runden haben wir diese gar nicht erst aufgeschrieben. Hier geht es ums spielen, nicht darum die Punkte zusammen zu bekommen. Stack a BIDDI macht aus den Teilnehmenden Baumenschen, die jede*r für sich allein am eigenen Türmchen arbeitet. Interaktion gibt es gar nicht im Spiel, was aber vollkommen okay ist. Dafür sind die Runden viel zu schnell um, so dass es Interaktion benötigte.

Der spaßige Kniff am Spiel sind die BIDDIS, deren Höhe ausgewürfelt werden. Die 4 farbigen 10-Seiter bestimmen, auf welcher Ebene sich welcher BIDDI befinden muss. Das bringt so manchen Turm schnell in Schwieflage, denn die BIDDIS sind die kleinsten Bausteine im Spiel. Da kommt schnell Schunkelei ins Spiel, wenn die kleinen Gesichter eingebaut werden müssen. Besonders wenn man bis in die 12. Ebene bauen muss, können die BIDDIS ziemlich blöde liegen. Das stellt die Bauenden jede Runde vor neue Herausforderungen, was zudem aber für Spaß und Abwechslung sorgt.

Leider noch einmal meckern

Leider muss ich ein letztes Mal meckern und etwas nennen, was mir an Stack a BIDDI nicht gefällt. Es zeigte sich in jeder Runde als besondere Herausforderung sein fertiges Werk nach getaner Arbeit den Mitspielenden zu präsentieren. So baut jede*r seine Schlangenlinie am Turm zu sich gewandt. Später, wenn der Turm fertig ist, muss man den Turm umdrehen, um die durchgehende Schlangenlinie allen zu zeigen. Beim Dreh des Mehrstöckigen Turms kam es des Öfteren zu Verschiebungen, was eine Erklärung des Bauenden nach sich zog: „Ne ne ne, das war gerade noch eine ganze Linie, ich schwör …“. Auch ein Aufstehen von Mitspielenden, die um den Tisch herumgehen wollten, sorgte dafür, dass manch Mitspielender an den Tisch stieß, so dass die Türme zusammenkrachten.

Wir haben uns in unseren Runden damit beholfen entweder die Nachbarn zur Kontrolle einzuladen, so dass diese den Weg und Turm kontrollieren konnten, oder aber wir saßen alle nebeneinander. Stack a BIDDI spielte sich am besten, wenn alle Bauenden nebeneinander saßen. Dies nur als Tipp euch da draußen, falls ihr diesem an sich tollen Spiel eure spielerische und baufähige Aufmerksamkeit schenken wollt.

Lecker

  • Tolles Material
  • Wackelige Angelegenheit
  • Immer wieder anders

Pfui

  • Bitte nicht drehen, sonst kippt alles um

Fazit

Funfairist erweist sich als Hochstapler und sagt

"Sehr gerne vergebe ich dem Spiel eine Knusperfritte mit einem tollen tollen Sternchen. Stack a BIDDI ist ein wunderbares Stapelspiel, was kurzweilig, abwechslungsreich, lustig und herausfordernd zusammen ist. Mir gefällt das Spiel sehr gut. Im Vergleich mit tummple! finde ich letzteres zwar etwas besser, aber dafür ist Stack a BIDDI geordneter und strickter. Tolles Spiel für zwischendurch, zu Anfang, oder auch zum Abschluss. Herzlichen Dank an die Firma Game Factory, die uns dieses Spiel für eine Rezension zur Verfügung gestellt haben."
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