The Legend of the Cherry Tree

Brettspiele Frittenrezensionen
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Gute Fritte

Auf zum Laubeinsammeln

Eines Tages im fernen Japan fragte die Margot die Jutta: „Ey Jutta, der olle Kirschbaum rechts neben der Trinkhalle blüht. Das macht der nur alle 10 Jahre. Komm lass uns mal die Blüten sammeln und die inne Haare stecken. Dann sind wir voll die coolen Megaweiber und bekommen sicherlich die geilsten Stecher in der Schule.“ Das lässt sich Margot nicht zweimal sagen, und schwups machen sich die beiden auf zum Kirschbaum, um das Laub einzusammeln. In The Legend of the Cherry Tree geht es genau darum, nur verpackt iello das etwas schicker und angemessener, als ich es hier wiedergebe. Wir schauen auf das Blütensammelspiel mit Push-Your-Luck Mechanismus von Hinata Orihuchi.

Ein Sack voller Blüten

Kommen wir mal zurück zu Jutta und Margot, die beiden fleißigen Laubsammlerinnen. Warum iello gerade zwei Frauen auf zum Blumensammeln wählt, wissen wir nicht, aber ist so. Jedenfalls diese tummeln sich zum 10Jahres-Baum und sammeln da fleißig die Blumen ein. Aber nicht zu gierig sein, denn bei zu gierigem Gegrabsche holt der Baum aus und patscht samt Ast den beiden Damen auf die gierigen Hände. Wir müssen nämlich Abwegen, wann Schluss ist mit dem Sammeln. Auch wenn es so schön raschelt im Säckchen, und die Blüten sich so toll anfühlen, gierig sollte man nicht sein bei The Legend of the Cherry Tree.

Ziel des Blütensammelns ist es nicht die schickste Schnitte zu werden, sondern mordsmäßig Punkte zu machen. Und wieder zeigt sich: Bewusst gesammelt und riskant gepokert macht die Halbe Miete. Etwas Glück und ein gutes Gedächtnis machen aus The Legend of the Cherry Tree ein tolles Spiel.

Blättermagen

Schauen wir mal ins Spiel, oder besser in die Schachtel, was haben wir denn da. Nun, ein Sack, Sichtschirme und Blütenblätter. Ach ja, und drei Karten.

Statt zu glauben, wir packen Blüten IN den Sack, funktioniert das Sammeln genau anders herum: Wir nehmen das Schnittgrün aus dem Sack. Nun, der Sack symbolisiert den Baum, unter dessen Äste wir die Blüten zusammenraffen. Scheint auf jeden Fall schattig unter dem Kirschbaumästen zu sein, denn wir sehen nicht, was wir sammeln.

Gesammelte Blümchen kommen dann entweder vor oder hinter den Sichtschirm. Ggf. greift auch ein Bonus, was wir anhand der ausliegenden Karten ausfindig machen können. Ziel ist es: Blüten sammeln. Viele, und auch gerne bunte, oder passende, und auch vor und hinter dem Sichtschirm.

Leicht ist das nicht, denn die Verführung am Fallobst des Kirschbaums zu zulangen ist groß. Und wieder macht es PATSCH, und der Kirschbaum haut uns auf die gierigen Flossen. „Nix da! Schön zurück mit den Blumen, gieriges Weib!“, donnert es durch die Rinde. „Mimimi…“

Push Your Blütenluck

Die schönen und haptisch anfässerigen Blüten klimpern ganz toll im Säckchen, und bei jeder Runde steigt die Aufregung: Was wird man ziehen. Ist man zögerlich und erschnapptes sich erst eine Blüte, oder sollte ich gleich 3 greifen? Ist 2 die richtige Wahl?

Bei unseren Runden zeigte sich, dass die Ziehverteilung von 2-2-1 immer recht erfolgreich war. Allerdings nur, wenn man beim ersten Zug keine schwarze Blüte erwischt hat. Dann zogen wir nur eine weitere Blüte, und evtl. noch eine. Schwarze Blüten sind Joker und nehmen die Farbe so an, dass es auf jeden Fall zu einem Fehlgriff kommen würde.

In jedem Fall zeigte sich, dass bedächtiges und weniger gieriges Blütengreifen besser war, denn einen Fehlgriff führte man schnell durch, wenn man etwas gieriger griff. Oft hatten wir schon bei einem 4 Blüten Zug zu Anfang einen Fehlgriff. Wer die Anzahl der Blüten sogar noch mitzählte, und abschätzen konnte, welche Farben sich noch im Sack tummelten, war noch zögerlicher.

Ich war in meinen Cherry Tree Runden war auf jeden Fall immer schlecht. Ich glaube, ich habe bis heute kein einziges Spiel gewonnen. Ist aber auch nicht schlimm, denn Spielfreude hätte ich in allen Runden. The Legend of the Cherry Tree ist ein schönes und unterhaltsames kleines Spiel für zwischendurch. Langanhaltenden Spieleabendspaß hat man mit dem Spiel nicht – abendfüllend ist das nicht. Sondern ein leckerer Appetithappen für einen Auftakt oder ein Ende eines Treffens.

Die Optik und die Haptik sind, wie man es von iello auch so kennt, ein Kracher. Auch wenn einige in meinen Spielrunden anmerkten, dass sie gerne einen anderen Sack im Spiel gehabt hätten, so fand ich den schon passend und toll bedruckt. Auch die Sichtschirme finde ich schön und interessant in ihrer Form. Nicht 3 Seiten machen die Pappe zum Sichtschirm, sondern 5 Seiten lassen den Sichtschirm zum verspielten Schutz verkommen. Schön. Gefällt mir.

Auch die Blüten machen sich toll, entweder im Spiel, oder aber als Deko in der Schale. Wer also die Nase vom Spiel voll hat, kann das Spiel wunderbar upcyclen und weiter nutzen. Auch Schmuck kann man aus den kleinen Plastikblümchen machen. Gefällt mir.

Lecker

  • Tolle Qualität
  • Die Blüten kann man auch als Demo verwenden
  • Spielgefühl wird zur Gier

Pfui

  • Heteronormative Klischeeschublade

Fazit

Funfairist sagt zur Blütenpracht

The Legend of the Cherry Tree ist ein sehr kurzweiliges Sammelspiel mit Push-Your-Luck Mechanismus. Die Gestaltung ist, typisch für iello, großartig. Auch der Spielspaß hält die Runden über an. Das Blütensammeln ist jetzt kein Spiel, was man immer und immer wieder auf demTisch sehen will, aber schlimm ist es auch nicht – da gibt es schlimmere Spiele. Schlimm finde ich allerdings, dass wieder einmal gendermäßig voll in die Klischeeschublade gegriffen wird. Müssen denn unbedingt Margot und Jutta, zwei Frauen, sich nach den Schnittblumen bücken? Und muss auf den Sichtschirmen nur ein Frauengesicht abgebildet sein? Klar, Frauen sammeln Blumen, und japanische Männer wetzen das Schwert oder programmieren Taschenrechner. Fehlt noch, dass die Damen auf dem Bild n Fotoapparat um den Hals tragen. Leute, n Typ hätte auch ganz schick unter dem Kirschbaum ausgesehen, oder von mir aus auch n Ladyboy, warum nicht?! Herzlichen Dank an iello und Hutter Trade, die uns dieses schöne Spiel für eine Rezension zur Verfügung gestellt hat.
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Gute Fritte