Meisterwerke

Brettspiele Frittenrezensionen
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Superfritte

Ist dat Kunst oder kann dat wech?

Wisst ihr, jede(r) kann bestimmte Dinge gut. Und bei uns allen gibt es auch Dinge, die wir nicht so gut beherrschen. Bei mir zum Beispiel ist es malen. Wenn ich ein Bild male und es anderen zeige, fragen sie mich oft, ob das mein kleines Kind gemalt hätte. „Ich hab kein Kind. Und nein, das hab ich gemalt.“ Vielen Dank. Aber so ist es nun einmal. Kein Wunder also, dass Meisterwerke ein besonders spannendes Spiel für mich ist! Denn, wie das Spiel selbst sagt „Meisterwerke ist ein Zeichenspiel für alle, die nicht zeichnen können.“ Geilo. Ich bin also die richtige Zielgruppe!
Meisterwerke ist die Neuauflage des Spiels Identic und ist bei Asmodee erschienen. An dieser Stelle auch ein recht herzliches Dankeschön an Asmodee, die uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Das Spiel hat schon einige Jahre auf dem Buckel und war 2010 zum Spiel des Jahres nominiert. Trotzdem liegt es nun, 8 Jahre später, bei uns auf dem Tisch.

Ich mal mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt

Bei Meisterwerke ist der Name echt Programm. Das Spiel ist sehr schnell erklärt. Einer ist der Meister, die anderen sind die Künstler. Der Meister hat eine Zeichnung, die nur er sieht, in den Händen und erklärt den Künstlern, was er auf dem Bild sieht. Die Künstler sind mit Blatt und Bleistift bewaffnet und müssen das, was der Meister ihnen erzählt, zu Papier bringen. Der Meister hat allerdings nicht ewig Zeit: Ihm bleiben nur 90 Sekunden, um alles, was er sieht, so detailliert wir möglich zu beschreiben. Je besser und genauer er beschreibt, desto mehr Punkte warten auf ihn und auf die Künstler natürlich auch. Und Punkte sind natürlich auch hier das, was wir alle wollen – und ganz zauberhafte Kunstwerke erschaffen.
Wenn die Zeit vorbei ist und der Meister das Beschreiben beenden muss, dann geht’s richtig rund. Auf dem unteren Teil seiner Karte sind noch 10 Dinge beschrieben, die Details des Bildes beschreiben. So etwas wie: Die Blume links auf der Wiese ist größer als die Blume rechts auf der Wiese. Welche 10 Dinge da aber stehen, das weiß er während des Beschreibens noch nicht, der untere Teil der Karte ist nämlich verdeckt. Er muss also das Bild beschreiben, ohne zu wissen, welche Details davon wirklich wichtig sind, um dann zu hoffen, dass er die wichtigen Details dann auch genannt hat.
Für jeden Fakt, den ein Künstler genau so gemalt hat, wie es auf der Karte steht, kriegt der Künstler einen Punkt. Außerdem wird vor dem Start einmal gewürfelt um einen von 10 Fakten zu bestimmen, der 2 Punkte statt nur einem bringt. Ob man den Punkt verdient hat, entscheidet allerdings sein Nachbar und nicht man selbst. Der Meister erhält einen Punkt, wenn mindestens einer aus der Künstlergruppe dieses Detail zu Papier gebracht hat.Insgesamt werden also 10 Details jedes Bildes genauer betrachtet.
Ziel ist es natürlich, möglichst viele Punkte zu ermalen.

Kunst ist, was du draus machst.

Die Bilder, die in der Schachtel auf uns warten, sind allesamt schwarz-weiß und … naja, wirklich schön sind sie in meinen Augen nicht. Aber ich sehe auch ein, dass man als Vorlagen schon Bilder haben sollte, die man 1. gut beschreiben kann und die daher 2. auch nicht allzu komplex dargestellt sein sollten. Das, was die KünstlerInnen am Tisch daraus machen werden ist aber weiß Gott noch unschöner. 😉 Die Karten sind alle beidseitig bedruckt, sodass man schon einige Partien spielen muss, bis man alle Bilder mal gesehen und gemalt hat.
In der Regel steht geschrieben, dass man die Kunstwerke, die in den Runden von Meisterwerke entstehen, am besten auch aufbewahrt werden sollten. Sie können irgendwann, wenn man die Schachtel wieder einmal öffnet, für große Erheiterung sorgen – und das möchte ich unterschreiben.

Wie oft haben wir Meisterwerke gespielt und währenddessen das Spiel unterbrochen, weil irgendwer am Tisch an Luftknappheit litt – vor Lachen. Ganz großartig! Vor allem auch, wenn man einfach mal betrachtet, was der Meister sagt und was die einzelnen KünstlerInnen daraus dann machen. Wir wären dann beim Thema: Sender-Empfänger-Problem. 😉 Um das zu umgehen, sollte man also wirklich immer drauf achten, dass jedes Detail, wenn die Zeit es zulässt, genau beschrieben wird. Wie groß ist es? Wo genau befindet es sich im Bild?

Funfairist meckert

Nicht nur ich, sondern auch Funfairist hat dieses Spiel gespielt. Ich mag Meisterwerke – auch, wenn ich meinem lieben Freund in einigen Kritikpunkten Recht geben muss. In manchen bin ich allerdings total anderer Meinung. Bei ihm war es so, dass Meisterwerke ihn nicht in Euphorie versetzt hat. Im Gegenteil. Dieses Spiel hat ihn gelangweilt. Warum genau konnte er gar nicht in Worte fassen – aber irgendwie ist die Stimmung am Tisch nicht hochgekocht in Richtung Lacheskalation. Das war bei uns immer sofort der Fall – wie oft haben wir Tränen gelacht, weil jemand da etwas aufs Blatt geschmiert hatte, das weit weg war von Gut und Böse.
Weiterer Kritikpunkt von Funfairist: Meisterwerke ist der Todfeind des Regenwaldes – hier wird wirklich eine Menge Papier verbraucht. Denn: pro Malrunde benötigt jeder ein Blatt. Die werden allerdings nur von einer Seite benutzt, weil auf der Rückseite die Punkteübersicht ist, die man im Laufe der Partie füllt. Allerdings braucht man pro Partie nur eine Rückseite. Spielt man zu 4 sind es jedoch 12 Blätter, die zusätzlich vollgemalt werden: Jeder ist einmal Meister, also wird über 4 Runden gespielt, in denen je 3 Personen malen. Das hätte man auf jeden Fall eleganter lösen können – zum Beispiel mit einem abwischbaren Plättchen oder ähnlichem. Klar kann man die Meisterwerke dann nicht aufheben und in der Schachtel liegen lassen – aber heutzutage hat doch auch jeder ein Handy und somit die Möglichkeit, die skurrilsten Bilder damit festzuhalten. Daraus kann man dann immer noch ein Fotobuch erstellen, so man denn möchte. Dass die IKEA-Bleistifte qualitativ so oder so besser sein könnten, das muss man glaub ich auch nicht sagen. Reicht aber zum Malen. Hat aber auch den Nachteil, dass man den Bleistift an manchen Stellen nicht so gut erkenne kann, weil das Papier selbst an manchen Ecken auch grau ist.

Mein Herz malt. Düdüdü. Düdüdü. Und jeder Bleistiftstrich bewegt sich.

Ich finde, Meisterwerke ist ein tolles Partyspiel, das für echt gute Stimmung am Tisch sorgt. Man sollte allerdings darauf achten, dass man die Karten bzw. Bilder mit System durchspielt – sonst hat man das Problem, dass bald ein Bild beschrieben wird, das einem irgendwie noch sehr bekannt und präsent vorkommt. Der Teil mit der Papierverschwendung … ja, das ist es auf jeden Fall. Aber wenn wir über das Umweltbewusstsein von Spiele-Geeks sprechen wollten, dann wäre das ein Thema, das ausufert und vor allem nicht hier her gehört, sondern an einen eigenen Platz. 😉 Ich spiele um Längen lieber Meisterwerke als Tabu oder wie die ganzen Partydinger sonst so heißen. Wie wir aber sehen – das ist wohl nicht bei allen so. Funfairist würde eine Party Schnick-Schnack-Schnuck Meisterwerke wahrscheinlich vorziehen.

Lecker

  • Was da für Meisterwerke rauskommen .. die können manchmal für Albträume sorgen
  • Ich habe bisher bei jeder einzelnen Runde herzhaft gelacht. Meistens sogar mit Schnappatmung.
  • Endlich mal wieder ein Spiel über etwas, das ich echt nicht gut kann. ;-)

Pfui

  • Irgendwann kennt man alle Begriffe und weiß, worauf man beim Zeichnen achten sollte
  • Ciao, Regenwald, war schön mit dir. Hier wird viel Papier benutzt.
  • Die Zeichnungen, die man malen muss, sind nicht wirklich hübsch in den meisten Fällen

Fazit

Kritzel Kaddytzel

  "Großartig, was für einen Blödsinn man manchmal hier bei Meisterwerke zeichnet. Oder auch erklärt. Denn auch, wenn man denkt, man habe ja genug Zeit, zeigt sich schnell, dass dem meistens nicht so ist. Da muss man dann mal ein bisschen Gas geben ... Ja, und vielleicht vergisst man dann auch ein paar Details. Ja, vielleicht ausgerechnet die wichtigen, aber was soll´s. Ein bisschen Schwund ist immer ;-) Ich find Meisterwerke großartig und es kommt immer wieder gern auf den Tisch, weil es vor allem auch als Eisbrecher immer eine gute Wahl ist. "
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