Raids

Brettspiele Frittenrezensionen
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Gute Fritte

Eine Seefahrt, die ist witzig

Die Wikinger! …verkaufen sich immer wieder gut für ne Spielidee. So auch in Raids, denn hier bemannen wir unser Langschiff, schippern damit an der Küste entlang, und plündern, zwiebeln Ungeheuern die Rübe ab und nehmen auch gerne mal die eine oder andere Rune mit. In Raids haben wir ein kleines und nettes Wettlaufspiel mit Wikinger-Holzfiguren von Brett J. Gilbert und Matthew Dunstan aus dem Hause iello auf dem Tisch liegen. Hutter Trade zeigt sich für den deutschen Vertrieb verantwortlich. Wir lassen euch gerne teilhaben an unseren Schipperspielchen, die wir erlebt haben.

Was sind das denn?

Ja genau, das haben wir uns gefragt, als wir die kleinen aus Holz gesägten Figürchen gesehen haben, als die Packung von Raids aufplatzte. „Ahhhh, das sind Wikinger!“ Und tatsächlich; anfangs nicht ganz erkennbar, dann aber klar zu sehen: Wikinger-Holzfiguren, die klein und filigran ausgefräst wurden. Cool! Und jetzt erkenne ich sie auch.

In Raids schippern wir mit unseren Langschiffen gleich 4 mal im Kreis herum. Dabei klappern wir die Küsten ab und bauen dabei unser Schiff aus, sammeln Runen ein, handeln mit Ware, die wir ebenfalls einsacken, besuchen Städte und fetzen uns mit Ungeheuern. Ja ja, so eine Seereise, die ist witzig, so eine Seereise, die ist schön.

Raids ist ein Wettlaufspiel, bei dem wir unsere Schiffchen losfahren lassen, an Orten anhalten, die uns (vermeintlich) gute und nützliche Plättchen bringen, und am Ende im besten Fall der fetten Klimpermünzen zahlreiche im Beutel haben. Raids überzeugt in erster Linie mit seinem unglaublichen Material und der besonderen Ausstattung, aber ob das Spielgeschehen auch was kann, dass zeigt sich wohl erst auf den zweiten Blick. Oder dritten, oder vierten …

Gefüllt wie eine kleine Schatztruhe

Auch wenn ich die kleinen Wikinger-Figuren anfangs gar nicht so recht erkennen konnte, so sehe ich nun ganz klar die kleinen fetten Männer-Holzklötze, die eine Hornmütze tragen, und in den Händen ne fette Axtwumme tragen. Meine Güte, wie besonders ausgeschnitten die doch sind. Nett! Ein echter Hingucker und was Besonderes.

Noch besonderer sind die Klimpermünzen, die schwer und ungemein wertvoll im Spiel enthalten sind. Wow, was ne Produktion. Iello weiß echt, wie man verspielte Patschehändchen und Augen verwöhnen kann.

Aber auch alles weitere weiß in Sachen Optik und Haptik sehr zu überzeugen. Fast kommen schon die Zeichnungen auf den Plättchen simpel daher (bis auf die Ungeheuer), aber schön und anfässerich sind sie allemal.

Rundum kann man sagen: Raids macht in Sachen Ausbeute so alles richtig. Aber was ist denn nun mit dem Spielerleben? Ist das auch ne Wucht?

Geteiltes Spielgefühl

Tatsächlich zeigte sich die Spielfreude unterschiedlich in unseren Spielrunden. Manche finden die Art und Weise, wie Raids gespielt wird, neu, frisch, interessant und strategisch. Andere dagegen sagten schon während der Partie: „Nun ja, n Laufspiel, jetzt nichts besonderes!“ Hmmmm… Auch nach den Runden im Nachgang waren einige ganz angetan, andere meinten: Nett. Mehr nicht.

Ich für meinen Teil hatte Spaß mit dem Spiel. Ich finde es ganz nett, wie die Navigations-Regeln funktionieren, und wie interaktiv die Spielenden miteinander umgehen. Ganz klar: In Raids können sich Spielende richtig fett ins Maul hauen. Hier geht es knallhart zur Sache: Welche Plättchen werden weggenommen, welche Plättchen werden eingesammelt, wer ist wann wo zuerst da, und wen verdrängt und bekämpft man wo. Auf dem Spielbrett, was meines Empfindens nur halb so groß hätte sein können, wird echt geboxt, bis der Nordische Klammhelm wackelt.

Das hat mir besonders gut gefallen, dass niemand so ganz für sich alleine spielt, sondern alle zwar versuchen ihr Langboot so gut es geht aufzupimpen, man aber jederzeit damit rechnen muss, dass Mitspielende einem auf die Planke pieseln. In Raids sollte man gute Ellenbogen haben, und besonders in größerer Runde kommen sich die Spielenden ganz gut ins Gehege.

Mord und Totschlag

Auch wenn Raids in Sachen Optik recht niedlich daherkommt, so geht es bei den Langschiffschlachten ziemlich ab. Wikinger werden über Bord geschmissen, in den Mägen der Ungeheuer verdaut und auch kleine Dörfer werden nicht nur geplündert, sondern auch niedergebrannt. Wer hofft Punkte (Münzen) durch Blumen pflücken zu bekommen, der liegt bei Raids ganz falsch: Hier zählt die Kraft des Stärkeren und manche Wikingerabenteurr stürzen sich mit Gebrüll auf so manchen Riesenwolf, nur um ihm den Kopp abzuhacken.

Und wofür? Für Münzen und Zasta. Ja, so ist das nun mal. Jedoch konnte ich in manch Spielrunden ebenfalls erleben, dass den Spielenden auch einfach nur Freude gemacht hat, andere Spieler zu vertreiben, Kämpfe zu führen, zu rangeln. „Platz da, das ist mein Plättchen!“ wird gegröhlt, und wieder zeigen sich die Ellenbogen der Mitspielenden.

Dies kann sehr spaßig sein, und darum empfehlen wir nicht mit viel Ernst an das Spiel zu gehen. Hier geht es nun mal etwas rauher zu. In einem 2-Personen-Spiel geht es schon etwas friedlicher zu, aber spätestens ab 3 Spielende wird die Axt geschärft. Attacke!

Lecker

  • Schöne Aufmachung
  • Viel Interaktion und Gerangel am Brett
  • Die Münzen sind der Hammer

Pfui

  • Ach so, das sind Wikinger-Figuren …
  • Irgendwie jede Runde das Gleiche

Fazit

Funfairist holt aus und sagt

  " Ich vergebe eine gute Fritte für Raids. Mir macht die Rangelei auf dem Spielbrett Freude und ich bin immer sehr stolz gewesen, wenn ich es war, der dem Ungeheuer zuerst die Rübe absemmeln konnte. Ein nettes und kurzweiliges Spiel mit einer wunderbaren Ausstattung. Und jetzt erkenne ich auch endlich die Wikingerfiguren. Herzlichen Dank an Hutter Trade und iello, die uns dieses Spiel für eine Rezension gestellt haben."
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Gute Fritte