Tang Garden

Brettspiele Frittenrezensionen
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Absolute Superfritte

“Wie schön kann ein Spiel sein?”
Tang Garden: “Ja!”

Noch vor wenigen Jahren hätte ich gesagt, dass mich die japanische oder gar chinesische Kultur null interessiert. Da gab es wirklich nicht viel, was auf irgendeine Art und Weise mein Interesse geweckt hätte. Dann hab ich einen Youtube-Kanal gefunden, den ich nur “Meditations-TV” nenne, weil ich diese Videos hoch und runter schauen könnte – wie schön ist das einfach inszeniert?! (Auch, wenn man natürlich darüber streiten kann, wieviel Wahrheit über den Alltag da drin steckt …). Jede einzelne Folge davon hab ich auf jeden Fall sehr genossen. Dann hab ich eine weitere Serie entdeckt, die eigentlich völlig gegen meine Natur ist: James May – unser Mann in Japan. Weder James May, noch Japan haben mich angesprochen, und trotzdem flackerte diese Serie auf dem Beamer. Und wow – war das unterhaltsam und interessant. Langsam fand ich “den asiatischen Bereich” (in Gänsefüßchen, weil es natürlich so, so viel mehr als Japan und Chine ist) dann doch nicht mehr langweilig – sondern wirklich interessant. Und nun sitze ich hier und warte auf eine Ladung Bücher über diesen offensichtlich doch spannenden Teil der Welt, den ich nach Abklang der Pandemie gern mal erkunden würde.

Aber:

Ihr seid nicht hier, um über meine Reise-Vorlieben zu lesen, sondern, um etwas über Tang Garden zu erfahren, ich weiß. Aber ich dachte mir, dass das vielleicht ein guter Einstieg ins Thema ist. Denn in Tang Garden befinden wir uns ebenfalls in China, nur zu einer etwas anderen Zeit. Wir schreiben noch ein dreistelliges Jahrhundert, als die Tang-Dynastie in China entstand. Zu dieser Zeit hatten wohl auch die klassischen chinesischen Gärten ihren großen Auftritt – und wir werden in genau diese Zeit geschleudert, um uns ebenfalls am Bau eines solchen Gartens zu beteiligen.

Die Schachtel von Tang Garden ist groß und voll bist unter die Decke. Darin steckt ein großer Spielplan, Pavillons, Bäume, Brücken, Landschaftstafeln, Charakterfiguren und noch einiges mehr. Und jetzt, wo ich das gerade aufliste … fällt mir auf, dass nach Schatten über Camelot auf jeden Fall die Figuren von Tang Garden bemalt werden! OMG! Wie schön wird das dann erst aussehen!? Muss. Jetzt. Sofort. Anmalen.

Aufmerksamkeitsspanne wie ein Eichhörnchen

Tang Garden inspiriert mich, daher weiche ich vielleicht gerade immer mal wieder ein bisschen vom eigentlichen Thema ab, sorry. 😉

Also: Wie funktioniert Tang Garden? Zu Beginn des Spiels liegt vor uns Brachland, das wir mit Plättchen befüllen, auf denen Wasser, Felsen, Grünflächen oder Wege zu sind. Und dann gibt´s auch noch welche mit Mauern. Diese Plättchen wollen wir taktisch klug platzieren, denn wir bekommen quasi Ressourcen, die wir auf unserem persönlichen Tableau nachhalten, wenn wir gleiche Geländearten aneinander legen: Das kann Wasser, Grünfläche oder Fels sein. Die halten wir mit Markern ab und können, wenn wir von allen ausreichend gesammelt haben, so Persönlichkeiten ins Spiel bringen, die uns am Ende Punkte bringen, und später wartet auch noch Geld (=Punkte) auf dieser Leiste auf uns. Wer am Ende die meisten Punkte hat, wird gewinnen.

So entwickelt sich im Laufe der Partie die Grundlage des Gartens. Aber es passiert noch ganz viel anderes: Denn ich kann mich auch dazu entscheiden, kein neues Geländeplättchen in meinem Zug auszulegen, sondern den Garten zu dekorieren. So kommen die Pagoden, Brücken, Blumen und Tiere ins Spiel. Ich kann dann Deko-Karten ziehen und eine davon benutzen, um den Garten aufzuhübschen. Das bringt mir natürlich auch Punkte: Habe ich Fische und Vögel in den Garten einziehen lassen, bringen mir Paare Punkte, ich kann Bäume pflanzen, die mir Punkte bringen, wenn ich viele einer Art in den Garten gesetzt habe, und auch Brücken und Pavillons kommen so ins Spiel. Und was soll ich sagen? Es sieht einfach so großartig aus, Leute, wenn sich das Spielfeld füllt und das Material diesen Garten erschafft … Ich brauch Tang Garden eigentlich gar nicht zu spielen, ich könnte damit quasi auch Lego spielen und einfach ‘nen Garten bauen, den ich mir dann anschaue (ja, ihr ahnt es schon – natürlich mit der passenden Playlist. Celestial Aeon Project hat übrigens ganz fantastische Alben, unter denen man was für jedes Genre finden kann.).

Es geht aber noch ein bisschen weiter, denn Tang Garden ist nicht vorbei, wenn man einen Garten gebaut hat. Wenn ich Geländeplättchen auf Felder lege, auf denen Landschaftsplättchen liegen, darf ich eine Landschaft an den Rand des Spielfeldes stecken. Die sind wichtig für die eben schonmal angerissenen Persönlichkeiten, die im Laufe des Spiels in den Garten kommen, denn sie mögen verschiedene Ausblicke und bringen mehr Punkte, wenn man sie so im Garten platziert, dass sie das, was sie am liebsten sehen, auch sehen können. (Zu jeder Person ist auf den Landschaftsplättchen das farblich passende Symbol abgebildet, damit man erkennen kann, wer was gern sehen würde.)

Und … ich will auch so eine Person sein! Ich hab ja eine lebendige Fantasie und kann mir so gut vorstellen, wie es da sein würde. Da sitzt der Mönch im Garten und schaut auf die Tempel in der Ferne … Es ist ein lauer Sommernachmittag, Schmetterlinge flattern, irgendwo hört man Wasser plätschern, die Bäume rascheln zwischendurch, wenn ein warmer Windhauch die Äste berührt …

Ich finde Tang Garden großartig! Es bietet spielerisch einiges, weil man auf verschiedene Dinge achten kann und sollte und dass es eine Augenweide ist hab ich vermutlich auch schon klargestellt. 😉

Neulich beim Spieletag

Ich veranstalte ja auch Spiele-Events und hatte bei einem im November Tang Garden dabei. Da dieses Spiel auf jeden Fall auch durch sein Aussehen besticht (ja, es kommt auf die inneren Werte an – ABER!), hab ich das Spiel schonmal vorab aufgebaut und auf einem Tisch stehen lassen. Normalerweise werden an solchen Tagen keine Spiele vorab aufgebaut, weil sich alle selbst ihre Spiele aussuchen sollen, aber es gibt so einige, bei denen das meiner Meinung nach sinnvoll ist – und Tang Garden gehört dazu. Das Spiel wirkte schnell wie ein Magnet – die Leute haben es sich angeschaut und es wurde fleißig gespielt. Es lockte allerdings auch viele Menschen an, die sehr wenig spielen, weil es eben so hübsch ist. Auch trotz meines Hinweises, dass Tang Garden vermutlich eine Nummer zu viel für sie sei, wollte eine Gruppe junger Menschen das Spiel auf jeden Fall spielen.
Alles klaro – ich halte ja niemanden ab, ich geb nur gutgemeinte Tipps … Ja, und dann saß ich da … 5 Minuten, nachdem ich 20 Minuten lang die Regeln erklärt hatte – alleine am Tisch und genoss die Aussicht auf das schöne Spielmaterial. Die Gruppe war  gegangen, ohne einen einzigen Zug zu spielen. Tang Garden ist kein Spiel, das nach einer 2 minütigen Regelerklärung starten kann. Tang Garden hat einige Wenn-Danns, und Dinge, an die man denken muss. Tang Garden ist eben kein Lego-Spiel, sondern eines, bei dem man schon gut nachdenken muss, was man tut. Denn auch eine Partie Tang Garden ist endlich – und man sollte seine Züge weise überlegen und durchführen.

Es gibt auch eine Solo-Variante, die ich aber nicht gespielt habe … weil ich nicht gern solo spiele. 😉 Aber gut zu wissen, dass man dank “Yin und Yang” auch alleine Tang Garden spielen könnte, wenn man wollte.

Ein ganz herzlicher Dank geht an Skellig Games, die uns ein vergünstigtes Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt haben.

Lecker

  • Dieses Spiel ist eine Augenweide und macht mir unglaublich viel Spaß. Einer meiner liebsten Neuzugänge des letzten Jahres.

Pfui

  • Vielleicht hätte ich mich noch über Module gefreut, die ins Spiel integriert werden könnten, um für ein bisschen Abwechslung beim Grundspiel zu sorgen. .... aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit

Kaddy packt den Fächer aus

  "Wow, einfach "WOW"! Ich glaube, das heute das Fazit mal kürzer ausfällt, als sonst, denn vermutlich habe ich schon alles, was ich über Tang Garden sagen kann, im obenstehenden Text geschrieben. Ganz, ganz großes "Like" von mir. Tang Garden gefällt mir sehr. "
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