Verdammt nochmal

Frittenrezensionen Kartenspiele
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"Na ja"-Fritte

Schlimmer geht immer.

Mal biste der Hund, mal biste der Baum. Das ist ein altbekanntes Sprichwort – zumindestens in meinem Wortschatz. Das passt nicht unbedingt zu Verdammt nochmal, denn hier würde das Motto lauten: Mal biste der Baum, mal biste der Baum. Denn bei den Situationen, die bei Verdammt nochmal auf den Tisch kommen, kann man nicht davon sprechen, dass irgendwer mal der Hund ist, der den Baum anpinkelt.

Aber naja, erstmal möchtet ihr sicherlich wissen, worum es bei Verdammt nochmal überhaupt geht.

Gut, kriegen wir hin.

Achso – noch eine Anmerkung! Wenn ihr hier in die Galerie schaut, dann seht ihr die Elendsindexe verschiedener Karten. Ob das wirklich ein Spoiler ist …? Ich weiß nicht, aber ich sag es lieber vorher ?

AAAAALSO…

Verdammt nochmal ist ein Kartenspiel, das aus 200 Karten besteht, von Goliath. Auf jeder Karte befindet sich eine Situation beschrieben – die nicht schön ist. Manche kann man durchaus als „nicht schön“ bezeichnen, andere als „oh jee. Ernsthaft?“ Und wieder andere Situationen sind echt beschissen. Anders kann man es einfach nicht beschreiben.

Herzlichen Dank an dieser Stelle an Goliath Toys, die uns Verdammt nochmal als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Und was macht man damit?

Zuerst einmal kann man froh sein, wenn man diese Situationen noch nicht erlebt hat. Manche von ihnen könnten durchaus so realistisch sein, dass manch einer unter uns bzw. euch diese Situation schon erlebt haben könnte. Ich hoffe für euch, dass ihr die meisten dieser Momente nicht erlebt habt. Inständig hoffe ich das. Und wenn ihr schon in Momenten gesteckt habt, die einen hohen Elends-Index haben, dann tut mir das leid für euch. (ernst gemeint, ohne Ironie) (Achso – es sei denn, das war witzig. Dann vielleicht auch mit Ironie. ? )

Apropos Elends-Index. Den gibt es auch auf jeder der Karten. Denn unter den Situationen ist immer auch eine Zahl angegeben, nämlich der Elends-Index. Der gibt an, wie schlimm eine Situation auf einer Skala von 1 bis 100 eingestuft wurde. Und nicht von irgendwem, sondern von Therapeuten und Beratern, die extra für dieses Spiel diese Momente auf verschiedene Arten untersucht haben. Sie haben sie sogar, wenn man der Regel trauen darf, nahezu wissenschaftlich beleuchtet. Naja, und dann haben sie entsprechend Zahlen vergeben.

Wer rechnen kann: 200 Karten, der Elends-Index geht von 1 bis 100. Das heißt demnach, dass die Karten in 0,5er Schritten bewertet wurden.

Geplänkel

Jaja, ich weiß. Ich komm jetzt mal zum Punkt. Vom Prinzip her ist es so:

Zu Beginn bekommen alle 3 Karten ausgeteilt, die sie offen vor sich auslegen und zwar aufsteigend. Links liegt also die niedrigste Karte und rechts die höchste. Das ist dann die persönliche Straße der Schmerzen von jedem Spieler.

Einer liest eine Karte vom Nachziehstapel vor – aber nicht den Elendsindex, der darauf abgebildet ist. Also nur die Situation. Das Bild, das sich auf der Karte befindet, kann natürlich zur Verbildlichung auch noch gezeigt werden. Aber NICHT der Index.

Der Spieler, der an der Reihe ist (also der neben dem, der die Karte vorgelesen hat), muss nun einordnen, wo die gerade beschrieben Situation hinpasst – und war auf seiner Straße der Schmerzen. Dazu gibt er an, an welche Stelle er die Karte legen würde. dazu muss er einschätzen, wie hoch der Elendsindex der Karte ist.

Liegt er mit seiner Einschätzung richtig, d.h. gehört die Karte aufgrund der darauf angegebenen Nummer an die entsprechende Stelle, dann erhält er die Karte und darf sie in seiner Straße entsprechend an den von ihm ausgewählten Ort legen. Liegt er falsch, wird der nächste nach seiner Einschätzung gefragt. Das passiert solange, bis einer richtig lag.

Je mehr Karten ihr erhaltet und in eurer Straße anbaut, desto enger werden die Abstände eurer Zahlen. Das wiederum bedeutet dann auch, dass es im Laufe des Spiels immer schwerer für euch werden wird, Karten anzulegen. Die Abstände zwischen den einzelnen Zahlen werden halt dadurch kleiner, dass sich noch weitere Karten dazwischenschmuggeln.

Wer als erster 10 Karten vor sich liegen hat, gewinnt das Spiel.

Verdammter Spielspaß?

Naaaja, das ist ein bisschen schwer einzuordnen. Das Durchblättern der Karten und die ersten Partien sind auf jeden Fall lustig, wenn man darüber nachdenkt, wie schlimm es wäre, von einem somalischen Piraten entführt zu werden oder wenn man auf einer Beerdigung ständig und laut furzt.

Generell ist es anfangs auf jeden Fall sehr … sagen wir mal … witzig, einfach mal darüber zu sinnieren, wie unangenehm man es selbst finden würde,  wenn man im Restaurant ein Kondom in seinem Burger findet. Ih. *grusel*

Das Problem

Nach der 3., 4. Partie wird´s lahm. Man kennt die Karten und hat keine Möglichkeit durch die Kombination von Karten oder ähnlichem so für neue Spielelemente zu sorgen. Daher hatte es sich dann auch recht schnell ausgespielt bei uns. Sicher kann man Verdammt nochmal super spielen, wenn man mal zusammenkommt und Bock hat, sich über fiese, skurrile Situationen Gedanken zu machen. Aber dauerhaft ist hier leider kein Spielspaß gesichert. Es wird halt irgendwann langweilig und wenn man dann auch noch mit Menschen spielt, die in der Lage sind, sich die Elendsindexe zu merken, die zu den einzelnen Karten gehören, dann … Naja. Wird die Schachtel schnell zum Staubfänger.

Für mich persönlich ist Verdammt nochmal ein … ich weiß gar nicht, ob ich es unbedingt als Spiel bezeichnen würde. Ja, natürlich hantieren wir mit Karten und legen sie spielerisch an, aber irgendwie ist der Spielspaß ist dann doch irgendwie eher begrenzt. Viel eher macht man sich Gedanken darüber, warum man selbst bestimmte Situationen anders einschätzt, als es das Spiel tut und denkt entsprechend viel darüber nach, wie solche Momente von anderen eingeschätzt werden.

Ja, und in der ersten, zweiten, vielleicht auch noch dritten Partie lacht man auch herzlich über die Situationen – da sind einfach Dinge bei, vor denen man sich echt gruselt. Oder Dinge, die einfach mega witzig sind, so im Kopf, wenn man sie sich vorstellt.

Lecker

  • In den ersten paar Runden schon sehr witzig.
  • Wenn man das so liest, dann freut man sich über sein Leben
  • Niveau? Neee...
  • Cooles Geschenk für Freunde, wenn man es "durchgespielt" hat

Pfui

  • Langzeitspaß is nich
  • Wenn das Spiel bereits ein paar Mal auf dem Tisch lag, wird´s langweiliger

Fazit

Verdammt schade.

Mensch – es hätte Verdammt nochmal echt gut getan hier noch ein paar mehr spielerische Elemente einzufügen. Dann wäre es vielleicht auch ein richtiges Spiel geworden. Daher fällt mir die Bewertung hier auch schwer. Da die ersten Partien auf jeden Fall für Spaß und Gelächter sorgen, würde ich ne Superfritte Minus vergeben. Da langfristig kein Spielspaß gegeben ist, wäre das eher ein Lasches Frittchen. Das Mittelding ist dann die eher in die schwächelnde Richtung tendierende Knusperfritte. Schade! Wenn man Verdammt nochmal durchgespielt hat und es dann weiterverschenkt, dann sorgt man auf jeden Fall für eine heitere Kettenreaktion, ob der unglaublichen Situationen, die in der Schachtel versteckt sind. Für eine langfristige Spielefreundschaft ist Verdammt nochmal für mich allerdings leider kein Kandidat.
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"Na ja"-Fritte