Witchstone

Brettspiele Frittenrezensionen
7

Superfritte

Ene mene Hexenfleiß, wer verdient zurecht nen Preis?

Dieses Spiel gehört für mich eindeutig zu den stärksten Vertretern des Jahrgangs und ist ein berechtigter Preisträger, egal für welchen Preis, hauptsache der Titel fällt nicht hinten über. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, denn Witchstone kommt mit einer enormen Spieltiefe, viel Emotionen, Variation und einem dicken Pensum an Planung daher. Wahnsinn. Mich hat das Spiel von Reiner Knizia und Martino Chiacchiera aus dem Hause Huch! total abgeholt und begeistert. Ein ganz tolles Wettrennen auf sechs Ebenen.

Stress am Hexenstein

Na das haben sich die Schrumpeldeis aber anders gedacht. Da kommt man alle hundert Jahre mal zusammen, will neben Krötenkuchen auch noch n Schluck Plockenplörre schlabbern und die letzten Hexhäkelmuster tauschen, und was ist? Ja voll die Hetzerei auf allen Kanälen, denn Witchstone ist an sich ein Wettrennen – nur auf 6 Ebenen. Wir versuchen in allen Bereichen der oder die Beste zu sein, oder zumindest überall mitzumischen, denn es gibt sechs Bereiche, wo wir unsere Hexen- und Zaubererfinger drin haben können.

Reiner Knizia ist ein Spieleerfinder für Wettrennen, dass kann man aus vielen seiner Spiele herauslesen. Und auch wenn in diesem Spiel in allen Bereichen irgendwie „gerannt“ wird, so habe ich das Gefühl, dass Martino Chiacchiera hier mehr seine Finger drin hat, als der Herr Knizia. Ist jetzt so ein Gefühl, aber ist an sich auch egal, denn das Spiel soll ja gefallen und funktionieren. Und genau das tut es.

An sich ist ein Spielzug sehr einfach. Einfach ein Hex-Doppel-Plättchen anlegen und die Aktionen ausführen, die meistens zwei unterschiedliche Aktionen hervorrufen. Die Reihenfolge bestimmt man selber. Hat man benachbarte gleiche Aktionen schon ausliegen, kann die Häufigkeit der Aktion gesteigert werden.

Danach ist schon die nächste Hexe oder der nächste Zauberer dran.

Ja, klingt einfach, und an sich ist es auch das. Aber nach nur wenigen Runden fällt einem auf: Ach Du meine Güte, was mache ich denn zuerst, und warum habe ich nur diese Hex-Plättchen, und wieso laufen mir die anderen so weg, und warum … Ja, alles ist knapp, und in meinen Partien habe ich immer das Gefühl: Ich komme nicht nach. Auf dem Zauberstab sind alle weiter vorne als ich, im Schrank werden die tollsten Aktionen weggenommen und auf dem Pentagramm bin ich wieder mal ganz hinten. Na ja, so ganz stimmt das nicht, aber am liebsten möchte man bei Witchstone alles machen, und es geht nur so wenig.

Hexenspaß

Das mag ich an dem Spiel sehr. Ich habe immer das Gefühl, ich bin irgendwo spät dran und müsste schneller und weiter vorne dabei sein. Dieses Gefühl von „mitmischen wollen“ erzeugt in mir eine Art Angespanntheit, die sich durch das Spiel zieht. Und manchmal kommt es vor, dass ein Plättchen so gut passt, dass teilweise Kettenreaktionen ausgelöst werden, von denen man nur träumen könnte. Wunderbar. Damit bekommt Witchstone zu manch Zeiten einen so belohnenden Charakter, der einem das Gefühl gibt: Du hast alles richtig gemacht.

Auch mag ich die Rangelei bei dem Spiel, wenn zum Beispiel in einer 4er Partie um den Hexenstein die Plätze weggenommen werden. Kristallwege und Area Controll, irgendwo zuerst zu sein, und andere abhängen. Das ist ein schönes Gefühl, was mir selten Spiele so gezielt präsentieren, wie Witchstone.

Fernab dieser Gefühle finde ich das Spiel auch optisch ganz wunderbar. Zwar habe ich in manch meiner Runden gehört, dass sie das Spiel und die Optik katastrophal finden, was ich aber nicht so sehe. Ich finde es liebevoll gezeichnet und gestaltet, finde das Material großartig und kann kopfüber in das Spiel eintauchen. Einfach klasse.

Fazit

Für mich ist Witchstone eins der besten Spiele in diesem Jahrgang und selbst nach so vielen Partien spiele ich es immer noch total gerne. Egal ob zu zweit, zu dritt oder in einer vollen Besetzung. Ich mag es sehr und ich würde mich echt freuen, wenn zu Witchstone noch Erweiterungen kämen.

Auf jeden Fall würde es mich freuen, wenn das Spiel hinsichtlich Nominierungen oder Preisverleibungen bedacht wird, denn verdient hätte es allemal. Also, liebe Jury des Spielejahres, für das Kennertreppchen wäre dieses Zauberei-Hexen-Rennen perfekt. Vor allem weil ich sehen will, was Reiner zu einer Preisverleihung anhaben wird, wenn Witchstone nominiert werden würde.

Lecker

  • Ein Wettrennen auf mehreren Ebenen, kurzweilig und überaus schön gestaltet.

Pfui

  • Nichts pfui, ein ganz tolles Spiel. Es wäre Pfui, wenn Witchstone keinen Preis erhalten würde.

Fazit

Funfairist hext sich ab

Für mich eine echt super gute Superfritte. Ganz ganz toll. Ich mag das Artwork, die Spielmechanik, die Spieltiefe und einfach alles an dem Spiel. Und nicht nur ich, selten hat ein Spiel in so vielen Spieler*innenzusammensetzungen so gut funktioniert. Für mich ein ganz großes und tolles Spiel. Herzlichen Dank an Huch, die uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
7

Superfritte