Zombicide Invader | Dark Side | Black Ops

Brettspiele Frittenrezensionen
7

Superfritte

Gegen die Xenos

Ich möchte euch heute von Zombicide erzählen. Obwohl hier der Name an sich schon falsch gewählt ist, denn mit Zombies müssen sich unsere Zivilisten und Soldaten nicht rumschlagen. Dafür mit mutiert aussehenden Xenos. Aber egal welcher Leib uns entgegen wankt, wir ballern mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist. Ich schaue heute auf Zombicide Invader, Zombicide Dark Side und die Erweiterung Zombicide Black Ops. Alle Spiele sind von den Machern Raphael Guiton, Jean-Baptiste Lullien und Nicolas Raoult. Herausgebracht hat Cool Mini Or Not (CMON) die Spiele, und hierzulande werden sie über Asmodee vertrieben.

Ein Schlachtplattenturm

Würde man alle Grundspiele, Erweiterungen und Extras aus der Zombicide-Reihe aufeinander stapeln, so hätte man einen menschhohen Stapel vor sich stehen. Wow. Mit Zombicide hat CMON ein fettes Pferd im Stall, was sich nicht nur gut verkauft, sondern auch im Regal und auf dem Tisch ne Menge hergibt. Und dieses Pferd zeigt sich mittlerweile als ziemlich wandelbar. Schlugen sich einst Menschen in einer Vorstadt der USA durch Zombiemassen, so ist auch das Mittelalter und die Zukunft nicht verschont geblieben. Auch transtextuelle Interpretationen sind schon erschienen, wie es Zombicide Night of the living Dead beweist.

Aber ich möchte heute erst mit euch auf die Zukunft schauen, denn die sieht verfault und dunkel aus. Zombicide Invader, Zombicide Dark Side und die Erweiterung Zombicide Black Ops habe ich durchgespielt und schaue nun auf 30 Partien zurück. Eine Menge Blut ist geflossen, und nicht immer haben die Zivilisten und Soldaten den Sieg davon getragen.

Kurzer Einblick ins System

Ich werde hier nicht viel von den Regeln wiedergeben, denn diese könnt ihr euch erstens selber durchlesen, oder per Video bei den unendlichen Regelerklärungen anschauen, die es im Netz zu finden gibt. Kurz zusammengefasst: Wir spielen eine Gruppe von Menschen (und auch 2 Roboter/Maschinen), die sich durch unterschiedliche Szenarien kämpfen. Die Szenarien sind immer anders, und doch recht gleich, wenn man sie mal gesamt betrachtet. Wir müssen meistens eine Aufgabe bewältigen (Wissenschaftler retten, irgendwo hinlaufen, ein Nest verbrennen, etwas entdecken, etc.). Diesem Vorhaben stehen Hürden im Weg. Meistens sind es die Xenos, die vom Spiel und unserer Lautstärke gesteuert werden.

Der Spielzug selbst ist einfach und überschaubar. In unserer Spielendenphase haben wir Aktionen, die wir für Bewegung, Suchen, Kampf und dergleichen einsetzen. Haben alle ihre Züge gemacht, agieren die Xenos, indem sie aktiviert werden, angreifen und sich bewegen. Brutzonen sorgen dafür, dass neue Figuren auf dem Spielplan erscheinen, und der Kampf gegen die Xenos gefühlt ein Kampf gegen Windmühlen ist.

Stirbt nur ein Held in unserem Szenario (oder passiert szenariospezifisch etwas Besonderes, was nicht passieren sollte) ist das Spektakel vorbei und wir können von vorne anfangen.

So grob kann man nicht nur diese Spiele, sondern Zombicide komplett zusammenfassen. Auch wenn die Regeln heftdick sich zeigen, so ist das Spiel und der Spielzug sehr einfach und schnell verinnerlicht. Wie so oft bei Spielen, die mit fetten Regelwerken daherkommen.

Es riecht lecker verfault in meinen Augen

Aber was sagt denn der Geschmack, wenn Zombicide (hier Invader, Dark Side und Black Ops) auf dem Tisch liegen? Mein spielerischer Gaumen sagt: „Hmmmmm, lecker!“ Zombicide ist wirklich ein ganz tolles Spiel für mich und ich mag die Spiele sehr. Allem voran mag ich die Optik und die Ausstattung der Spiele. CMON hat ein so gutes Händchen für Miniaturen, die mich sehr ansprechen. Tolles Material, tolle Ausstattung und die aufgebauten Szenarien auf dem Tisch sind für mich immer ein Kopfsprung in einen Film. Ambiente, das passt ganz gut, wenn ich von Zombicide spreche. Das Spiel hat Ambiente. Verträumte Spielende haben durch das Material und die Szenarien die Möglichkeit, per Kopfsprung in eine Welt einzutauchen, die atmosphärischer nicht sein kann.

Auf Invader, Dark Side und Black Ops geschaut sind vor allem die Miniaturen der Zivilisten und Soldaten ein echter Hingucker. Viele Details und Formen sind gegeben, die einfach fantastisch aussehen. Ich bin ein echt großer Fan und mag die Optik sehr.

Auch die Xenos sind nicht ohne, denn wenn man genau hinschaut, unterscheiden sich die Biester alle voneinander und sehen irgendwie anders aus. Zumindest größtenteils. Einige haben ihre Arme vorne, andere halten den Kopf anders und wieder andere strecken die Beine anders ab und durch. Das ist schon sehr schön zu sehen. Hier hat CMON tolle Arbeit geleistet.

Aber Optik und Haptik sind ja nicht alles – schon wichtig, aber eben nicht alles. Wie schaut es denn spielerisch aus?

Erst mal Waffen suchen!

Spielerisch muss ich sagen: Es ist immer das Gleiche. Das meine ich aber nicht abwertend und schlecht, vielmehr: Hier bekomme ich das, was ich erwarte. Zombicide ist nicht sonderlich taktisch, hier wird geballert, geschlachtet und gerissen. Zwar kann man auch hier und da etwas taktisch arbeiten, sollte man sogar, aber an sich holen wir die Keule raus und kloppen munter drauf los. Sollte man auch, denn sonst werden wir der Gegnermassen nicht Herr.

Und dennoch machen wir oft immer dasselbe. Wir starten relativ „schwach“ in ein Szenario, und das „A“ und „O“ ist erst einmal: Suchen! Wir müssen unsere Rucksäcke mit Waffen füllen, denn nur mit fetteren Wummen können wir den Massen entgegen treten. Und wir sollten auch schlachten, denn nur durch Erfahrung stehen uns mehr Aktionen und Fähigkeiten zur Verfügung.

Das ändert sich im Grunde genommen nicht in den Spielen. Es ist an sich egal, welches Szenario wir spielen, man könnte auch mitten in der Mitte anfangen. Das ist etwas, was ich recht schade finde: Entwicklung. Ich wünschte mir, das Spiel würde mehr Entwicklung hergeben, wie es zum Beispiel Massive Darkness erlaubt. Aber dafür ist Zombicide nicht ausgerichtet. Hier haben wir einen Spielfilm auf dem Tisch liegen, und keinen Dreiteiler. Aber genau das will Zombicide auch sein. Ein unterhaltsames Splatterwerk, mit coolen Protagonist*innen und einer Horde von Gegnern. Ich mag das dennoch.

Die wenigen Regelunterschiede bringen etwas Varianz in die Spiele, aber im Grunde sind diese relativ gering. Wer einmal Zombicide gespielt hat, wird sich schnell in den anderen Welten zurecht finden. Ein komplett neues Spiel haben wir nicht.

Was verspricht die Zukunft?

Das Besondere in Zombicide Invader sind einmal die Außenbereiche und die Maschinen oder Roboter. Während wir in der Station ohne Sauerstoff-Pullen umher rennen können, brauchen wir für die Außenbereiche O2-Flaschen, um uns bewegen zu können. Das ist ganz nett, zumal in manch Szenarien die Flaschen genau am anderen Ende zu finden sind.

Des Weiteren haben wir in Invader Bots, die wir steuern und nutzen können. Bots sind entweder bewegliche Kampfmaschinen, oder Geschütze, die wir aufstellen können oder bereits aufgestellt sind. Filmkennende, die Aliens geschaut haben, werden schnell verstehen, wie diese Geschütze ballern können.

In Zombicide Dark Side haben wir auch zwei Bereiche auf den Spielbrettern. Während wir aber nicht mehr nach draußen gehen, müssen wir uns hier mit der Dunkelheit rumschlagen. Und die ist was die Sicht betrifft sehr Kacke. Dunkle Bereiche sehen wir nicht, und wissen auch nicht, was sich darin so tummelt. Also, wir Spielenden schon, denn Xenos werden als Figuren in die Dunkelheit gestellt, aber unsere Figuren wissen nicht genau, was sich in der Dunkelheit befindet.

Dies hätte man etwas galanter lösen können, in dem man „Blind-Marker“ setzen würde, und man wüsste nicht, was sich in der Dunkelheit befindet. Vielleicht hätte auch eine APP etwas komplett Neues ins Spiel gebracht. Aber wie schon gesagt: Wir bekommen, was wir wollen und wünschen von Zombicide.

Während in Invader die Fäulnis um sich zieht und alles kaputt macht auf dem Spielfeld, so graben die Xenos in Dark Side fette Löcher, aus denen sie kriechen und in denen sie sich sogar verstecken und vor Fernangriffen schützen können. Schützengräben nennt man das glaube ich … Zwei wirklich schöne böse Fähigkeiten des Spiels uns Spielenden richtig böse ins Gesicht zu hauen.

Filmisch kann ich mir das sehr atmosphärisch und fantastisch vorstellen, wenn zum Beispiel ein fauliges Monstrum hinter einem leicht bewaffneten Zivilisten hinterher rennt und einen Raum nach dem nächsten zerstört. Dieses Szenario habe ich selbst in meinen Spielen erlebt. Wunderbar.

Aber auch die Dark Side Edition ist äußerst atmosphärisch, wenn nicht sogar atmosphärischer als Invader. Ich stelle mir das als äußerst beklemmend vor, wenn ich vor einem dunklen Gang stehe, und nur in der Ferne ein leichtes Leuchten eines Raumes sehe und zwischendurch Schatten umherflitzen sehe, die irgendwo dazwischen umherstreifen. Uah, unheimlich.

Die Black Ops bringen noch mal neue Figuren und vor allem neue Szenarien in die beiden Spiele Invader und Dark Side, denn wo man sie einsetzen will, ist den Spielenden selbst überlassen. Wir haben neue Soldaten und Maschinen/Geschütze, die mit einer etwas fetteren Startausrüstung daher kommen. Neue Gebiete und auch ein neues Monstrum erweitern die beiden Grundspiele Invader und Dark Side.

Mein Fazit

Tja, und was sage ich denn nun zu Zombicide Invader, Zombicide Dark Side und Zombicide Black Ops? Also, alle beiden Grundspiele finde ich echt klasse und mag ich sehr. Die Erweiterung empfehle ich nur eingefleischten Zombicide-Fans, denn so richtig anders macht diese Erweiterung das Spiel nicht. Was ich mag sind die Möglichkeit der Abwechslung und auch die 3 neuen Spielbretter mit den Szenarien bringen noch mal neue Herausforderungen. Mag ich.

Wenn ich mich zwischen Invader und Dark Side entscheiden müsste, so würde ich Invader bevorzugen. Dies liegt daran, dass ich mit der Dunkelheit in Dark Side nicht so gute Erfahrungen gemacht habe. Mir gefällt es nicht so sehr, nicht so weit sehen zu können, und damit auch nicht schieße zu können. Allerdings finde ich Dark Side atmosphärischer und auch etwas taktischer. Hier muss man schon etwas mehr taktieren und agieren, um zum Beispiel die Xenos auf sich aufmerksam zu machen, sie in bestimmte Bereiche zu locken, um sie dann auszubomben.

Auch mag ich in Dark Side die Schächte. Diese sind schon manchmal echt fies und erinnern mich an den Film Starship Troopers, wenn die fiesen Bugs sich ausbuddelten. In Dark Side sollten wir Xenos nur im Nahkampf begegnen, oder diese aus den Schächten locken. Fernkämpfe sind hier etwas herausfordernder.

An Invader mag ich die Klarheit und die klaren Regeln. Wir haben drinnen und draußen, wir brauchen Sauerstoff, wir haben Räume und wir haben die Fäulnis. Alles wirkt sehr sortiert und irgendwie „aufgeräumt“. Das finde ich schön und macht mir Spaß.

Von beiden Spielen würde ich, wie schon gesagt, eher zu Invader tendieren. Es ist von beiden zugänglicher, familientauglicher und aufgeräumter. Dark Side ist etwas taktischer, verdeckter und spezieller. Vielleicht wäre für Vielspielende Dark Side eher eine Empfehlung – ich weiß es nicht so genau.

Die Black Ops passen bei beiden Spielen, sind jedoch wie schon gesagt, eher für eingefleischte Fans, als für Neulinge gedacht.

Lecker

  • Hier wird nicht lange geplappert - hier wird losgeschossen. Schönes Schlachtplattenfetzen für die Familie.

Pfui

  • Irgendwie ist es immer das Gleiche, aber das geile Gleiche!

Fazit

Funfairist lädt die Wumme nach und sagt

Ihr fiesen Xenos, ich trete euch in den Arsch – und sei es mit Blei. Zombicide ist einfach klasse und ich vergebe hier einfach eine Superfritte. Ich mag die Ausstattung, die Szenarien und einfach das Spiel. Auch wenn das Spiel irgendwie immer das Gleiche ist, so ist das Spiel nicht langweilig. Immer mal wieder. So lautet die Devise. Zombicide ist wie ein guter Film: Den kann man auch immer mal wieder schauen, aber zweimal hinter einander. Na ja, vielleicht morgen noch mal. Herzlichen Dank an Asmodee, die uns Zombicide für diese Rezension zur Verfügung gestellt haben.
7

Superfritte