Coatl

Brettspiele Frittenrezensionen
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Gute Fritte

Ey du Schlange!

Kein Lama, kein Einhorn, nein: Ein Schlangenwesen hat eine Hauptrolle im neuen Spiel von den HeidelBÄRen erhalten. Ein Coatl. Glaubt man dem Internet, dann leitet sich das Wort Coatl vielleicht von Quetzalcoatl ab und das bedeutet „leuchtende Schwanzfederschlange“. Das klingt auch ganz stimmig – denn in Coatl ist es unsere Aufgabe, Schlangen zu bauen.

Inzwischen gibt es das Spiel schon seit ein paar Monaten auch in analoger Form. Ich durfte die digitale Version davon schon im August ausprobieren. Da war ich nämlich zu Gast bei der digitalen Games Night der HeidelBÄRen und wir haben Coatl gespielt. Das Video verlinke ich euch ganz unten unter dem Text, damit ihr auf jeden Fall weiterlesen müsst, bis ihr euch bei Youtube berieseln lassen dürft. 😉

Ein herzlicher Dank geht an die HeidelBÄRen, die uns das Spiel für die Rezension gestellt haben.

Das Spiel

Jedes Coatl besteht aus einem Kopf, einem Schwanz und mindestens einem Mittelteil – es können aber im Endeffekt beliebig viele Mittelteile werden. Bei Coatl kommt es schon ein bisschen auf die Länge an – denn je länger ein Coatl ist, desto mehr Punkte kann es eventuell bringen. Das hängt aber auch davon ab, welche Aufgaben man hat. Denn ich kann nicht irgendwie ein Coatl bauen, sondern sollte mich an den Prophezeiungen orientieren, die mir vorgeben, welche Farbkombinationen in meinem Coatl vorhanden sein sollten, damit ich Punkte bekomme. Manche Karten bringen mir zum Beispiel Punkte, wenn ich eine bestimmte Farbkombi verbaue. Teilweise sogar mehrfach!

Wie komme ich an die Coatl-Teile? Die liegen in der Mitte, im Tempel rum. Praktisch! Ich kann entweder 2 Mittelteile aus der Auslage nehmen oder 1 Kopf oder Schwanz. Bei den Mittelteilen muss ich aber auch immer wieder mal eine Farbe nehmen, die ich eigentlich nicht brauche – denn ich muss immer beide Mittelteile nehmen, die auf einem Feld legen. Nicht eins von beiden, nein, immer beide. Ja, auch, wenn du lieb fragst, musst du beide nehmen. Ja, auch, wenn du die eine Farbe eigentlich gar nicht willst.
Die Teile können auf dem eigenen Tableau zwischengelagert werden, aber es gibt dort nur 8 freie Plätze. Wie ihr euch vielleicht denken könnt: Das ist zu wenig Platz für zu viel, was man eigentlich machen möchte.

Ich darf bis zu 2 unvollständige Coatl vor mir liegen haben und immer, wenn ich eines abschließe – also Kopf oder Schwanz dransetze, sodass ein ganzes Coatl entsteht –  lege ich die gerade genannten Karten an, um zu werten. Es gibt dann noch die sogenannten Tempelkarten, die für zusätzliche Punkte sorgen.

Das Spiel endet, sobald jemand sein 3. Coatl fertig gebaut hat.

Es gibt auch noch die Opferplättchen, die man lt. Regel im ersten Spiel nicht benutzen soll. Ich würde sagen: Tut es trotzdem! Die machen das Spiel nicht schwieriger, sondern einfach abwechslungsreicher. Ohne würde ich das Spiel nicht mehr spielen wollen …

Falls ihr euch die Spielregeln mal anschauen möchtet, könnt ihr hier einen Blick drauf werfen. Zum Solospiel kann ich nichts sagen, denn wie ihr vielleicht inzwischen wisst, ist alleine spielen nichts für mich. Da spielt man gegen einen fiktiven Spieler namens ADAM.

Schlangenstark?

Das Spielmaterial macht auf jeden Fall einiges her und es macht Spaß, das alles anzufassen. Da nehmen wir die Spielertableaus aber mal raus, denn die sind als einziges echt ziemlich mau von der Qualität. Ich mag das Design des Spiels, die Symbole, die genutzt werden, sind eingänglich (die hat man nach dem ersten Mal erklären sofort drin) und die aufwändig bedruckten Beutel machen was her. Schön aussehen tut Coatl also schonmal.

Aber spielt es sich auch schön?

Ja, tut es. Coatl ist fluffig. Teil nehmen, Karte nehmen, Teil anbauen. Nächster. Zwischendurch immer mal wieder die Auslage der Coatl-Teile auffüllen. Fertig. Trotzdem ist es nicht einfach, sich zu entscheiden, was der nächste Schritt sein soll. So viele Möglichkeiten, viele Wenns und Abers … „Wenn ich hier 3 mal gelb-schwarz hintereinander baue, dann bekomme ich dafür 5 Punkte über die Prophezeiungen. Dann kann ich aber mit meiner Tempelkarte nicht mehr beide Aufgaben erfüllen, wobei mir dann 4 Punkte flöten gehen.“ Man muss also schon nachdenken, welches Körperteil man nimmt, welches Teil man wo anbaut, welche Karten man nehmen und welche man nutzen möchte.

Die Spielanleitung macht dieses Spiel meiner Meinung nach komplizierter, als es eigentlich ist. Coatl ist kein sonderlich komplexes Spiel, auch, wenn die Schachtel den Eindruck macht, dass darin ein Kennerspiel warten könnte …

Eine richtige Euphorie ist in keiner meiner Runden aufgetreten. Der Großteil der Menschen, mit denen ich das gespielt habe, hatte Freude am Spiel … aber es hat den meisten auch nach einer Runde gereicht. Kein Applaus, kein Konfetti, eher ein freundliches und wohlwollendes Nicken. Sprich: Coatl ist ein gutes Spiel, das Spaß macht, in dem aber weniger Komplexität steckt, als man glauben würde.

Würde ich es wieder spielen? Ja, auf jeden Fall! Denn mit einer Spielzeit von einer dreiviertel Stunde ist das eigentlich ruckizucki gespielt und macht sich gut auf dem Tisch – und es macht ja Spaß!
Gibt es Spiele, die ich eher auf den Tisch bringen würde? Auch ja! Aber es gibt so ein paar Menschen von denen ich weiß, dass ich Coatl noch mit ihnen spielen will, weil es ihnen Spaß machen wird.

Lecker

  • Das haptische Erlebnis beim Puzzeln der Coatl-Teile macht Spaß.

Pfui

  • Für stabile Spielertableaus hat es leider nicht mehr gereicht ...

Fazit

Kaddy coatlt.

  "Das, was anfangs noch sehr unterhaltsam war - vor allem das Grabbeln an den Coatl-Teilen - wurde schon bald "normal" - und so wurde dann irgendwie auch der Rest des Spiels bald - normal. Coatl punktet auf jeden Fall mit seiner Ausstattung (wenn man mal von den Spielertableaus absieht) - das Spielmaterial ist ziemlich cool: Plastikcoatlteile, fette Beutel und tolle Karten. Coatl macht Spaß und geht flott. Haut mich nicht um, aber unterhält mich. Somit tut es das, was es soll. In mir bebt kein Begeisterungssturm, eher so ein lauer Sommerwind. Aber auch der ist schön und fühlt sich gut an. "
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Gute Fritte