Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist gelb …
Ich sehe, was, was du nicht siehst und das ist gelb. Damit ist natürlich die Spielfritte gemeint, keine Frage. Bei Illusion geht´s auch darum, was wir sehen, aber viel mehr darum, wieviel wir wovon sehen. Und zwar in Prozent. Schätzen, vergleichen und tippen lautet hier also die Devise. Erfahrt mehr und klickt rein (und nein, der Artikel ist keine Illusion, den gibt´s wirklich.)
Das sind doch mindestens 42 Prozent!
Wolfgang Warsch hat dieses Jahr den Spielemarkt besiedelt und hat neben The Mind noch einige andere Spieler veröffentlicht. Eines davon ist Illusion, das im Frühjahr 2018 beim NSV erschienen ist. 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren
können hier im Glotzen gegeneinander antreten.
Wir danken dem NSV an dieser Stelle, dass uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.
Illusion
Laut Definition: „(Psychologie) falsche Deutung von tatsächlichen Sinneswahrnehmungen (im Unterschied zur Halluzination)“. Der Name ist auf jeden Fall schonmal durchaus gut gewählt.
Denn bei Illusion finden wir Karten mit … Kunst? drauf. Und wir finden auf all diesen Karten die 4 Grundfarben, die eine mehr und die andere mal weniger. Und dann gibt es auch noch Pfeilkarten, je 2 Pfeile in jeder Farbe. Es wird immer ein Pfeil ausgelegt, der angibt, um welche Farbe es in der aktuellen Runde geht. Und dann wird die erste Karte ausgelegt. Danach kommen reihum weitere Karten ins Spiel und der Spieler, der gerade dran ist, muss sich entscheiden, an welchen Platz die neue Karte gelegt werden soll. Ganz links muss nämlich die Karte liegen, auf der die aktuelle Farbe der Runde am wenigsten abgebildet ist, rechts die, die die Farbe am meisten aufweist. Und dann muss man entsprechend fleißig die Karten sortieren und an die hoffentlich korrekten Plätze legen. Ob es so stimmt, das erfährt man erst später.
So wird die Auslage der Karten immer größer, was wiederum auch bedeutet, dass die Abstände zwischen den einzelnen Karten dann kleiner werden. Und so wird es natürlich auch schwieriger, Karten noch in diese
Reihe einzupflegen.
Da das weiß Gott nicht immer einfach ist und man durchaus auch schnell mal anderer Meinung ist als der Spieler, der gerade was ausgelegt hat, gibt es als weitere Aktionsmöglichkeit die Chance, die aktuelle Runde aufzulösen und zu schauen, ob die gerade gelegte Karte wirklich am richtigen Platz liegt. Denn auf der Rückseite von jeder Farbenkarte ist angegeben, wieviel Prozent jede Farbe auf der Karte einnimmt. Und im besten Fall hat man es eben geschafft und die Reihenfolge ist trotz der gerade ausgelegten Karte aufsteigend. Liegt man daneben, bekommt wer anders nen Punkt. Und wer als erstes 3 Pfeilkarten bekommen hat, weil er korrekt „angeklagt“ hat, gewinnt. So einfach ist das.
Einfach?
Bei Illusion ist vieles definitiv nicht einfach. Mir fällt es unglaublich schwer, bei Karten Farben einzuschätzen, die nicht auf den ersten Blick total unterschiedlich viel Platz einnehmen. Es gibt Menschen, denen es ähnlich geht wie mir.
Wenn wir gemeinsam eine Runde gespielt haben, dann haben wir die angegebene Spielzeit von 15 Minuten weit überschritten. Warum? Weil wir alle wie Ochs vorm Berge vor der einen Karte saßen, wild irgendwelche Zahlen vor uns hin genuschelt haben, Vergleiche anstellten, wie sich die aktuelle Karte zu den anderen ausliegenden Karten verhält … Da hätte man auch ne Doktorarbeit draus machen können. Und wofür? Dafür, dass am Ende die Karte natürlich nicht an dem Platz lag, an dem sie hätte liegen sollen. Astrein. Wirklich.
Auf der anderen Seite war es gerade in den ersten Partien sehr witzig mit anzusehen, wie Menschen, vor allem Männer ;-), die von sich selbst behaupten, sowas tootaaal gut zu können, daran verzweifeln, Karten auszulegen.
Kunst
Aber erstmal: Respekt. Diese Idee zu entwickeln und dann 98 Karten mit Kunst in 4 Farben zu basteln, dann auch noch die prozentualen Verteilungen zu berechnen … Das ist schon echt ein Kunstwerk. Natürlich sind die Muster, die wir auf den Farbkarten keine hochkünstlerischen Leistungen. oder.. vielleicht doch. Aber ich verstehe Kunst nicht. Ich bin mehr so der Typ „Is dat Kunst oder kann dat wech?“. Aber wie auch immer: Die Idee ist wirklich mal was neues und das Spiel der Farben ist was Frisches. Der Slogan auf der Schachtel „Welche Farbe siehst du?“ ist irgendwie … unpassend? Welche Farbe wir sehen, das wissen wir ja. Dafür gibts ja die Pfeile. Viel interessanter ist doch, wieviel Farbe wir sehen, oder nicht?
Allerdings, wie es ja manchmal mit Kunst so ist (oder vielleicht kann man das auch mit Deko vergleichen?) – irgendwann hat man sich mal sattgesehen. Und so ging es mir auch bei Illusion. Wo die ersten Runden noch eine Menge Spielspaß gebracht haben und für Gelächter, Verzweiflung und „Waas? Das kann doch gar nicht sein!“-Ausrufe gesorgt haben, sorgten spätere Partien dann eher für ein „Joa, das passt da bestimmt rein“. *schieb*
Als ich das Spiel, nachdem ich schon eiiinige Runden auf dem Buckel hatte, in Runden mitgebracht habe, in denen Illusion das erste Mal auf dem Tisch lag, war die Begeisterung nicht ohne. Für mich hatte ich aber nach zig Partien dann nicht mehr unbedingt das Bedürfnis, das mehrere Runden hintereinander zu spielen – was mir auch andere bestätigten, die Illusion ebenfalls schon häufiger gespielt hatten.
Illusion als einen One-Shot zu bezeichnen würde dem Spiel nicht gerecht werden. Allerdings bin ich mir unsicher, ob es zu einem langjährigen Begleiter am Spieletisch werden kann, ohne Freude einzubüßen …
Gruppenarbeit
Ich kann mir gut vorstellen, dass Illusion als kooperatives Spiel auch gut funktioniert. Wenn man gemeinsam darüber sprechen muss, wie hoch die gesuchte Prozentzahl wirklich ist. Das wäre dann wiederum ein bisschen wie The Mind oder The Game – nur mit Sprechen und mit Farben und nicht mit Hasen und Stille.