Small Talk Bingo

Brettspiele Frittenrezensionen
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Gute Fritte

Damals, im Ferienlager.

Quatschen kann ich bekanntlich ganz gut. Das ist eine meiner Stärken. Ich bin gerne Teil von tiefgehenden Gesprächen, aber ich finde auch große Freude daran, Blödsinn zu labern. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon sehr viele Jahre Rollenspielerin bin, vielleicht aber auch einfach daran, dass ich eine recht aktive und ausgeprägte Fantasie habe.

Kein Wunder also, dass ich es kaum abwarten konnte, Bestleistungen bei Small Talk Bingo zu erbringen! Wie und ob das geklappt hat und was man da so alles bequatscht, davon will ich euch gern erzählen.

Zuerst einmal geht ein Dank an den moses. Verlag raus, der uns das Spiel für die Rezension gestellt hat. Danke dafür!

Peinliches Schweigen? Nicht mit mir!

Vor allem nicht, wenn man nur 2 Minuten Zeit hat, sich alles mögliche zu einem bestimmten Thema von der Seele zu reden. Denn genau darum geht es bei Small Talk Bingo. Es ist ganz einfach: 2 Menschen in der Gruppe unterhalten sich 2 Minuten lang über ein bestimmtes Thema, das durch eine Karte vorgegeben wird. Die anderen schreiben, bevor diese Unterhaltung losgeht, 9 Begriffe auf ihre Tafeln, von denen sie glauben, dass die Worte in dem folgenden Gespräch fallen werden. Dann wird die Uhr umgedreht und es geht los. Jedes Mal, wenn ein Begriff genannt wird, den man aufgeschrieben hat, wird er eingekreist.

Das Ziel ist es nämlich, ein Bingo zu kriegen: 3 Begriffe einzukreisen, die waagerecht, senkrecht oder diagonal aneinandergrenzend liegen! Dann ist es an der Zeit, laut “Small Talk Bingo” zu rufen und Punkte zu kassieren. Für ein Bingo gibt´s 6 Punkte für alle Beteiligten (also die beiden Talker und den bzw. die Bingoisten). Wenn es kein Bingo nach 2 Minuten gab, dann bekommt zumindest jeder der Ratenden 1 Punkte pro genanntem und somit eingekreistem Begriff. Alle anderen gehen leer aus.

Die Rollenverteilungen rotieren durch gezogene Karten, sodass jeder auch mal ans Quatschen kommt. Ich hab euch mal die Regel rausgesucht, falls ihr Lust habt, euch das ein bisschen genauer anzuschauen. HIER gehts lang.

Was kochst du eigentlich gern?

Hach ja, das war witzig. Ich hab das Spiel mit zu meinen Eltern genommen. Wenig Regeln, nicht komplex – das ist perfekt für einen Familiennachmittag. Mein Papa und ich haben uns über das Thema “Was kochst du gern?” unterhalten. Mein Mann war natürlich ruckzuck fertig mit seinen Begriffen, weil er sich total sicher war, zu wissen, was ich sagen würde. Als dann auch Mama fertig war, begannen die 2 Minuten. Mein Papa und ich legten los: Wir redeten über das, was wir nicht kochen mögen, über das, was wir total gern mal kochen würden, aber irgendwie sind wir ganz davon abgekommen, uns darüber zu unterhalten, was wir wirklich gern kochen. Es ging irgendwie von Höcksken auf Stöcksken und zack waren die 2 Minuten vorbei. Mein Mann war erschüttert! “Du hast weder Pommes noch Pizza erwähnt!! WAS IST LOS MIT DIR??” Ja, das koch ich gern und gut (vor allem TK-Pizza ;-)), aber irgendwie ist es in dem Gespräch dann nicht dazu gekommen, dass ich das meinem Papa erzähle. Dieser Moment war vor allem für uns witzig, ich glaube jedoch, mein Mann hat sich ganz schön geärgert, da er sich sicher war, super schnell ein Bingo zu kriegen. Das war wohl nix. Aber so ist das halt: Wenn man gerade im Fluss ist, dann kann das Thema halt auch mal ein bisschen abweichen … 😉

Manche kennt man, manche kennt man (noch) nicht.

Es macht auf jeden Fall einen Unterschied, ob man das Spiel mit Menschen spielt, die man kennt oder mit jenen, die man (noch) nicht kennt.

Man kennt sich nicht und muss Begriffe notieren: Man muss überlegen, wie man die Personen einschätzt, die sich jetzt gleich unterhalten. Finden die gemachte Möpse gut oder nicht? Kochen die richtig oder eher Pommes und TK-Pizza? Da kann die Wortfindung schonmal ein bisschen länger dauern. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, die 2 Minuten für´s Quatschen auch für die Wortfindung der Bingoisten zu nutzen, damit es nicht zäh wird, wenn man aufeinander warten muss.

Man kennt sich nicht und muss quatschen: Je nachdem, welches Thema auf der Karte steht, überlegt man vielleicht, wie radikal man ein bestimmtes Thema rangeht. Beispielsweise: “Ich finde, aufgespritzte Lippen sind nur was für hochnäsige Tussen mit Selbstbewusstseinsproblemen.” Wenn jemand in der Runde sitzt, der sich die Lippen hat aufspritzen lassen, dann kann das natürlich auch zu Spannungen führen. Gut, mir wäre das relativ Wurst, weil ich meine Meinung auch kundtue, wenn sie anderen nicht passt, aber ich bin da vielleicht nicht unbedingt die Norm. Das Spiel heißt zwar Small Talk Bingo, aber man kann sich durchaus nach Ablauf der 2 Minuten auch weiter darüber unterhalten. Ist bei uns auch öfter vorgekommen. Wieso? Weil die Talker einen Satz noch zu Ende bringen wollen. Und die Bingoisten wollen wissen, warum das Wort XY nicht genannt wurde, weil es doch total logisch ist, dass man genau darüber spricht, wenn man über dieses Thema spricht.

Man kennt sich und muss Begriffe notieren: “EZ! Die kenn ich schon seit Jahren, ich weiß, was die sagen werden!” Die Wortfindungen gehen recht flott, weil nab schon häufiger Unterhaltungen miteinander geführt hat und die Einstellung der Leute zu bestimmten Themen kennt. Wenn man die Einstellung zu einer Sache nicht kennt, dann kann man zumindest ableiten, was wahrscheinlich dafür wäre. Man kennt sich eben. Das Problem: Talker sind unberechenbar!

Man kennt sich und muss quatschen: Hier kann man nach Herzenslust einfach losquatschen und sagen, was man will. Aber: wenn man sich kennt, dann schweift man auch mal schnell ab. “Weißt du noch, als wir letztens Pommes gekocht haben? Das war so wie beim Camping vor 3 Jahren, als…” Ihr wisst vielleicht, was ich meine, oder? Und mal ehrlich: Die Bingoisten kennen einen doch. Dann müssen die auch wissen, dass man abschweift und vor allem: wohin man abschweift. Das ist ja nun wirklich kein Hexenwerk – oder?

Viel zu erzählen.

Insgesamt 180 Themen (also 90 Karten) stecken in der Schachtel, es wird also sicherlich nicht langweilig. Und mal von der Anzahl der Karten abgesehen: Die Themen sind total unterschiedlich: Reise, Musik, Essen, Hobbies … Sehr viele Lebensbereiche werden eine Rolle spielen. Und wenn man möchte kann man sogar eigene Plauderkarten erstellen. Dann sit das Spiel auch in ganz bestimmten Kontexten nutzbar: Im Konfirmandenunterricht, bei einem runden Geburtstag oder auch als spielerisches “Lehrmittel” zu einem bestimmten Thema.

Small Talk Bingo ist nach meiner Erfahrung nichts, was man den ganzen Abend spielt. Aber man kann es gut nutzen, um sich kennenzulernen oder einfach, um ein bisschen zusammen zu sitzen und zu quatschen.

Lecker

  • Die Themen sind echt vielseitig.
  • Quatschen geht auch ohne Ahnung ;-)
  • Alle sind immer beschäftigt.
  • Man quatscht auch mal über Themen, über die man sonst nicht reden würde.

Pfui

  • Manchmal weiß man einfach nichts bestimmtes über das Thema zu sagen.
  • Wenn man mehrfach total daneben liegt, ist es irgendwie frustrierend.

Fazit

Kaddy schwafelt

  "Von mir gibt es für Small Talk Bingo eine solide gute Fritte. Die Idee finde ich cool und sie ist vielseitig als Partyspiel einsetzbar: Schnell erklärt und schnell gespielt - aber nicht schnell vergessen. Denn hier und da ist Small Talk Bingo in der Lage, dauerhafte, amüsante Erinnerungen zu erschaffen. Allerdings ist es ja Small Talken im Spielgewand - was wiederum zu Frustration führen kann, wenn man einige Runden lang daneben liegt und keine Punkte macht. Das war bei uns gar nicht so selten der Fall. Small Talk Bingo ist das, was es sein soll: Ein kurzweiliges Quatsch-Spiel. Genau das ist es und das macht es auch gut. Aber man braucht die richtige Truppe für sowas. Wenn man Leute dabei hat, die sich "so schnell" (*räusper*) nix zu einem bestimmten Thema denken können, dann kann man das Spiel auch wegpacken und was anderes spielen. Man muss schon Bock haben, zu quatschen und vielleicht auch mal Blödsinn zu reden. Oder einfach kreativ zu sein und das beste aus diesem Spiel herauszuholen: Eine gemeinsame Wortbingoerfahrung. "
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Gute Fritte