Wettlauf gegen die Schmilz-Zeit
Na los, hopp hopp, nicht bummeln: Unsere Spielfiguren schmelzen. Was? Schmilzgefahr bei Cool Runnings? Genau! Denn in Cool Runnings von Olivier Mahy (erschienen bei Ravensburger) sind unsere Spielfiguren Eiswürfel und Eiswürfelrinnen, die ein Wettlauf Spielplänen veranstalten. Ziel: Das Ziel. Oder nicht von der Bildfläche verschwinden, denn die Mitspielenden haben es auf uns abgesehen. Warme Hände, der Hauch des Todes und die Pipette des Leids warten auf uns. Wir schauen auf das höchst amüsante Wettlaufspiel Cool Runnings.
Sanduhren aus Eis
Die Frage ist: Spielt man Spiele mit der Thematik Weihnachten wirklich nur zur weihnachtlichen Zeit? Kommen Spiele, in denen es um Ostereier geht, echt nur zu Ostern auf den Tisch? Und wie wahrscheinlich werden wir ein Spiel, bei dem der Spielstein ein Eiswürfel ist, zur Winterzeit auf den Tisch stellen? Die Zeit wird es zeigen. Gerade jetzt zu den sehr warmen Temperaturen ist ein eiskalter Eiswürfel in der Hand ein Segen. (Anmerkung: Die Rezension ist zur Sommerszeit entstanden.) Nicht für die Mitspielenden, denn die wollen den eigenen kleinen Frostklumpen im Ziel sehen, und nicht als plätschrige Pfütze im bunten Becherchen.
Cool Runnings heißt der Familienspaß, der etwas anderen Wettlaufspiele. Eine Art Neu-Interpretation von Sanduhr hat sich Olivier Mahy ausgedacht: Eiswürfel. Sie sind die Spielfiguren, die nicht verschwinden sollen. Ist die Figur geschmolzen, ist der Wettlauf für diese Person vorbei.
Eiswürfel zu benutzen ist nicht neu. Das Spiel Meltdown nutzt dieses Prinzip zum Beispiel auch, bei dem das Spielfeld aus Eis besteht, welches nach und nach verschwindet. Auch Schachspiele aus Eis existieren, und weitere Interpretationen gibt es noch und nöcher: Spielfiguren aus Schokolade, Süßigkeiten als Ressourcen, etc.
Aber ein Wettlauf mit Eisfiguren ist mir bisher nicht bekannt. Ist auch egal, ob es das schon gab, oder nicht, die Frage ist doch: Kann das Spiel was?
Und ob es was kann! Cool Runnings ist ein lustiges und sehr amüsanten Familienspiel, was für erfrischende (und nasse) Hände sorgt, eine lustige und spannende Stimmung am Tisch erzeugt und besonders Kinder zu böswilligen Gegnern werden lässt.
Eiskalt erwischt
Das Spielprinzip ist sehr einfach: Die Spielpläne werden ausgelegt, die Eiswürfel (die muss man vorher machen, geht aber sehr schnell, da nur 6ml Wasser zu Würfel gefroren werden) in die Schalen gelegt und die Karten gemischt. Und schon kann es losgehen. Wer dran ist, spielt eine Karte aus: Entweder als Bewegungskarte, oder als Aktionskarte. Die Bewegungen bringen die eigene Figur nach vorne (oder auch mal zurück, kommt drauf an). Die Aktionen sind Angriffe auf die anderen Mitspielenden. Diese können, wenn sie sich nicht wehren können, eine saftige warmfröhliche Attacke genießen, he he he …
Angriffe können sein: Den kleinen Frostklotz kleinrubbeln, anhauchen, in den warmen Patschehändchen schmelzen lassen, mit Salz bestreuen, eine chinesische Wasserfolter via Pipette erfahren lassen und so weiter. Wie in Hostel können wir der Foltermöglichkeiten frönen und hören dabei das jämmerliche Leiden der Eiswürfel nicht, weil das geifernde Gelächter es übertönt. Muahhhh muahhhh haaaaaa ….
So spielt sich das Spiel reihum durch weg- und voranrennen, oder durch quälende Schmelzaktionen. In unseren Partien hatten wir die Erfahrungen gemacht, dass jüngere Spielende eher die zweite Aktion aufsuchten, und eine Freude daran hatten die kleinen Eiscuben zu Wasser verenden zu sehen. Gemeine Biester ihr!!!
Feuchtfröhlicher Schmilzspaß
Das kann man nicht anders sagen: Cool Runnings ist ein Spaß. Ein feuchtfröhlicher Spaß. Wir hatten echt viel Freude mit dem Spiel und diese Folterattacken sorgten für gemeines Gelächter am Tisch. Besonders bei warmen Temperaturen macht das Spiel richtig Laune, wenn man sich mit den Spielfiguren der anderen abkühlen kann.
Bei Spielrunden im Garten bei sehr warmen Temperaturen hatten wir die Menge an ml etwas erhöht. Hier spielte die Sonne mit und zeigte sich erbarmungslos allen Spielfiguren gegenüber. Draußen spielten wir mit Figuren von 9 ml Größe. Das was schon etwas besser. Drinnen kann man ruhig auf die 6 ml gehen. Das passt ganz gut.
Gemein ist es, wenn manche Menschen auf Zeit spielen, und extra langsam die Karten ausspielen. „LOS!!! Mach hinne!“, war dann zu hören. Eine Anspannung, die ich nur von Sanduhren her kenne. Sehr schön, das hat mir sehr gefallen.
Kritik
Etwas Kritik muss ich bei den Karten äußern. Während die Spielplanteile wasserabweisend sind, sind leider die Karten nach ein paar Mal Gebrauch schon recht stark aufgeweicht. Bei einigen ist sogar die Farbe abgegangen. Schade! Hier empfehle ich die Hände immer mit einem Tuch trocken zu rubbeln, bevor man wieder die Karten in die Hand nimmt. Sonst hat man bald aufgelöste Karten.
Ansonsten ist das Spiel ein wunderbares Familienspiel und macht wirklich sehr viel Freude. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auch bei nicht ganz so warmen Temperaturen Cool Runnings auf den Tisch hole.