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Damals

Erinnern wir uns doch einmal zurück, an die Zeit, in der Holzfällerhemden mit Karomuster, kaputte Jeans und furchtbare Frisuren total in waren. Haben wir nicht alle zu Weihnachten unterm Baum die dicken Geschenke liegen sehen? Und haben wir nicht alle auch schon aufgrund der Verpackungsgrösse erahnen können, welches tolle Brettspiel nach dem Klingeln des Glöckchens endlich unser Eigen war? War das nicht klasse? Papier aufreißen ohne Rücksicht auf Verluste, Karton auf, auspöppeln, Tütchen aufreißen, Anleitung lesen und noch am heiligen Abend mit Mama und Papa „Maus Reiß aus!“ zocken, bis der Käse glüht.

Und heute?

Erinnern wir uns mal zum Beispiel an Weihnachten 2012 – gleiche Szene, im besten Fall aber ohne Holzfällerhemd und komische Frisur. Der Weihnachtsbaum steht dort in voller Pracht und leuchtet, so viel wie die Steckdose hergibt, unter dem Baum – ein Briefumschlag. Dat soll’s gewesen sein?! Ein popeliger Umschlag?! Was finden wir darin? Eine kleine Karte. Mh, sieht irgendwie aus, wie eine Telefonkarte, so wie damals, als man die in regelmäßigen Abständen an der Post oder dem Büdchen nebenan gekauft hat, um immer im Notfall jemanden anrufen zu können. Komischer Zahlencode, den man nach dem Freikarten auf der Rückseite erkennen kann. Das ist ein iTunesgutschein! Wie geil! Wenn Mama und Papa einen wirklich lieb haben, dann sind das mal locker 10 Spiele! Da soll sich nochmal jemand wagen, mir ein Spiel zu schenken.

Vielleicht ahnt der eine oder die andere nun, worauf ich eigentlich hinaus will. Nein. Ich möchte euch nicht (zumindestens nicht in diesem Moment) von meinen letzten Familienfeiern berichten, nein, ich möchte eher über den besagten Briefumschlag unter’m Baum sprechen.

Wer braucht schon Haptik?

Jeder der diesen Artikelt liest, wird, so wie ich denke, das eine oder andere Brettspiel zu Hause im Schrank stehen haben. Und jeder hat diese ja auch aus verschiedenen Gründen. Der eine, weil er einfach gerne spielt, der andere, weil er es liebt, Dinge auszupöppeln, bevor er das Spiel immer und immer wieder zockt, der nächste vielleicht, weil da so viele tolle Spielmaterialeln drin sind. Welche Beweggründe auch immer ihr habt, ihr habt die Spiele, baut sie auf und stellt sie auf den Tisch und fasst sie an, bei Spielen aus China riecht ihr es auch ganz besonders und fühlt euch danach vielleicht sogar so leicht. Und frei …
Und plötzlich? BÄMM! Die Revolution. Der angebissene Apfel bringt einen kleinen Computer raus, den man mit seinen Fingern und ganz ohne Maus bedient. Ein Tablet. Ein iPad. Man kann Icons hin und her schieben, Bilder größer und kleiner machen, hier tapsen, da anpacken. Das klingt doch nach einem prädestinierten Ding für Spiele! Das dachten sich auch einige Spieleverlage und kratzten die letzten Euros aus der Kaffeekasse zusammen, um ein paar Nerds einzustellen, die aus BRETTspielen TABLETspiele programmieren sollten. Das Tablet kann übrigens auch ganz hervorragend als Brett zum Tragen von Gegenständen genutzt werden. Was für eine kreative Namensgebung, mannomann.

Ein APPle für den APPetit

Ich spreche hier von dem angebissenen Apfel, weil man – warum auch immer – eine viel, viel größere Auswahl an Brettspielumsetzungen auf iOS erleben kann, als dass es z.b. auf Android möglich ist.
Dieser Punkt war, unter anderem, tatsächlich ein wichtiger Aspekt, weswegens ich mich für den Apfel entschieden habe. Auf Android kannse nich zocken. Wat willse dann damit?! Also musste ein iPad her. Und da ist es. In seiner hübschen pinken Hülle liegt es hier und haucht mir zärtlich ins Ohr: Spiel mit mir. Und ich gehorche ihm. Also wird der iTunes Store erstmal nach allen bekannten und nicht bekannten Spieleverlagen abgesucht und es wird alles gekauft und runtergeladen, was der Gutscheincode noch zulässt. (Ich spreche jetzt natürlich nicht davon, wie teuer eine SpieleApp wäre, wenn man den Gerätepreis drauf rechnen würde.)

A jetzt kann immer gezockt werden. Beim Bahnfahren, beim Toilettengang, beim Baden (wenn man sich traut), bei auf der Couch liegen, beim gemeinsamen, langweiligen Abendessen. Das tolle ist, die meisten SpieleApps werden, im Gegenatz zu dem einen oder anderen Abendessen, nicht langweilig, und wenn doch, dann lädt man sich in Sekundenschnelle ein neues Spiel runter.
Beim Essen kann man nur aus Versehen den Hühnchenbollenknochen mit runterschlucken und hoffen, dass es ganz schnell vorbei ist. Und auch in der Frittenschaufel kann man ein abgebrochener Plastikpiekser sein, der von der Gabel abgesprungen ist. Auch hier erhofft man einen schnellen Abgang, und kein ewiges Rumgeröchel.
Ab jetzt wird sich  die Spielfritte auch mit der einen oder anderen SpieleApp auseinandersetzen. Wenn die Spielfritte ein nettes oder gar schreckliches und unAPPetitliches Leckerli für euch hat, heißt es nun: Einen (relativ) Guten APPetit! Viel Spaß.

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