Die Abenteuer des Robin Hood

Brettspiele Frittenrezensionen

Hut auf, Bogen gespannt und los gehts!

Kaddy: Na, Funfairist, weißt du noch, als wir uns beim Kosmos-Pressetag ins Gebüsch gestellt haben, um ein Foto mit grünen Papierhüten, der Box von Robin Hood und dem Pfeil zu machen? Was haben wir gelacht!! Wenn gerade die Mütze mal hielt, drohte das Spiel oder der Laptop zu fallen. Das Presseteam von Kosmos ließ sich seeeeehr viel Zeit mit dem Herunterzählen, damit auch alle gleichzeitig bereit fürs Gruppenzoomfoto waren. Dein Arm hat gezittert wie Espenlaub, weil du den Laptop am langen Arm festgehalten hast … Ach, was war das großartig! Was haben wir gelacht! Und gab es da nicht auch ne Nachoplatte?! Naja, aber das ist eine andere Geschichte.

 
Geschichte – geile Überleitung!
 
Ja, genau, denn wir waren an diesem Tag zusammengekommen, um die Geschichte von Robin Hood zu erleben. Diese Geschichten hat der gute Michael Menzel nämlich zu Papier gebracht (also sowohl die passenden Bilder, als auch die Geschichten) und in eine Schachtel gesteckt – und das sind die Abenteuer des Robin Hood geworden!
 
Bevor ich dich nach deiner Meinung frage, Funfairist, erzähle ich erstmal, worum es bei dem Spiel geht … natürlich nur so viel, wie spoilerfrei geht 😉 Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an Kosmos, die uns das Spiel für diese Besprechung zur Verfügung gestellt haben. 
 
Robin Hood ist ja bekanntlich die Stimme der Guten im Sherwood Forest, er nimmt den Reichen, gibt es den Armen und sorgt für Gerechtigkeit. Und mit ihm am Start sind Little John, Maid Marian und Will Scarlet. Also … vielleicht nicht alle von ihnen sind immer dabei, das hängt von der Spielerzahl ab … aber da erzähl ich gleich noch ein paar Worte zu. Was machen wir hier? Wir schlagen das Hardcoverbuch auf, das sich auch in der Schachtel befindet und lesen. Dort erfahren wir nämlich die Geschichte, um die es geht, die, in der wir stecken! Denn wir verkörpern die eben genannten Charaktere und wir müssen die Geschichte und mögliche Aufgaben selbst entdecken und lösen. Das ist auch das besondere an diesem Spiel. Stellt euch vor: Ein Spielplan, der keine Spielfelder oder sowas hat, sondern im Endeffekt eine riesige Illustration ist, in der immer wieder überall Token im Spielplan versenkt liegt, die man rausnehmen kann. Was sich jeweils dahinter verbirgt? Naja, das sind die Dinge, die ihr herausfinden und deren Konsequenzen ihr tragen müsst! 
 
Ihr bewegt euch bei Robin Hood auch nicht einfach von Feld zu Feld und eine Spielreihenfolge gibt es auch nicht. Demnach ist an diesem Spiel eine Menge ungewöhnlich. Die Spielreihenfolge wird durch farbige Scheiben bestimmt, die aus einem Beutel gezogen werden. Die Bewegungen führt ihr mit euren Figuren durch und davon habt ihr mehrere, die ihr aneinander reiht, um die Entfernung zu bestimmen, die ihr zurücklegen könnt. Wenn ihr die längste der Figuren nicht benutzt, könnt ihr weiße Würfel in den Beutel werfen, was dazu führt, dass auf lange Sicht Proben im Spiel leichter zu meistern sind. Denn dafür müsst ihr es schaffen, einen weißen Stein unter viiiieeeleen lilafarbenen aus dem Beutel zu ziehen. Und je mehr drin sind, desto einfach (oder sagen wir besser: machbarer) wird es. Je länger ihr braucht, um Dinge aufzudecken (im wahrsten Sinne des Wortes), desto weiter schreitet die Zeit voran und desto wahrscheinlicher ist: Die Legende nahm ein böses Ende … ach nee, falsches Spiel. ;-D Naja, desto wahrscheinlicher ist es, dass man das, sagen wir mal „Problem“, nicht gaaaanz so gut gelöst hat. Da lohnt ein weiterer Versuch. 

Zusammengefasst

 
Wir haben also ein wunderschön illustriertes Spiel, das großflächig den Tisch einnimmt. Wir haben jede Menge Holzteile, die entweder im Beutel oder auf dem Spielplan landen. Weiße und lilafarbene Würfel benutzen wir für Proben, unterschiedliche Scheiben für unterschiedliche Charaktere. Bewegungen finden durch Aneinandereihen von Charakteren auf dem Spielplan statt. Es gibt bestimmte Orte auf dem Spielplan, die Details in der Geschichte offenbaren, wenn man sie berührt. Was dann geschieht, liest man im Buch der Abenteuer des Robin Hood nach.
 
Ich denke, das ist in aller Knappheit das wichtigste vom Spiel, oder? Dann erzähl doch mal bitte, Funfairist, von deinen Erfahrungen mit diesem Spiel. Wie hat es dir gefallen? 
 

So, dann melde ich mich mal sehr gerne.
Ja ja, das war schon ein toller Tag, und ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie wir in den Büschen hingen, und gemeinsam das Foto machten. Sehr cool.
Aber darum soll es ja nicht gehen, Du hast mich ja gefragt, wie mir das Spiel gefallen hat, und wie meine Erfahrungen waren.
Ich habe das Spiel und meine Erfahrung damit leider nicht in so guter Erinnerung. Ich habe es ja insgesamt zweimal gespielt, und ich muss sagen, beide Erlebnisse waren eher so la la.

Darum schreibe ich gerne mal auf, warum nicht nur mir, sondern auch meinen Mitspielern das Spiel nicht so sehr gefallen hat. Und ich schreibe auch gerne auf, woran ich meine Unfreude hier und da festmachen kann.
Tatsächlich lag der größte und schwerwiegendste Grund in der Freiheit im Spiel. Ganz ehrlich: Selten habe ich mich so unfrei in einem Spiel gefühlt, wie bei Robin Hood. Und das erging nicht nur mir so, sondern auch meinen Mitspieler*innen. Wir wurden geleitet, geführt und das Buch bestimmte, was zu tun war. Es gab keine großen Nebenentwicklungen und ein „spielerischer Ausbruch“ war auch nicht gegeben. Dies liegt sicherlich auch daran, dass ich finde, dass im Spiel zu wenig „Spiel“ steckt, aber dazu komme ich gleich noch.

Zu wenig Spiel:
Ja, das ist tatsächlich ein großer Minuspunkt bei dem Spiel, der mir aufgefallen ist. Das Spiel ist so hochkarätig ausgestattet, hat ein Buch, wie manch andere Spiele nur von träumen können, aber was steckt eigentlich spielerisch im Spiel? Ich finde einfach zu wenig. Wir bewegen die Holzfiguren wie bei TableTopSpielen, nur dass das Messen ausfällt. Den Weg suchen wir, wobei hier ganz klare Ziele anstehen. Erkundungen und Überraschungen sind eher Zufall, oder im Spiel eingeschrieben.
Das einzig Verspielte ist, wie wir kleine Holzscheiben ziehen, und dann unsere Aktionen durchführen. Karten – nein. Würfel? Auch nicht. Wir haben nur das Buch, und spielen uns durch das Buch hindurch.

Das ist nicht nur mir, sondern meinen Mitspieler*innen auch sofort aufgefallen: „Hm, eigentlich spielen wir hier ein Spielbuch durch!“ Genau, lesend spielen wir, aber auf dem Brett passiert nicht sonderlich viel.
Darum habe ich mich gefragt: Warum??? Warum übersetzt man ein Spielbuch in ein Brettspiel, was größtenteils auch durch ein Buch gesteuert wird. Es brauch das Buch und die Geschichte drin, sonst funktioniert das Spiel nicht. Sorry, aber dafür brauche ich nicht so ein großes Spiel auf dem Tisch.

Weiter kommt noch die Pulerei hinzu, die wir bei diesem Brettspiel-Adventskalender durchführen. Schon nach einer Doppelpartie sahen manche Ecken total zerfranst aus. Oh weh. Nachdem das Spiel mal durchgespielt wurde, sahen die Ecken schon sehr übel aus. Das habe ich nach dem einmaligen Lesen nicht, das kann ich schon mal sagen.
Aber über die Verbrauchbarkeit des Spielmaterials will ich mich gar nicht auslassen. Das ist schon okay, und eine gute Zeit hinterlässt auch hier und da Spuren.

Ich kann mir gut vorstellen, dass in manch Familien dieses Spiel ganz gut ankommt, und interessierte und neugierige Mitspielende wollen sicherlich wissen, wie es weitergeht im Wald und in der Umgebung. Darum wird Robin Hood seine Abnehmer finden. Mich und meine Mitspielenden hat es eher peripher erreicht, und kann gerne weiterziehen. Da spiele ich doch lieber andere Spiele, die mehr in der Schachtel haben, als ein Spielbuch.

 
Kaddy: Ich für meinen Teil kann diese Meinung nur ganz wenig teilen. Ich hatte eine wirklich gute Zeit mit Robin Hood, habe die Abenteuer total genossen und das Spielerlebnis war ziemlich immersiv. Ja, es steckt irgendwie wenig Spiel hier drin. Figuren über den Plan schieben, Scheiben und Würfel aus dem Beutel ziehen und Geschichten vorlesen – mehr ist es mechanisch ja eigentlich nicht. Aber uns hat das total abgeholt, weil es so gut zusammenpasst. Wir hatten (natürlich) die passenden Playlists im Hintergrund laufen und haben es uns gemütlich gemacht. Wir haben allerdings auch zu zweit alle 4 Charaktere gespielt, weil man da ein bisschen mehr erkunden kann und unterwegs ist, auch, wenn es von der Zeit, die man allgemein hat, knapper wird. Es war ein tolles Erlebnis, ein bisschen frischer Wind, tolle Geschichten in einem schönen Gewand. Auch, wenn ich zugeben muss, dass die Token, die man aus dem Spielplan pult, schon nach der ersten Partie total angeknabbert aussahen, an den Ecken, weil man hin und wieder nahezu an den Ecken knibbeln musste, um die daraus zu kriegen. Da hätte der Königliche Pömpel echt einen guten Dienst erwiesen. Aber naja, hätte hätte. Ein bisschen schade (im Sinne von: Oh nein, ärgerlich) war auch, dass die Stücke aus dem Plan, wenn man sie umgedreht hat, leider nicht mehr zu 100% ins Bild passten, weil offenbar die eine Seite ein bisschen höher gedruckt war, als die andere. So hat sich eben das Bild an einigen Stellen leider ein bisschen gebrochen, wenn man die Token umgedreht hat.
 
Ansonsten gibt’s von mir allerdings echt nur gutes Feedback. Richtig tolle Sache, die mir einfach eine Menge Spaß und viele schöne Erinnerungen beschert hat. 
Was sagst du denn zum Design und zum Einstieg ins Spiel? Im Gegensatz zu Andor muss man ja hier einfach alle Materialien einfach auf den Tisch werfen und kann dann quasi schon anfangen…
 

Funfairist: Das Design ist Bombe. Es ist wie ein Bild und es schaut echt gut aus. Michael Menzel halt. Und ich kann mich in den schönen Zeichnungen echt verlieren. Auch dass das Spiel keine Felder hat (also im klassischen Sinne) finde ich eine ganz pfiffige Idee, wobei manch Spiele dies schon zuvor gemacht haben. Aber dennoch: Material und Ausstattung sind super. Allein das Buch ist so hochwertig und schön gestaltet, das ist schon echt klasse.

Aber leider motze auch ich hier wieder etwas rum, denn auch bei Robin Hood, wie bei manch anderen Spielen, die damit angeben: Sofort loslegen zu können, keine Regeln lesen, sofort spielen …, kommen wir nicht drum herum Regeln zu lesen. Sie sind versteckt. Aber es gibt sie. Tatsächlich braucht es ganze 2 Runden von Robin Hood, um die Grundregeln zu verinnerlichen, und da kommen einige Regeln auf die Mitspielenden zu, sie müssen peu a peu vorgelesen werden. Statt eines Regelhefts, haben wir hier Seiten im Buch. Es stimmt: Wir können das Material ausschütten, und recht flott spielen. Aber Regeln haben wir hier auf jeden Fall. Nur lesen wir sie uns vor. Das könnten wir mit jeder beliebigen Standardregel auch machen.

Das fiel mir schon bei Andor auf, auch hier haben wir uns die Regeln hier und da von den Karten vorgelesen. Friedemann Friese hat dies ebenso gemacht, und manch andere auch. An sich habe ich hier nichts gegen, und das ist schon okay, gemeinsam das Spiel zu erarbeiten und zu erfahren. Aber ich fände ein angemessenes Wording hier angebrachter.