Es war einmal ein fernes Land …
Einer der aktuellen Trends in der Szene sind ja bekanntlich Legacy-Spiele. Spiele also, die sich im Laufe des Spielens weiterentwickeln und zwar abhängig von den Entscheidungen, die die Spielenden treffen. Bekannt sind vor allem kooperative Legacy-Spiele wie Pandemie oder auch Spiele wie Risiko-Evolution. Beides sind quasi Weiterentwicklungen von bereits bestehenden Spielen.
Ja, und dann kam die Ankündigung der großen, schweren Schachtel, auf der der Name „The Rise of Queensdale“ prangt. Ein eigens als solches entwickeltes, kompetitives Legacyspiel, das uns mitnimmt in das Königreich Queensdale.
Wie es bei Legacy-Spielen nunmal so ist, sollte ein Bericht darüber am besten spoilerfrei sein – denn solch ein Spiel lebt natürlich vor allem davon, es zu erkunden, kennenzulernen und sich mit ihm gemeinsam weiterzuentwickeln. Jede „geheime“ Info, die man ausplaudern könnte, führt wahrscheinlich zu Einbußen am Spielspaß. Das wollen wir nicht. Von daher halten wir es bei uns spoilerfrei und ihr erfahrt hier, wie unsere Reise nach Queensdale war.
An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Ravensburger, die uns das Spiel als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!
Die Geschichte, die uns in Queensdale erwartet, ist sicherlich keine, die man noch nie gehört hat: Queensdale wird von König und Königin regiert und die Königin ist krank. Gott sei Dank hat es nicht den König erwischt. Man stelle sich vor, er hätte Männerschnupfen! Das Königreich wäre dem Untergang geweiht! 😉 Naja, zurück zur Königin. Trotz alledem – oder vielleicht gerade deshalb? – muss Queensdale weiter aus- und aufgebaut werden. Es gibt jede Menge zu tun.
Das Spielprinzip ist eigentlich ganz simpel, wenn man sich erst einmal mit dem Haufen an Spielmaterial vertraut gemacht hat (von dem man übrigens den Großteil eigentlich erstmal nicht sehen darf). Jedem Spieler stehen Würfel zur Verfügung, die man würfelt und dann einsetzt, um unterschiedliche Aktionen auszuführen oder um an Ressourcen zu kommen.
Gespielt wird in Epochen und jede Epoche hat besondere, einzigartige Ziele, die es zu erreichen gilt und natürlich entwickelt sich die Geschichte Queensdale auch von Epoche zu Epoche immer weiter. Immer mehr Dinge passieren, mit denen man nicht gerechnet hat – und es werden sicherlich aber auch einige kommen, von denen man dann nicht ganz so überrascht ist. War zumindest bei mir so.
In den ersten beiden Epochen dachte ich mir noch: „Okay, das ist gerade nicht sonderlich anspruchsvoll irgendwie, aber naja … “ und würfelte fleißig meine Würfel und machte Aktionen. Von Epoche zu Epoche wurde es mehr – mehr Auswahlmöglichkeiten, mehr Spielmaterial, mehr Geschichte, mehr (un)geahnte Vorfälle, mehr Spaß.
Queensdale – ich hab dich lieb.
Queensdale hat mich in seinen (oder ihren?) Bann gezogen. Immer noch eine Epoche und noch eine spielen, auch, wenn die Nacht immer kürzer wird. Egal! Ich will doch wissen, was als nächstes passiert. Ich will meinem Mitspieler in Sachen Punkte davon laufen – oder ihm beim Davonlaufen zuschauen. 😉 Im Hintergrund läuft mittelalterliches Tüdelü, was leckeres zu trinken und zu essen steht bereit und die Reise kann losgehen. Und wenn ich Reise sage, dann meine ich das auch so. Queensdale zu spielen ist ein Erlebnis, ein besonderes Ereignis, wenn man sich darauf einlässt und die ganze Atmosphäre um den Spieltisch herum auch anpasst.
Ich habe Leute reden hören, dass die Geschichte ausgelutscht sei, dass die Rollen der Charaktere nicht intensiv genug gespürt werden, dass zu wenig / zu viel Auswahl von allem / nix vorhanden ist. Alles. Ich hab sogar Pferde kotzen sehen. Ich kann für meinen Teil nur sagen: Lässt man sich auf Queensdale ein und hat nicht den Anspruch an das Spiel, dass mit der ersten Epoche ein absolutes Expertenspiel vor einem liegt UND hat man dann auch noch Freude an Atmosphäre und Spielgefühl – dann wird Queensdale für Freude sorgen. Ich für meinen Teil freute mich über jede neue Wendung, die die Geschichte nahm, über jedes (naja, fast ;-)) neue Spielmaterial, über jede Herausforderung. Und wir (wir haben Queensdale zu zweit gespielt) haben uns auch nicht immer so verhalten, wie sich ein Powergamer verhalten würde. Wir haben uns so verhalten, wie es der Geschichte entsprach. Ich würd gern so viel davon erzählen – weshalb wir lachend und dann wieder auch verzweifelt am Tisch gesessen haben, wir haben diskutiert, Für und Wider besprochen, gezankt und den anderen geärgert. Was war das großartig.
Aber natürlich hab auch ich was zu meckern.
Was ich echt schade finde ist, dass man ungewollt recht viel vom Spielmaterial sieht, weil es in der Schachtel „einfach so“ herumfliegt. Auch, wenn man zu Beginn des Spiels natürlich noch keine Ahnung hat, wofür dieses und jenes ist, weiß man halt schon so bestimmte Dinge, die einem die Überraschung später dann ein bisschen nehmen können.
Bestimmte Materialien sind wild aufgeteilt auf Bögen – nicht sinnvoll in irgendeiner Reihenfolge -weswegen man erst nachsuchen muss, welcher Sticker sich wo befindet. Das finde ich unschön gelöst. Ebenso wie die Tatsache, dass man bei manchem Spielmaterial, welches neu ins Spiel kommt, sieht, dass es zu dem neuen Material gehört, weil die Bögen verkehrt herum ausgestanzt wurden und somit die Form von Plättchen dank der Rundung an den Kanten darauf hinweist, ob es alt oder neu ist. Das kann schon dazu führen, dass man sich auf bestimmte Dinge stürzt oder aber sie links liegen lässt – je nachdem, welchen Plan man verfolgt. Hier und da haben sich auch Fehler eingeschlichen was die Verlinkung von Nummern und Texten angeht, aber das kann man mit gesundem Menschenverstand auch von alleine lösen und korrigieren. Es gibt also nichts, was einen am Spielen hindern würde, sondern nur einige Dinge, die das Spielen noch schöner machen würden.
Natürlich muss man hier auch noch erwähnen, dass Spielende, die schon andere Legacy-Spiele gespielt haben, natürlich einen anderen Blick auf solch ein Spiel haben und auch ganz anders vergleichen können. Ja, sicherlich sind einige Dinge bei anderen Spielen dieser Art besser gemacht worden – jedoch kenne ich keines, das mich so mitgenommen hat, wie Queensdale. Und das zählt für mich nunmal mehr.
Eine große Frage stellt sich noch …
Am Ende (buuuuhuuuuuu! 🙁 ) ist Spielmaterial in der Schachtel, das die ganzen Partien über nicht genutzt wurde. Und die große Frage ist: Schau ich mir das an, um zu wissen, was ich verpasst habe? Oder lass ich es dort, wo es ist und gebe mich mit der Geschichte zufrieden, die ich erlebt habe?! Ich weiß es noch nicht. Zur Vorsicht behalte ich erstmal noch alles … Man weiß ja nie 😉