Die Sirene lockt und lässt dich eiskalt erstarren
Optisch? Bombe! Das Interesse ist (zumindest bei mir) sofort geweckt und auf den Sirenenschrei von Dive falle ich sofort rein. Was eine schöne Box, was eine Aufmachung, was eine coole Idee – das muss ich ausprobieren. So erging es nicht nur mir, sondern fast allen, denen ich die Schachtel unter die Nase gehalten habe. Dive von Romain Caterdjian und Anthony Perone ist ein Augenverführer und Lustmacher. Nur leider hat uns diese Sirene ganz schön aufs falsche Riff gesäuselt, denn schon während einer Partie mit diesem Spiel aus dem Hause Pegasus (Sit Down!) ging die Lust und die Freude baden.
Luft holen und runter geht es
Die Geschichte um den besonderen Stein, den wir vom Grund des Meeres hochholen wollen, lasse ich mal weg an dieser Stelle. Denn tatsächlich versuchen wir tief zu tauchen, und dabei Punkte, Meerestiefe, Luftblasen, was auch immer einzusammeln.
Wer jetzt denkt, das Spiel spiele mit echt Luft anhalten, oder vom Spieltisch via Köpper auf den Teppich zu springen, irrt. Wäre lustig, aber nein, das steckt nicht im Spiel.
Stattdessen stapeln wir durchsichtige Ozeankarten (Meeresscheiben, Wasserplatten, Lotschichten, sucht euch was aus, wie ihr diese durchsichtigen Plastikkarten nennen wollt) übereinander. Diese zusammen bilden unsere Meerestiefe. Und in diese wollen wir eintauchen.
Nette Idee, und nach dem Erklären wissen alle: Okay, wir haben hier ein Schätzspiel vor uns, bei dem es geht richtig gut zu gucken, und einzuschätzen, wer wie „stark“ auf welche Ebene schwimmt/taucht. Wir tauchen zusammen um die Wette, und versuchen dabei Schildkröten und Rochen zu streifen, und um Haie zu bekämpfen.
Hört sich alles spektakulär an, aber nach nur einer Runde schüttelt die Ernüchterung die Spielenden am Tisch. „Aha, das ist es jetzt? Okay, spielen wir mal weiter!“
Die Ernüchterung
Ja, teilweise eiskalt trifft die bitterliche Wahrheit. Schaut das Spiel aufgebaut auf dem Tisch wahrlich prächtig aus, so fragen sich manch Spielende um den Tisch herum oder ringen mit folgenden Sätzen:
Ich brauche eine bessere Beleuchtung!
Ich lass die anderen mal zuerst schauen, bevor wir wieder mit den Köppen zusammenballern!
Ich gehe auf Nummer sicher und tauche nur 2 Ebenen tief, oder 3!
Ich kann nix erkennen, nix!
Ist das ein Hai, oder was anderes?
Leider leider ja, das und noch mehrere Sätze habe ich bei meinen Dive-Partien gehört. Leider leider wahr. Und sie kamen nicht von mir, sie kamen von meinen Mitspielenden. Angekommen ist das Spiel positiv bei keinen, oder besser bei sehr wenigen. Viele konnten nicht richtig erkennen, was zu sehen war. Andere beklagten sich über die schlechten Lichtverhältnisse – okay, da kann das Spiel nichts zu, aber muss man für ein Spiel nun auch die Inneneinrichtung umgestalten???
Doch am meisten haben so manch Mitspielende Frust erfahren, wenn schon auf der zweiten Ebene ein Fehler gemacht wurde. Ja, das ist ärgerlich, ja, das ist das Spiel, und dennoch hat es für Frust gesorgt. Und Spiele, die frusten, kommen nach einer Zeit nicht mehr gut an.
Sirenenblendung
Ich habe mich (und ich spreche auch für meine Mitspielenden) von der Optik sehr herbeigerufen gefühlt – und mich dabei blenden lassen. Die Sirene hat gelockt, aber zusammen baden wollten wir nicht gehen. Schade. Ein Augenkescher und vielleicht auch eine coole Idee, aber bei uns hat sie nicht gefunkt.
Was ich erleben durfte, dass jüngere Spielenede dem Spiel mehr abgewinnen konnten, als Ältere. Vielleicht eignet sich das Spiel eher bei Kleineren, als bei ausschließlich Erwachsenen. Vielleicht. Aber bei uns war dieser Tauchgang eher nach dem rettenden Atemzug nach was anderem Spielerischen.