Ein Kartenspiel mit Biss
Im Untertitel zu Allie Gator steht: „Ich will doch nur spielen“, frage ich mich, wie verspielt Alligatoren überhaupt sein können. Ich habe zumindest noch von keiner Welpenspielgruppe für Alligatoren gehört geschweige gelesen. Gibt es die eigentlich? Egal. So genau sollte man es nicht beim Untertitel nehmen, denn schaut man inhaltlich auf das Kartenspiel, so ist Allie Gator von Klaus Kreowski (erschienen bei Kosmos, Neuauflage von Himmel A…, und Zwirn von Ravensburger) nicht ganz der blendende Zahn im Schnappi-Kiefer der Spiele. Spielerisch ist das Ding aber ein Hit und kann gut und gerne in einer 2-5-Truppe gezockt werden. Ich schaue heute auf Allie Gator.
Rauf und runter
Ich habe es in der Einleitung schon geteasert: Allie Gator will uns eine Geschichte verbimmeln, die echt an den Haaren herangezogen ist. Gut, dass ich ne Glatze habe, und hier nicht meinen Kopf hinhalten muss. Also irgendwas mit einem Alligatorweibchen, das im Schilf hockt und von uns Plunder bekommen soll. Hauptsache wir können dem grünen Schnapper Dinge vor den Latz legen, so dass sie nicht zulangt und uns Hops nimmt. Wer ihr nichts mehr bieten kann, muss damit rechnen, dass sie zuschnappt, und kassiert dadurch Minuspunkte. Wer die wenigsten Minuspunkte hat, bekommt ein Lächeln von Allie Gator und gewinnt (vielleicht) das Spiel am Ende.
So mal in Kürze die hanebüchene Geschichte. Aber schaut man darüber hinweg, steckt in der schicken kleinen Verpackung ein echt lustiges Kartenspiel, in dem der Ärgerfaktor groß geschrieben wird. Und das ist toll und macht richtig Spaß.
In Allie Gator legen wir, wir kennen es von The Game und anderen Kartenspielen auch, Karten ab, die einerseits aufsteigend sind (Ablagestapel), aber niedriger als die Zielkarte sind. Damit bewegen wir uns immer zwischen zwei Polen: Höchste Karte und niedrigste Karte – dazwischen legen wir ab.
Das variiert im Laufe des Spiels, denn Zielkarten können sich ändern, und die beiden Ablagestapel sind auch immer mit neuen Karten bestückt.
So geht die Ablage der Karten immer rauf und runter, und wenn man nicht bedienen und ablegen kann, schnappt man sich einen Stapel, kassiert dadurch Minuspunkte, und macht dann mit einem neuen Stapel weiter. Voll easy.
Ich ärgere mich grün
Da wir die Karten ablegen und dafür für die Spannung sorgen, ob noch jemand „dazwischen“ Karten ablegen kann, kann der Ärgerfaktor schnell sehr groß sein. Und das macht Spaß und ist hier und da sehr fies. Neben dem Ärger ist die Schadenfreude ganz groß im Spiel, denn wie oft wurde gelacht und hämisch gegrinst, wenn jemand wieder einen Stapel aufnehmen muss, da er oder sie nicht bedienen konnte. He he he … Diese Schadenfreude kennen wir schon von Spielen wie 6 nimmt!, und genau so ein Prinzip steckt auch in Allie Gator. Man hofft insgeheim man selbst kann noch ein weiteres Plunderstück auf dem Floß weglegen, und muss keinen Stapel nehmen. Um so schöner ist es, wenn andere es tun müssen.
Mit einigen Sonderkarten kann die Minuspunkte noch umgehen, aber von Karte zu Karte wird die Luft immer dünner, und Allie Gator wartet schon im Schilf, um alsbald zuzuschnappen.
Interaktion und Spielgefühl
Das Spiel ist unter einer Minute erklärt, und nach nur einer abgelegten Karte weiß man auch schon, wie der Hase läuft. Vielleicht muss man bei der einen oder anderen Sonderkarte noch mal nachfragen, aber die Übersichtskarte hilft da ganz schnell weiter.
Das Spiel kann man in jeder Altergruppe und ziemlich schnell erklärt spielen, und das ist bei der Reihe „open & play“ von Kosmos (vergleiche auch My Gold Mine) oberste Priorität. Schnell geöffnet, schnell erklärt, schnell gespielt – und schnell wiederholt gespielt.
Die Verpackung von Allie Gator ist sehr schön handlich, mit einem Magnet versehen, und bietet sogar auch teilweise das Spielfeld. Das finde ich ganz toll und viele, die diese Spieleschachtel in den Händen halten, sagen: Das sieht aber schön aus. Und so ein Magnet, wie cool.
Ja, Spieleschachteln gewinnen an Qualität, wenn ein „Schnapp“ dabei ist, wenn die Magnete aufeinander klacken. Gerade bei so einem „bissigen“ Spiel passt das hervorragend.
Und wie schon geschrieben, das Spiel ist ein Vertreter von: Noch mal. Ist eine Partie gespielt, hatten wir oft die Situation, dass noch ne Runde gespielt werden wollte, und noch eine und noch eine.
Allie Gator, wie auch My Gold Mine, ist eins der schnellen kleinen Kartenspiele, die gut und gerne als Opener oder Absacker auf den Spieletisch gehören. Toll.
Am besten und meisten hat mir am Spiel gefallen, dass ich sowohl oft Schadenfreude verspüren konnte, als auch selbst oft ins Klo griff, und mein Ärgern dabei auf die leichte Schulter nehmen konnte. Teilweise kann man ganz strategisch und taktisch Karten ausspielen, und dafür sorgen, dass man keinen Stapel nehmen muss, und teilweise kann man strampeln wie man will – die Sonderkarten haben noch mal alles anders gemacht, was sich schön im Spiel anfühlt.
Also, von mir ein Daumen hoch – echt schick und macht Spaß.