Harry Potter und der Stein der Weisen
sagt mir was. Dann kenne ich noch … und die Kammer des Schreckens … und ohne googeln hört es dann auch schon auf. Und selbst diese beiden Bücher / Filme, deren Namen mir was sagen, habe ich weder gelesen, noch geguckt. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich auch: Gut, Kaddy, dass ausgerechnet du diese Rezension schreibst. Ja, find ich auch! Denn ich kann tatsächlich das Spiel an sich beurteilen, ganz ohne den Harry Potter-Anteil. 😉 Und ja, mir ist klar, dass Lizenzspiele eigentlich vom Thema leben. Und das werde ich natürlich auch nicht außer Acht lassen.
Zuerst einmal geht ein herzlicher Dank an Kosmos raus, denn die waren so gut und haben uns Harry Potter – Kampf um Hogwarts für die Rezension zur Verfügung gestellt.
Allgemeinbildung
Ich verlinke hier einmal den Wikipedia Artikel zu Harry Potter, falls es neben mir noch weitere Leute gibt, die Harry Potter nicht kennen. 😉 Es gibt 7 Teile, wobei der 7. Teil offenbar in 2 Teile geteilt ist? Mh… Naja, wird schon stimmen mit der Zahl 7. 😉 Und diese 7 Teile – in diesem Fall hier Schuljahre – spielen wir auch im Spiel durch. Es ist ein bisschen wie ein Legacy-Spiel, da es sich von Runde zu Runde weiterentwickelt – vorausgesetzt, man hat das letzte Spiel gewonnen, natürlich. Es kommen immer mehr Karten und sogar noch weitere Spielmaterialien dazu. Allerdings werden keine Spielmaterialien zerstört. Man kann also alles immer wieder ganz ordentlich in die jeweiligen Schachteln zurückpacken und dann wieder von vorn beginnen. Vorausgesetzt man möchte das. Ich kann jetzt schonmal sagen: Ich möchte das nicht.
Aber fangen wir mal vorne an
Das erste Spiel – also das erste Schuljahr – starten wir alle mit einem „kleinen“ Charakter. Bedeutet: Ich bin der junge Harry, Ron, Neville oder die junge Hermine. Die haben alle einen Grundstock an Zaubersprüchen, die sie schon drauf haben, und haben einen Grundstock an Gegenständen und Verbündeten, die bestimmte Fähigkeiten innehaben. Diese Karten eines Charakters werden zusammengemischt und bilden das Startdeck. Bedeutet: Die Karten, die sich in meinem Deck befinden, stehen mir zur Verfügung. Nicht alle auf einmal, weil ich immer nur 5 (oder durch andere Karten ein paar mehr) auf der Hand haben kann. Aber peu a peu komme ich an die Karten, die ich besitze. Das werden im Laufe der Partie mehr, da ich neue Karten kaufe, die ich wiederum in mein Deck einmische. Dadurch wird es größer und abwechslungsreicher. Das ist die Grundform des Deckbuildings.
Dann gibts noch anderes Material: Das Spielbrett, auf dem Karten ausgelegt werden, die wichtig für´s Spiel sind:
– die Auslage an weiteren Zaubersprüchen, Gegenständen und Verbündeten, die ich kaufen kann, um sie in mein Deck zu mischen. Die nennen sich „Hogwarts-Karten“.
– die Dunkle-Macht-Karten, von denen zu Beginn eines Zuges eine gezogen und abgehandelt wird (die sind Ars*+!löcher).
– die Bösewichte, die auch zu Beginn eines Zuges aktiviert werden (Kommentar von den Dunklen Mächten gilt auch für die). Die müssen wir bekämpfen. Mit Hilfe unserer Zauber, Verbündeten und Gegenstände. In dem wir diese Karten in unserem Zug ausspielen.
– die Orte, an denen Harry Potter spielt. Darauf platzieren wir „Macht des Bösen“-Marker. Wenn eine Karte voll ist, ist sie verloren. Wenn wir alle verloren haben, haben wir auch verloren.
– Heldentafeln. Dort halten wir ab, wieviel Lebensenergie wir noch haben. Wir beginnen mit 10, das wird aber ruckzuck weniger. Und durch unsere Handkarten oder das Besiegen von Bösewichten wieder mehr. Wenn wir mal unter null fallen werden wir „betäubt“, ein Macht des Bösen Marker wird auf den aktuellen Ort gelegt, wir verlieren Handkarten und wachen mit 10 Energie wieder auf. Das ist äußerst freundlich vom Spiel. Wäre auch schlimm, wenn Harry und co. sterben würden. Jeder von den angehenden Zauberstars hat auch noch eine Spezialfähigkeit, die er nutzen kann.
Hier bei Kosmos auf der Homepage könnt ihr Bilder vom ganzen Spielmaterial sehen. Ich wollte nicht spoilern, aber wenn Kosmos das will …. 😉
Von allen Materialien gibt´s im Verlauf des Spiels – nein, der Spiele – mehr. Wenn ich das erste „Level“ geschafft habe, gehts weiter zum nächsten, dort gibt es neue Karten und später kommen noch Würfel und weitere Herausforderungen dazu, denen man in den kleinen Spieleschachteln begegnet.
Fluch und Segen
Das erste Spiel ist eine echt sanfte Einführung ins Deckbuilding und ebnet „Neulingen“ den Weg in diesen Mechanismus und das dazugehörige Spielgefühl. Für „Kenner“ ist es ein sehr einfaches builden. Das Problem, das ich mit Harry Potter – Kampf um Hogwarts hatte ist das folgende: Die Runden werden immer länger, aber das, was wir tun verändert sich nicht wirklich.
Ich habe mehr Hogwarts-Karten in der Auslage, da ich immer die des neuen Spiels mit zu denen der letzten Spiele mische. Die Wahrscheinlichkeit, eine Karte aus dem aktuellen Spiel offen in der Auslage zu finden ist also nicht so super doll, je weiter die Spiele schon fortgeschritten sind. Es werden immer mehr Bösewichte. Erst, wenn alle erledigt sind, gewinnen wir. Die Dunkle-Macht-Karten werden mehr, dadurch gibts weniger Dopplungen, was ich gut finde. Und auch, wenn noch Würfel und andere Materialien ins Spiel kommen (ich will hier wie gesagt nicht spoilern – es gibt Dinge, die soll man selbst erkunden, denn das macht Spaß), sorgte das bei mir nicht für ein abwechslungsreiches Spielgefühl. Ich hatte in jedem Spiel das Gefühl, das gleiche zu tun – nur länger. Hier mal mit einem Würfel – da mal mit einer zusätzlichen Aufgabe, die erledigt werden muss. Nie hatte ich das Gefühl, dass sich das Spiel weiterentwickelt, so, wie es die Charaktere tun. Die wachsen, werden erwachsen und gehen von Schuljahr zu Schuljahr. Aber das Spiel bleibt irgendwie da, wo es auch zu Beginn schon war.
Das finde ich echt schade, denn dadurch haben sich gerade Spiel 4 und 5 für mich enorm gezogen … und noch ein Bösewicht, wieder einen auf den Ars*h gekriegt von den Dunklen Mächten, einen Ort gewonnen, Spiel gewonnen, weiter zum nächsten. Neue Karten … Voll schade. Dabei hatte ich mich auf den Twist, den ein Spiel mit diesen Voraussetzungen machen kann, echt gefreut.
Das erste Spiel fand ich ganz gut. Ist eben ein leichter Einstieg, ist schnell gespielt, man lernt das Spiel kennen und die Erwartungen an das, was noch kommen könnte sind hoch. Dann gehst du in Spiel 2 über und bekommst mehr Auswahl und mehr gegen dich gestellt, fängst aber trotzdem wieder bei null an in Bezug auf deine Fähigkeiten. Du hast nur die Grundkarten deines Charakters, den du übrigens auch wechseln kannst, wenn du willst. Es fühlt sich an, als würdest du dich auf was großes vorbereiten. Dann spielst du Spiel 2, das sich anfühlt wie Spiel 1 in länger. Aber egal – gleich kommt bestimmt das Große! Weiter geht´s mit Spiel 3. Neue Karten, längere Runden, gleicher Ablauf wie gerade in noch länger. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hat mich die Motivation schon langsam verlassen. Und irgendwie kam sie auch nur bedingt wieder … Auch, wenn noch neues, und für ein Deckbuilding-Spiel teilweise eher ungewöhnliches Spielmaterial, ins Spiel kommt, hat es das Ruder für mich nicht mehr rumgerissen. Sehr schade.
Liegt´s an meiner Unkenntnis von Harry?
Ich glaube schon, dass jemand, der Harry Potter kennt und liebt mit diesem Spiel mehr Spaß haben wird, als ich. Für mich war es ein Deckbuilder mit Zauberkindern, dessen Spielmaterial anwächst. Für andere wird es das WG Leben mit Harry, Hermine und Co sein. Andere werden vor Glück quietschen, wenn eine Eule auf die Hand flattert oder der Goldene Schnatz (Jaaaa! Was gelernt!) aufgedeckt wird. Für mich ist es ein Vogel und ein kleiner Ball mit Flügeln. Was sich mir nicht erklärt … also, warum Bälle Flügel haben.
Kommen wir mal zur Gestaltung: Ich finde auch das Design nur bedingt gut gelungen. Dafür dann aber auch an den gelungenen Stellen RICHTIG gelungen.
Wenn wir uns die Schachtel anschauen: Wahnsinn.
Ich würde allein schon wegen des Designs der Box auf das Spiel aufmerksam werden. So eine Augenweide – das begeistert mich. Auch die Dunkle Macht Marker sind super hochwertig und machen wirklich was her. Generell ist das Spielmaterial hochwertig. Die Spielzug-Karte finde ich einfach großartig – vor allem, weil mir das Wortspiel nicht sofort aufgefallen ist. 😉 Aber: Das Design von Karten und Spielbrett finde ich eher mau. Wie so oft bei Lizenzspielen finde ich es trist, auch, wenn es seinen Zweck ja erfüllt. Schade … und da kann ich mir die Frage jetzt selbst gar nicht beantworten: Haben Zauber bei Harry Potter in den Büchern oder Filmen eine bestimmte Form? Sind das die Bewegungen des Zauberstabs, die man machen muss, damit man den Zauber zaubern kann? Dann wäre das hier ja eigentlich ganz gut kombinierbar mit Abra Kazam! ;-D