InBetween

Frittenrezensionen Kartenspiele
7

Superfritte

Hallo, herzlich Willkommen in Upsideville!

Eigentlich ist es hier bei uns sehr nett. Wir waren immer ein kleines, nettes Städtchen, in dem man sich kannte und sich morgens beim Brötchen holen miteinander unterhalten hat. Wisst ihr, hier kennt jeder jeden. Letztens hatten die beiden aus dem Haus an der Ecke einen Ehekrach … uiui. Da ging’s ordentlich zur Sache. Die haben sich so laut gestritten, dass es die halbe Stadt mithören konnte. Aber da ist alles wieder in Ordnung. Seit einiger Zeit ist es hier jedoch anders, als es sonst immer war. Die Menschen sind irgendwie … anders. Ich würde fast schon sagen: Bösartig. Wo man früher gemütlich in der Sonne stand und ein Pläuschen hielt steht heute niemand mehr, weil jeder nur so schnell wie es geht wieder nach Hause läuft, wenn er Besorgungen in der Stadt zu tätigen hatte. Alle schauen sich nach den anderen um, beobachten sie und wissen gar nicht so richtig, was mit ihnen los ist. Irgendwie sind alle ziemlich misstrauisch und vor allem ängstlich geworden. Denn letztens sind Elaine und Lester verschwunden. Einfach so! Wir haben die beiden nie wieder gesehen und haben auch nichts mehr von ihnen gehört. Ihr Haus stand offen und innen war alles umangerührt – alles war wie immer. Nur, dass sie nicht mehr da waren. Es sieht ihnen nicht ähnlich, das Haus einfach so zu verlassen…

Nunja … und nun haben alle Angst, die nächsten zu sein.

Ich denke, wir haben den Grund dafür auch gefunden. Es gibt eine Kreatur, die sich unter der Stadt verschanzt hat, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, die Menschen in die Dunkelheit zu ziehen. Ich bin mir nicht sicher, wie sie sie zu sich lockt, aber sie scheint ihre Mittel und Wege zu haben. Daher haben wir angefangen, die Bewohner von Upsideville zu sensibilisieren für das, was unter der Stadt lauert … Aber es ist ein Tauziehen! Unsere Arbeit erfordert viel Einsatz und nicht immer ist er von Erfolg gekrönt …

Muahahahahaa… Willkommen in der Dunkelheit.

Da oben in Upsideville leben jede Menge naive Menschen … kein Wunder also, dass es mich hier her verschlagen hat, oder? Ich beobachte die kleinen Männchen dort oben immer wieder und schaue nach neuen Opfern, die ich in die Dunkelheit zu mir holen kann. Und es ist so einfach! Ich habe Kekse. Das lockt sie alle. Aber ich habe auch noch andere Tricks, die sie mental so gefügig machen, dass es eigentlich ein Kinderspiel ist, sie zu mir zu ziehen. Ich brauche viele Menschen, um mir eine eigene Armee zu erschaffen, die ich dann eines Tages auf die ganze Welt loslassen werden. Ja! Wenn es nicht so gut läuft, dann werde ich die Menschen einfach als Haustiere halten. Dann bin ich nicht so einsam hier unten.

Bei vielen Bewohnern läuft es meistens auch gut. Ich muss nur mit dem Finger schnipsen und zack sind sie einen Schritt weiter auf dem Weg in Richtung Dunkelheit. Andere wiederum sind ganz schön anstrengend. Ich ziehe sie zu mir und irgendwie schaffen sie es dann doch, sie von mir abzuwenden und zurück in ihr Städtchen zu gehen. Das gefällt mir allerdings gar nicht. Gut, dass ich meine Mittel habe, die diese Menschen sicherlich überzeugen werden, dass die dunkle Seite, also die, in der ich existiere, eigentlich die gute Seite ist. Denn sie wissen ja gar nicht, was sie verpassen, wenn sie weiterhin in ihrer achso glücklichen Stadt dort oben leben …

Engelchen und Teufelchen

Einer von euch spielt die Stadt und hat die Aufgabe, die Menschen auf die gute Seite zu bringen. Der andere von euch ist die Kreatur und versucht, die Menschen auf die böse Seite zu ziehen. Am Ende wird derjenige gewinnen, der die meisten Menschen auf seiner Seite hat (also: es muss eine vorgegebene Anzahl an Menschen auf der eigenen Seite geben, die komplett überzeugt davon sind, dass dies die richtige Seite ist) bzw. derjenige, der am häufigsten die Personen, die er auf seine Seite gezogen hat, auch ausgenutzt hat (denn durch das Ausnutzen einer Person, die schon fast davon überzeugt ist, auf der richtigen Seite zu stehen, steigt die Wahrnehmung für die jeweilige Seite – und wenn jemand die höchste Wahrnehmungsstufe erreicht hat, hat er somit auch dafür gesorgt, dass alle Bescheid wissen und sich ebendieser Seite anschließen und die andere doof finden.)

Zu Beginn des Spiels liegen 10 Charaktere im Kreis aus. Alle Charakterkarten haben eine gute und eine böse Seite. Sie alle sind zu Beginn noch Inbetween – also irgendwie so ein Zwischending. Sie wissen noch nicht, welcher Seite sie sich anschließen sollen. Die Charaktere haben eine Funktion, die aktiviert werden kann. Sie unterscheidet sich, je nachdem, auf welcher Seite der Charakter steht. Denn ihr habt die Möglichkeit, die Karten auch umzudrehen und so langsam aber sicher auf die entsprechende Seite zu ziehen. Außerdem sind auf den Karten verschiedene Symbole abgebildet.

Die Kreatur und die Stadt bekommen ihre Karten. Darin enthalten sind Aktionskarten, die sie spielen können und die Stadt hat außerdem auch noch Ausrüstungen, die dabei helfen sollen, den Kampf gegen das Böse zu gewinnen. Außerdem sind auf den Karten ebenfalls die Symbole abgebildet, die auf den Charakteren zu sehen sind. Denn mit den Aktionskarten kann man nicht nur Aktionen ausführen (die man übrigens mit Energiewürfeln bezahlen muss, die natürlich übertrieben knapp sind. Immer. ;-)), sondern auch Personen beeinflussen. Aber nur, wenn auf der Karte das gleiche Symbol ist, wie auf der Person! So hat man dann nämlich die Möglichkeit, einen Sicherheitsmarker auf die Karte zu legen oder den Marker zu verschieben. Je weiter unten ein Marker auf einer Karte liegt, desto tiefer steckt die Person schon in der jeweiligen Seite.

Diese Symbole kann man aber auch dafür nutzen, die Person zu bekehren und den Würfel nach oben zu schieben – und wenn man es sogar schafft, den Würfel so hoch zu schieben, dass er die Karte verlässt, darf die Person auf die andere Seite gedreht werden. Menschen sind so schnell Beeinflussbar. Unglaublich. 😉

Der Aktivitätsmarker zeigt immer an, welcher Spieler gerade aktiv ist. Der Marker wandert nach jedem Zug auf den nächsten Charakter und wird umgedreht (die eine Seite zeigt blau und die andere Seite tot – das sind die Spielerfarben und so weiß man immer, wer dran ist. Es sei denn, man vergisst, den Marker umzudrehen, wenn man ihn weitersetzt. Nein, ist mir noch nie passiert. Echt nicht. Nie.). Und wenn man am Ende seines Zuges Glück hat und der Charakter, auf dem der Aktivitätsmarker steht, der eigenen Seite zugetan ist und der Sicherheitswürfel nicht mehr ganz oben auf seiner Karte liegt, sondern weiter unten, dann darf man seine Fähigkeit nutzen. So hat man auch die Möglichkeit, seine Wahrnehmung zu steigern und sich langsam gen Spielsieg hochzuarbeiten. Kostet aber auch wieder Energie, die man gar nicht so einfach bekommt.

Es gibt noch einige Wenns und Abers und im eigenen Zug kann man auch noch andere Dinge tun (und so an neue Handkarten oder Energie kommen). Das wäre an dieser Stelle hier jedoch zu viel, um es zu erklären.

Unser Dank gilt Board Game Circus, die uns dieses Spiel als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Kreatur … oder Stadt? Kreatur … oder Stadt? Ach, ich kann mich einfach nicht entscheiden.

Das Spiel wird als athmosphärisches Horrospiel beschrieben und das trifft es auch echt auf den Punkt. Die Illustrationen  der Charaktere sind wirklich sehr gelungen. Wenn ein Charakter mit der Stadtseite nach oben ausliegt, hat man wirklich das Gefühl, dass alles gut sei. Liegt sie jedoch mit dunkeln Seite nach oben aus, bekommt man schon fast Mitleid mit den armen Menschen. Natürlich nur, wenn man die Stadt spielt. Die Kreatur reibt sich beim Anblick der leidenden Menschen natürlich die Hände und lacht böse. *Böse lach*

Die erste Partie verlief noch ein bisschen schleppend … das Spielgefühl hatte es sich in dieser Partie dann doch eher bei der Kreatur im Untergrund gemütlich gemacht. Wenn man aber erstmal das Spiel gespielt hat und die Aktionen und Züge auch klar sind, dann wendet sich das Blatt. Ab Partie 2 war ich absoluter InBetween-Fan. Auch wenn es sich hier bei im Endeffekt um ein kleines Kartenspiel handelt, kommen wir immer wieder in den Konflikt, dass wir nicht alles tun können, was wir eigentlich tun sollten oder wollten. Denn man muss sich nunmal dafür entscheiden, was gerade am wichtigsten ist. Und wenn es mehrere Dinge sind, dann muss man nochmal genau nachdenken, was das wichtigste des wichtigen ist. So entbrennt auch im Kopf eines jeden Spielers ein Kampf um die wichtigste Aktion. Das Spiel nimmt ordentlich an Fahrt auf, wenn die ersten Personen mit Sicherheitsmarkern bestückt wurden – denn dann beginnt das Tauziehen um die Seelen erst so richtig.

Makel

Das Spiel endet u.a., wenn ein Spieler es geschafft hat, seine Wahrnehmungsstufe auf 6 zu erhöhen (durch das Nutzen von Charakteren, deren Sicherheitsmarker angeben, dass sie schon recht knapp davor sind, sich fest für die eine Seite zu entscheiden). Das ist nicht so einfach, weil Energie,

wie bereits erwähnt, ziemlich knapp ist und ausgegeben werden muss, wenn eine Wahrnehmungsstufe gesteigert werden soll. Allerdings ist dieses Spielende manchmal schon gefühlt sehr abrupt. Ich hatte öfter das Gefühl, dass das Spiel noch gar nicht an seinem Höhepunkt angekommen war und durch das gerade beschriebene Ende irgendwie auseinander gerissen wurde. Das fand ich schade, denn ich hätte gerne noch weiter Tauziehen mit den kleinen Menschen gespielt. Hin und wieder hatten wir das Problem, dass, wenn jemand schnell einige Punkte machen konnte, der andere nicht mehr wirklich die Chance hatte, aufzuholen. Das war zwischendurch dann auch mal gefühlt etwas unausgewogen.

In den Partien habe ich nicht wirklich feststellen können, dass eine von beiden Seiten stärker durch die Karten war, als die andere. Es kommt echt darauf an, welche Karte man zu welchem Zeitpunkt ausspielen kann. Manchmal sind die Aktionen wertlos, manchmal sind sie genau zum richtigen Zeitpunkt aus dem Nachziehstapel auf die Hand gekrochen. Die Städter zum Beispiel haben Ausrüstungen, die ihnen einen dauerhaften Vorteil bieten können, wenn sie im Spiel sind. Das ist mächtig, ja, aber die Kreatur kann die Ausrüstungen auch einfach verschwinden lassen und hat auch andere fiese Karten, die es der Stadt schwer machen.

Lecker

  • Super atmosphärisch
  • Toll für 2 Spieler
  • Super Grafiken
  • Spielablauf auf einer Übersichtskarte - toll zum Lernen

Pfui

  • Run-Away-Leader-Problem

Fazit

Huuiii Buuuh!

"Für mich ist InBetween ein wirklich gelungenes 2 Personen Spiel, das eine tolle Atmosphäre schafft und dafür sorgt, dass 2 Menschen Zähneknirschend am Spieltisch sitzen. Ich mag ja bekanntlich Musik beim Spielen und schmeiße immer eine fiese Hintergrundmukke an, um das Ganze noch zu verstärken. Sollte mich jemand nach einer Empfehlung für 2 Spieler fragen, dass gern auch etwas komplexer sein darf, als es die meisten Duettspiele sind, dann würde ich auf jeden Fall InBetween empfehlen. Aber man muss das Thema glaub ich auch mögen, damit man sich richtig darauf einlassen kann … Und das hat zumindest bei mir viel dazu beigetragen, dass mir InBetween so gut gefallen hat. 7,5 von 10 Punkten!"
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Superfritte