Deins, meins – das sind doch bürgerliche Kategorien.
Red Outpost lag jetzt schon länger in meinem Regal und wartete noch auf eine Besprechung, hier auf der Spielfritte. Ich hatte aber irgendwie ganz unterschiedliche Erlebnisse mit diesem Spiel. Daher brauchte es noch ein bisschen Zeit, um herauszufinden, was da los ist/war. Aber nun ist es endlich soweit!
Ich bin mal so frei und nutze den im Spiel verwendeten Fluff-Text, um euch in die Stimmung abzuholen, die Red Outpost versprüht:
Der erste Schritt eines Menschen auf dem Mond hat den Wettlauf ins All beendet … oder doch nicht? Eine geheime sowjetische Raumfahrtmission wurde ausgesandt, um eine neue Welt zu besiedeln, in der alle Menschen gleich sind. Das großartige Raumschiff „Krasnaya Zarya“ legte schließlich eine Bruchlandung auf einem bewohnbaren Planeten hin, der nun ganz euch gehört. Möge eure kommunistische Siedlung im All erblühen!
Kommunistische Siedlung im All … aiaiai. Ich kann mir grundsätzlich gut vorstellen, dass das Konzept einer Kommune, in der alles geteilt wird und man miteinander lebt, gut funktionieren kann, wenn man das mit den richtigen Leuten aufzieht. Wenn man die nicht ganz so richtigen Leute für sowas benutzt, kommt quasi Red Outpost raus.
Alle zusammen, keiner allein.
Wir leben also jetzt da in diesem Dörfchen, in dem das Raumschiff Krasnaya Zarya abgestürzt ist. Nicht nur wir, sondern auch einige andere. Vor allem die Arbeiter, die wir unter unseren Fittichen haben. Wir spielen in Red Outpost das Leben an 2 Tagen in dem Örtchen nach. Die jagen wir von Ort zu Ort und lassen sie Dinge produzieren oder suchen, sie können an Bauwerken mitbauen und erzählten Geschichten lauschen oder aber wir schicken sie zum Saufen. Nicht alle Orte stehen immer zur Verfügung, weil wir verschiedene Tagesphasen durchspielen – und es gibt nunmal Orte, die morgens oder nachts einfach (noch) nicht geöffnet haben. Ich verlinke euch die Regeln, falls es euch interessiert, hier mal.
Also: Wenn ich an der Reihe bin, dann darf ich einen der gemeinsamen Arbeiter, der in der Runde noch nicht eingesetzt wurde, an einen anderen Ort stellen, damit er dort die jeweilige Aktion für mich ausführt. Alle Ressourcen, die so produziert werden, gehören allerdings nicht mir persönlich, sondern allen. Hinzu kommt, dass die Stimmung des Arbeiters, abhängig davon, wo er eingesetzt wird, sinkt oder steigt. Je schlechter er gelaunt ist, und je häufiger ich ihn eingesetzt habe (denn hier gibt´s am Tagesende eine Mehrheitenwertung), desto weniger Punkte bringt er mir. Andersrum bringt er mir dann Punkte, wenn ich ihn häufiger als alle anderen es tun einsetze und er gute Laune am Ende einer Runde hat.
Bei den Ressourcen wartet auch noch ein besonderer Moment im Spiel auf uns. Die produzierten Ressourcen landen ja alle in einer Sammelstelle. Wenn jemand dort Ressourcen hinlegt, dann muss geprüft werden, ob es eine Wertung gibt. Immer, wenn 3 oder mehr Würfel einer Farbe in der Scheune der Ressourcen liegen, werden sie abgeräumt und bringen der Person Punkte, die die Wertung auslöst. Nicht denen, die vorher schon schön reingebuttert haben – nee. Es kommt hier auf das richtige Timing an und zack: reinschmarotzt! 😉 Und hier sieht man, dass Red Outpost vieles ist, aber nicht kooperativ. Da kann man auch schon mal liebgemeinte Schimpfworte am Tisch hören.
Erlebnisse
Dann will ich nun mal dazu kommen, was ich anfangs bereits erwähnte: Meine total unterschiedlichen Spielerlebnisse. Das erste Mal hab ich Red Outpost mit meinen Freunden Marion und Andreas und meinem Mann gespielt. Und zwar im Lockdown und online – denn auch die beiden besitzen das Spiel, und da es keine geheimen Informationen wie Handkarten o.ä. im Spiel gibt, war es kein Problem, das zusammen via Zoom zu spielen. Wir haben es also bei uns aufgebaut, die beiden bei sich und schon ging es los. Es hat wirklich super funktioniert – wir haben eben immer beide die Züge auf unserem Spiel gemacht und Red Outpost hat so richtig viel Spaß gemacht.
Als dann zwischendurch mal kein Lockdown war, hab ich das Spiel auf den echten Tisch gebracht. In Spielerunden, mit denen ich weiß, was ich spielen kann. Und mit denen allerlei Arten von Spielen auch wirklich gut funktionieren. Red Outpost ist mehrere Male hintereinander nicht so gut angekommen – woran lag´s? Ich weiß es bis heute nicht. Es war halt so ein „Moah, nett.“, das am Ende da stand und ein richtig cooler Spielfluss, wie ich ihn aus unserem Onlinespiel mit Marion und Andreas ja schon kannte, kam nicht dabei rum. Aber: Das wollte ich nicht auf sich sitzen lassen, denn ich kannte ja das Spaßpotential des Spiels. Also hab ich mir noch ein paar andere Runden gesucht, in denen es dann wiederum gut funktioniert hat. Allerdings war es niemals wieder so gut, wie beim ersten Mal. Das hab ich irgendwie auch selten, bei Spielen, dass ich mal sage, dass die erste Partie die beste war – vor allem bei solchen Umständen wie einem pandemiebedingten Lockdown. Aber nun gut. Es ist nunmal wie es ist und wahrscheinlich spielten da auch irgendwelche emotionalen Dinge, die die Pandemie so rausgekitztelt hat, eine Rolle. Sei´s drum.
Zuletzt geht ein Dankeschön an Asmodee raus, die uns das Spiel für die Rezension zur Verfügung gestellt haben.