Ich weiß, was ich würfeln werde – oder auch nicht!
Kein Jahrgang ohne Wizard? Oder? Amigo Spiele hat diverse Kühe im Stall, die ganz gerne des Öfteren gemolken werden. Sei es die Bohnenkuh vom Rosenberg, den 6 nimmt Ochsen, der sich nicht melken lässt, oder die irische Keltenkuh aus dem Stonehengegehege. Letztere hat nun eine Würfelabreibung erhalten und spielt sich Roll & Write mäßig flüssig daher. Wir berichten über das Wizard Würfelspiel, welches recht unmagisch daherkommt.
4 Zwerge
Ja, so könnte ein Witz anfangen, 4 Zwerge machen Handstand am Sandstrand. Aber nein, lustig soll es nicht zugehen bei Wizard, hier werden Würfelergebnisse vorhergesagt. Während man beim Kartenspiel noch die Chance einer Vorhersage hat, rät man hier ins Blaue rein. „Ach komm schon, vier Zwerge sollten drin sein.“ Dem gleich kommen die anderen, und verraten ihre Vorhersage. Nachdem der Wizard benannt wurde, geht die bis zu 3teilige Würfelei los. Hat Vorhersagende*r recht zu einer Zeit, wird ein Kreuz eingetragen, und bitte nur ein Kreuz. Liegt man daneben, gibt es entweder Minuspunkte oder der Narr kann einem den Kopf aus der Vorhersageschlinge pulen. In jedem Fall spielen wir so bis zu 9 oder 12 Xen weiter, und dann wird gezählt.
Ich habe hier mal die Regeln echt kurz runtergebrochen. Wenn ihr euch für die Regeln in Gänze interessiert, könnt ihr sie auf der Seite von Amigo Spiele nachlesen, denn der Service ist Spitze bei den Ditzenbachern, so dass man die Regeln immer schön auf der Seite findet. Die Frage ist, wie fühlt sich denn nun die Würfelvariante des bekannten Stichspiels an?
Vieles gleich, und doch ganz anders
Ich dachte erst: „Never lässt sich das Stichspiel in ein Würfelkorsett pressen.“ Und doch hat das Würfelspiel ne Menge Gemeinsamkeit zum Stichspiel. Da gibt es neben den Menschen so bekannte Zwerge, Elben und Riesen, die Runen kommen einem bekannt vor, oh schau mal, ein Wizard, und ein Narr, oh, wir müssen Vorhersagen machen, und es gibt bei Falschvorhersagen Minuspunkte. Und doch ist vieles ganz anders. Also ganz anders. Wir haben hier keine Runden, in denen wir zum Beispiel immer mehr Würfel dazubekommen, auch ist nicht klar, aber so gar nicht, welche Würfelseiten fliegen werden, und nein, das Spiel verläuft nicht so, dass alle die Würfel werfen, sondern nur eine Hand führt in einer Runde die Würfelergebnisse durch. Das sind nur einige Unterschiede.
Wir haben, wie bei einem Roll & Write Spiel üblich, einen Abstreichblock, und wir haben Würfel. Und wie so oft wirft jemand, und alle haben was davon – vielleicht. Und wieder gewinnt jemand mit den meisten Punkten.
Die Würfel zeigen alle die gleichen Seiten – 4 Völker und dann Wizard und Narr noch. Die Wahrscheinlichkeiten könnte man sich evtl. ausrechnen bei 7 Würfeln und 3 Würfelwürfen, aber das macht keiner. Vielmehr besitzen wir ein Gefühl, oder auch ne Hoffnung, was geworfen werden könnte. Und des Öfteren kommt man dem Ziel auch nahe, wenn der Wizard die Würfelfarbe einnimmt, die man selber braucht. Aber so richtig vorhersagen kann man die Farbe und die Anzahl nicht. Mit Strategie hat das nicht viel zu tun. Zwar kann man seine Würfel im Kleinen etwas beeinflussen, aber so richtig Einfluss hat man gar nicht. Der große Unterschied zum Kartenspiel ist, dass man die Abstraktion, welche Wesen und Werte im Spiel sind nicht berechnen kann. Wizard Würfelspiel ist unberechenbar – zumindest im Rahmen von Würfelwurfergebnissen und Wahrscheinlichkeiten.
So gibt es Spiele, in denen ein X (also Vorhersage stimmt) das nächste jagt, und dann gibt es Spiele, da dümpelt man bei 2-4 Punkten rum, weil man so viele Falschvorhersagen gemacht hat und Minuspunkte und Untrefflichkeiten einsackt. Hm, also, ne Weltmeisterschaft gewinnt man so nicht.
Spielgefühl
Tatsächlich habe ich mich sehr auf die Würfelvariante gefreut. Ich liebe Roll & Write Spiele und auch Wizard liebe ich sehr. Da war klar: Wizard Würfelspiel? Muss ich einfach lieben. Und tatsächlich mag ich dieses Spiel gerne und habe es nun sehr oft gespielt. Und dennoch schleicht sich ein Gefühl bei mir ein, das mir sagt: „Hm, irgendwie nutzt sich das Spiel ab. Und eigentlich ist es viel zu unvorhersehbar.“
Leider ja, Wizard Würfelspiel nutzt sich ab. Ein paar Partien, und es ist cool, aber nach und nach werde ich der Würfelei müde. Schnell noch ein zweites Spiel, ist ja schnell gespielt. Aber Partie drei? Nein danke.
Auch auf längere Sicht hat meine Würfelwizardlust abgenommen. Hm, schade. Und noch mehr haben mich meine Mitspielenden beeinflusst. Ich habe Wizard Würfelspiel in sehr unterschiedlichen Runden gespielt. Einige fanden das Spiel echt super und wollten gleich ne weitere Runde spielen. Und dann gab es auch diese, die da sagten: „Ne! Geht gar nicht. Lieber das Kartenspiel.“
Wer mit Vergleichen zum Kartenspiel anfängt, wird nicht weit kommen, bzw. in einer Abwertung des Würfelspiels enden. Aber wenn man das Würfelspiel an sich betrachtet, kommt auch das Gefühl auf: Ich kann das gar nicht wirklich beeinflussen, was da gewürfelt wird. Die 6seiter sind unaufhaltsam und gnadenlos – sie fallen, wie sie fallen. „Nichtfarben“ können nicht ausgeschlossen werden, Wizards sind nicht abgezählt, Narren können kommen. Viele Ungewissheiten machen aus dem taktischen Spiel ein ziemlich Glückslastiges.
Ich fand das anfangs sehr gut, bin nun aber eher verhaltener geworden. Mir gefällt an sich das Würfelspiel von Wizard, und dennoch kommt in mir ein Beigeschmack hoch, der mir nicht so gefällt. Schade.