Yggdrasil Chronicles

Brettspiele Frittenrezensionen
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Gute Fritte

Yggdrasil – der Weltenbaum

Immer wieder erscheinen Neuauflagen von Spielen auf dem Markt. Auch Yggdrasil Chronicles ist kein neues Spiel, denn Yggdrasil gab es 2011 schon einmal und wurde nun aufgepeppt und mit einem Kampagnenmodus versehen. Aber: Braucht es das wirklich, um das Yggdrasil-Spielerlebnis zu erleben?

Wenn ihr noch nie etwas von „Yggdrasil“ gehört habt, werft doch mal einen Blick auf diesen Wikipedia-Artikel. Darin erfahrt ihr jede Menge über Yggdrasil und wer sich da wo rumtreibt. Und ziemlich genau das ist auch der Schauplatz dieses kooperativen Spiels. Daher hier einmal die Kurzfassung des Settings:

Es war einmal ein Baum

Yggdrasil ist die sogenannte „Weltenesche“ und stelle eine Welt dar, wenn man es so will. Sie ist in 3 Etagen aufgeteilt: Die Oberwelt, die Erde und die Unterwelt. In diesen unterschiedlichen Welten gibt es bestimmte Orte, wie Asgard oder Midgard, die ihr vielleicht schonmal gehört habt. Dort sind unterschiedliche Wesen beheimatet und es gibt „besondere Orte“. In Yggdrasil Chronicles (und auch in Yggdrasil, um Übrigen) sind wir auf dieser Weltenesche unterwegs – als Götter der nordischen Mythologie. Wir schlüpfen in die Rolle von Odin, Thor & Co und versuchen, die Zerstörung Yggdrasils in der letzten großen Schlacht – Ragnarök – zu verhindern, in dem wir uns gemeinsam gegen das Böse – das durch verschiedene Wesen in diesem Spiel verkörpert wird – stellen.

Dazu bewegen wir uns von Ort zu Ort auf der Esche, verjagen unsere Feinde (naja, und bewegen sie auch selbst durchs Spiel, denn das macht jeder, sobald er dran ist, erstmal), versuchen zu verhindern, dass sich mehrere Feinde am gleichen Ort befinden und handeln die Aktionen der verschiedenen Orte auf der Esche ab.

Und wie es für ein kooperatives Spiel sein muss: Die Zeit reicht vorn und hinten nicht. Bei Yggdrasil (Chronicles und auf der ersten Version) muss jede Aktion sinnvoll sein und es muss auch in die Zukunft gedacht werden. Hier zählt jeder Schritt und die Wahrscheinlichkeit, einen Arschtritt zu bekommen, ist gar nicht mal so gering.

Ich verlinke euch hier die Regeln des Spiels. Wenn euch interessiert, wie das Spiel funktioniert, schaut euch da gern mal drin um. Ich werde hier nicht großartig darauf eingehen.

Was ist der Unterschied zum alten Spiel?

Der erste Unterschied ist ziemlich offensichtlich: Der Baum ist nun ein 3D Kunstwerk, das vor jedem Spiel zusammengebaut wird. Im alten Spiel ist Baum auf dem Spielplan abgebildet und wir schieben unsere Figuren auf dem Plan hin und her. Bei Yggdrasil Chronicles gehen wir wirklich auf die unterschiedlichen Etagen. Das sieht großartig aus und macht Spaß – ist allerdings jetzt auch nicht erdbebebensicher oder uneingeschränkt gut einsehbar.

Die 2. große Änderung ist der neue Kampagnenmodus. Man beginnt erstmal mit einer einfachen Standardpartie, um das Spiel kennenzulernen quasi. Dabei haben die Götter keine Spezialfähigkeiten. Im nächsten Schritt wird sich der schwierigen Standardpartie gewidmet. Da spielt jeder dann seinen Gott bzw. seine Göttin mit besonderen Fähigkeiten und bei den Feinden geht es ein bisschen mehr rund. Nach diesen Regeln startet man dann in die Kampagne, die aus 6 Sagen besteht. Besonders dabei ist, dass der eigene Gott im Laufe der Kampagne gelevelt wird, Bündnisse mit anderen Göttern eingeht und Würfel modifizieren kann. Wenn eine Saga verloren wurde, darf man genauso leveln, wie, wenn man eine Saga gewonnen hat – nur, dass man evtl. mehr Erfahrungspunkte dafür zur Verfügung hat. Aber: Nur, wenn eine Saga gewonnen wurde, darf man mit der nächsten weitermachen. Andernfalls muss die Saga so lang gespielt werden, bis sie gewonnen wurde. Aber: Wir werden ja peu à peu stärker. Sollte also alles kein Problem sein?

ähä …

Nein.

Es wird immer wieder mal ein Problem werden. In den Sagas müssen wir unterschiedlichste Aufgaben erfüllen … erleben die Geschichte  … und das endet auch immer mal wieder in „Netter Versuch. Nochmal.“

Spoiler: Ich hab es selbst noch nicht ganz durchgespielt 😉

Aufwand vs. Nutzen

Ich besitze das alte Yggdrasil schon ziemlich lange und fand das immer gut und herausfordernd und vor allem unterhaltsam. Und schön! 😉 Mir hat das viel Spaß gemacht. Auch die App war super – bis zu dem Zeitpunkt, ab dem sie nicht mehr nutzbar war, weil kein Update davon mehr kam. 🙁

Yggdrasil Chronicles hat einige Dinge weggenommen, die ich gut fand, was ich natürlich schade finde. Ich mochte zum Beispiel das „im Beutel grabbeln“ aus dem alten Spiel echt gern. Auf der anderen Seite wurde ein gutes Spiel wiedererweckt und mit einem Modus ausgestattet, der zu vielen Spielrunden einlädt. Ob es das besser macht … jein. Kommt halt drauf an, was man in dem Spiel sucht. Eine Kampagne bindet eine Spielgruppe ja nunmal immer länger an ein Spiel. Braucht es den 3D-Baum? Nein, bestimmt braucht es den nicht, aber es ist cool, dass es ihn gibt. Es macht Spaß, durch die Ebenen zu streifen und zu lünkern, was sich wo befindet. Was ich ein bisschen schade finde – und da bin ich nicht die Einzige – die Symbolik des Spiels ist schon hart. Das dauert ein, zwei Runden, bis man das drin hat und man macht es auch immer wieder von vorn, wenn man mal eine Zeit lang nicht gespielt. Und immer wieder, wenn neue Mitspieler den Weltenbaum mit beschützen wollen. Sprachneutralität hin oder her (das begrüße ich ja eigentlich grundsätzlich) – hier hätte es dem Einstieg ins Spiel gut getan, auch ein paar Worte auf dem Material zu finden.

A propos finden: In der Regel und auch im Buch der Sagas wird natürlich mit allerlei Namen aus der Mythologie herumgeworfen. Wer die so gar nicht kennt, wird anfangs vielleicht überfordert sein. Was sind Wanen? Was Jötunen? Wo liegt Muspellsheim? Da arbeitet man sich rein, aber das ist trotzdem ein ganz schöner Wust von Wörtern, die man anfangs vielleicht erst noch lernen muss.

Ein herzlicher Dank geht an Asmodee, die uns das Spiel für die Rezension zur Verfügung gestellt haben.

Lecker

  • Ich mag den 3D-Spielplan und die Details, die er mitbringt.

Pfui

  • Aufbau, Symbole-lernen und die diversen Namen aus der Mythologie können anfangs ein bisschen abschrecken: In dieses Spiel arbeitet man sich rein.

Fazit

Kaddy gießt den Weltenbaum

  "Da ich ja den Vergleich von alt zu neu habe, fließen auch die Gedanken aus dem Vergleich der beiden Versionen in meine "Bewertung" ein. Für "mal eben" Yggdrasil spielen eignet sich das alte Yggdrasil meiner Meinung nach besser. Irgendwie ist es auch zugänglicher und vor allem schneller auf- und abgebaut. An einigen Stellen finde ich es auch intuitiver - aber das kann vielleicht auch zum Teil daran liegen, dass ich es auch schon sehr lang kenne und gern gespielt habe.

Yggdrasil Chronicles ist sicherlich für Fans der nordischen Mythologie, die ein knackiges, kooperatives Spiel mit einem beeindruckenden Aufbau und einem Kampagnenmodus spielen wollen und dabei nicht vor vielen Symbolen und relativ großen Aufwänden in Aufbau und Vorbereitung zurückschrecken, eine Empfehlung. Für mich braucht es den Kampagnenmodus eigentlich gar nicht, um Yggdrasil zu einem wirklich schönen Spiel zu machen. Ja, das bringt nochmal Abwechslung ins Spiel, jedoch hätte ich mir eher etwas Unverbindliches wie verschiedene, modulare Level gewünscht, die ich nach Belieben - vielleicht sogar in beliebiger Reihenfolge - spielen kann. Ich fühle mich bei solchen Spielen irgendwie zu gebunden - zumal ich das Spiel ja auch "einfach so" spielen kann. Jedes der beiden Spiele hat seine Berechtigung - aber wer das eine hat, braucht das andere meiner Meinung nach nicht.

Ich wünsch mir einen Teil des "alten" Spiels zurück mit ein paar kleinen, spannend-neuen Details. Dazu dann den Baum in 3D, anstatt der Saga-Kampagne freie Level zum selbstbestimmten Spielen. Danke.

Daher gibt´s von mir für Yggdrasil-Chronicles eine wirklich gute Gute Fritte."

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Gute Fritte