Die Rote Kralle

Frittenrezensionen Kartenspiele
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Gute Fritte

Wo wohnen Katzen? Im Miezhaus!

„Hallo? Hier spricht Agent Ratte. Wir haben ein Problem! Das Syndikat, diese furchtbare, kratzbürstige Katze „Die Rote Kralle“ hat unseren geheimen Plan aufgedeckt. Sie weiß, dass wir Spione sind und sie jagt uns. Und so, wie ich sie einschätze, wird sie erst ruhen, wenn sie einen von uns erwischt hat. Was sollen wir nur tun? … Wie, das können Sie mir auch nicht sagen???? .. Hallo?!“ *tuut tuut tuut*

Naja, dumm gelaufen, würde ich sagen. So oder so ähnlich kann man auf jeden Fall die Geschichte einläuten, in der wir uns in Die Rote Kralle wiederfinden. Ein herzlicher Dank geht an Corax Games, die uns das Spiel als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Katzen? Ratten? Hääää?

Ja, genau. Denn jeder von uns ist eine Ratte, deren Ziel es ist, nicht in den Klauen der Roten Kralle zu landen. Wir alle starten in Sicherheit, werden uns jedoch im Laufe des Spiels immer weiter in Richtung Katze bewegen. Und sobald Katze und Ratte irgendwann aufeinander treffen … Tja, dann ist die Katze gesättigt und die Ratte tot. Alle anderen hatten Glück und sind nochmal so eben sicher aus der Nummer herausgekommen.

Wieso bewegen wir uns denn überhaupt auf die Katze zu, wenn das so blöd ist? Naja, da kommen wir nicht unbedingt drum herum. Das Spiel läuft so ab:

In der Tischmitte liegen 4 Reihen mit je 7 Karten, die alle die gleiche Farbe haben. Auf den Karten sind Nummern angebracht und außerdem finden wir auch immer 2 Symbole links auf den Karten. Das können Farbsymbole sein oder auch Kratzer. Jeder von uns startet mit 2 zufälligen Karten, die offen vor uns liegen, und wenn wir an der Reihe sind, dann müssen wir eine unserer Karten offen auf den farblich passenden Ablagestapel legen. Die Symbole auf der abgelegten Karte zeigen an, welche Karten wir nehmen müssen. Also, sie zeigen uns die Farben der Karten an, die wir nehmen müssen. Und von denen müssen wir dann immer die letzte Karte in der Reihe nehmen. Findet sich eine Kralle auf einer Karte, dann darf der nächste Spieler im Uhrzeigersinn aussuchen, welche Karte derjenige nehmen muss – und lasst euch gesagt sein: Da ist echt vorbei mit Freundschaft. Da hilft (meistens) alles betteln und bitten nix. Man kriegt meistens den letzten Scheiß, wenn die anderen es entscheiden dürfen.

Das alles ist auch immer eine Entscheidung, die gar nicht so einfach ist: Welche Karte spiele ich aus und welche muss ich dadurch nehmen? Denn zwischendurch kommt es immer mal wieder zu Wertungen und zwar immer dann, wenn die letzte Karte einer Reihe genommen wurde. Das ist ein bisschen wie 6 nimmt, nur anders rum. 7 hat genommen, quasi. Wenn solch eine Wertung ausgelöst wird, dann wird geschaut, welche beiden Spieler die meisten Karten dieser Farbe besitzen. Sie sind die beiden Wertungsteilnehmer. Der, der die meisten „betroffenen“ Karten hat, bekommt den ersten Platz und der andere den 2. Allerdings klingt das schöner als es in den meisten Fällen ist: So kommt man nämlich an Marker, die dafür sorgen, dass man sich in Richtung der Katze bewegt. Hin und wieder sind auch gute Marker dabei, die einem erlauben, wieder zurück zu gehen oder aber sogar, einem anderen Mitspieler was unterzujubeln, sodass er in Richtung Rote Kralle gehen muss. Nach der Wertung geben die gewerteten Spieler ihre gewerteten Karten ab und eine neue Reihe wird ausgelegt.

Je weiter wir uns auf den Katzenkarten nach vorn bewegen, desto gefährlicher wird es also für uns. Allerdings schalten wir auch besondere Superrattenfähigkeiten frei, die uns nur dann zur Verfügung stehen, wenn wir einen gewissen Grad an Gefahr in Kauf nehmen. Rutschen wir nach hinten und verlassen eine Karte mit Sonderfähigkeit, dann steht sie uns auch nicht mehr zur Verfügung.

So also das grobe Spielprinzip.

Meine erste Rote Kralle

Die erste Partie von Die Rote Kralle habe ich in Merseburg auf den Corax-Tagen gespielt, unter anderem mit Nils von der MeepleShow (in der ich übrigens hin und wieder auch mal Gästin bin. ;-)). Wir haben zu viert gespielt und hatten die Freude, dass Antoine Noblet selbst uns das Spiel erklärt hat. Vielen Dank auch dafür nochmal!! 🙂

Nun, was soll ich sagen? Ich hab gequietscht, geschimpft, gemeckert und vor allem herzlich gelacht – boah, kann das Spiel böse werden. Ich vermute, dass auch Freundschaften daran zerbrechen können, was bei mir allerdings zum Glück (noch) nicht passiert ist. Wir hatten so eine großartige 4er Partie, die mit einigen Insidern endete und hatten – so hoffe ich zumindest – alle wirklich viel Freude an dem Spiel. Ne, Nils? 😉

Dann waren die Corax-Tage vorbei und die Rote Kralle zog bei mir zu Hause ein. Zu zweit spielen? Naja, kann man machen, kann man aber auch lassen. Da kommt nicht wirklich Stimmung auf – weil meiner Meinung nach gerade die Tatsache, dass man sich hier und da Feinde macht, die dann auch bald wieder zu Freunden werden, den Reiz am Spiel unter anderem ausmachen. Auch zu dritt hat mich das ganze noch nicht wirklich umgehauen. In manchen Konstellationen war es schon fast langweilig und eher ein Karten-tauschen als eine spannende Agentenjagd, in anderen war es echt ganz okay. Ich finde jedoch, dass die beste Spielerzahl 4 ist. Vielleicht liegt es an Nils & Co, die meine erste Partie so grandios gemacht haben, aber irgendwie kam das Spiel in großer Besetzung immer am besten an. Da hat man einfach mehr Möglichkeiten, auszuteilen (naja, und einstecken muss man dann meistens auch von allen Seiten). Aber so soll es ja sein! Ich mein, wir sind hier nicht auf dem Markt und streiten uns darum, wer das Pfund Äpfel billiger verkaufen darf. Wir bangen hier um unser Leben und darum, als Katzenfutter zu enden! Da muss man auch schonmal tiiiieeef in die Tasche greifen und mit allen Mitteln und Wegen versuchen, nicht das Opfer zu werden.

Alles in allem ist Die Rote Kralle schnell gespielt, bringt in voller Besetzung echt ne Menge Spaß an den Spieletisch und ist kurzweilig. Ich würde sagen, die meisten Partien haben im Schnitt noch nicht mal ne halbe Stunde gedauert. Schön hätte ich etwas größeres Spielmaterial gefunden – gerade die Ratten wirken schon obermini in den Plastikfüßen und die ausgewählten Farben lassen sich im Zwielicht, wenn nicht die volle Spielebeleuchtung eingeschaltet ist, nicht wirklich gut unterscheiden. Geschweige denn, dass man sich leicht merken kann, welche Ratte man ist. Eine „Du bist die braune Maus“-Karte würde da schon helfen.. Und auch den Markern hätten ein paar Millimeter mehr nicht geschadet. Aber man kann´s ja auch so spielen, die Schachtel ist auf jeden Fall gut gefüllt und über eine zu große Schachtel kann man hier an der Stelle auf jeden Fall nicht meckern! 😉

Lecker

  • Zu 4. ein wirklich lustiges Spiel, das auch mal bööööse werden kann
  • Gerade meine erste Partie werde ich noch lang in Erinnerung halten
  • Gut umgesetztes Prinzip, dass man immer mehr belohnt wird, je schlechter es um einen steht.
  • Hier kann man sich auch mal Feinde in der Spielrunde machen. Gefällt mir.

Pfui

  • Zu 2. hat es mir keinen Spaß gemacht.
  • Zu 3. auch nicht wirklich.
  • Das Spielmaterial ist ganz schön winzig

Fazit

Miau? Pieps!

  "Die Rote Kralle entfaltet meiner Meinung nach ihr volles Potential erst in voller Besetzung. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass das Spiel zu 2. oder zu 3. gar nicht auf den Tisch gebracht werden muss. Wie bereits erwähnt: Es kann ja an den Gruppen gelegen haben, in denen wir gespielt haben, aber das Wasser ist echt nicht übergeschwappt. Anders dann bei 4 Spielern - da war´s dann schon hitziger am Tisch. Wenn man sich ein bisschen auf das Spiel einlässt und auch auf das Thema, dann kann das schon echt viel Spaß machen. Denn auch, wenn es so nicht in den Regeln steht, versuche ich meine Mitspieler, wenn nötig, auch gern mal zu überreden, etwas zu tun, das in meinem Sinne ist - nicht in ihrem - wenn sie für mich eine Karte auswählen dürfen. Irgendwelche verlockenden Angebote fallen mir meistens ein - jedoch bringt es manchmal auch einfach nix. Es sorgt lediglich für ein hämisches, gemeines Grinsen im Gesicht meines Gegners. Aber keine Sorge, das kriegt der noch zurück. ;-)"
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Gute Fritte