Jaja, netter Versuch!
Kurz vor der Messe in Essen war es, als eine E-Mail in unser Postfach reinflatterte. Ron schrieb sie uns. Denn Ron hatte gemeinsam mit Max ein Spiel gemacht und auf den Markt gebracht und fragte, ob wir uns das nicht mal anschauen wollten. Solche Anfragen kriegen wir schonmal häufiger und weiß Gott nicht immer sagen wir zu, uns damit zu befassen. Oft ist es nicht unsers und manchmal ist es … nicht unsers. Sagen wir es einfach so. Aber Rons und Maxs Spiel hat uns neugierig gemacht, daher wollten wir uns das auch anschauen.
Gesagt, getan!
Auf der SPIEL’19 in Essen haben wir die beiden dann also an ihrem Stand besucht und in Nice Try reingeschnuppert. Schnell wurde klar:
Dieses Spiel gehört in die Kategorie „Große Fresse, nix dahinter!“.
WAAAAS?
Also – nicht falsch verstehen – nicht das Spiel hat eine große Fresse, sondern das, was man drin tut, gehört in diese Kategorie. Man schätzt sich bei häufig gar nicht so schwierig klingenden Aufgaben selbst ein und bietet quasi darum, wer´s am besten kann. Und da kam bei mir oft „Große Fresse, nix dahinter“ bei rum. 😉
Ich möchte manche Dinge davon überhaupt können. Muss gar nicht am besten sein …
Also. Von vorne. Wie funktioniert das Spiel?
Gespielt werden 8 Runden, in jeder Runde wird eine Challenge verkündet, die man bestreiten muss.
Aber: Das dürfen nicht alle. Denn bevor es losgeht, müssen erstmal alle schätzen, wie gut bzw. schlecht (;-)) sie diese Aufgabe erfüllen werden: „Ich kann 5 mal hopsen ohne zu kotzen.“ „Ich kann 7 Mal hüpfen ohne zu kotzen!“ (das sind keine reellen Challenges aus dem Spiel, sondern nur frittesque, spoilerfreie Beispiele, um euch das zu verdeutlichen, worum es geht.). Die meisten Challenges kann man einfach so ohne viel Vorbereitung zu Hause spielen, weil man eigentlich fast alles davon im Haushalt hat, würde ich vermuten. Spielt ihr Nice Try unterwegs in einer Kneipe solltet ihr sicherstellen, dass ihr alle Materialien, die ihr benötigen könntet, dabei habt. Oder dort, wo ihr seid, auftreiben könnt.
Aber weiter: Wir waren ja noch beim Bieten. Wer das höchste Gebot rausgehauen hat, beginnt und darf versuchen, die Aufgabe zu erfüllen und sein Gebot einzuhalten. Wer das niedrigste Gebot hatte, der kriegt pauschal einen Minuspunkt, weil er ein Loser ist. Wer das höchste Gebot abgegeben und erfüllt hat, kann 4 Punkte gewinnen, jemand der weniger geboten hat, als der Höchstbietende, kann 2 Punkte gewinnen. Hat der mit dem höchsten Gebot geschafft, selbiges einzuhalten, geht es weiter in die nächste Runde. Falls nicht, darf der nächste sein Glück versuchen.
Besonderheiten
Es gibt noch 3 Challenge-Arten, die etwas anders funktionieren. Da muss man erstmal entscheiden, ob man überhaupt an der Herausforderung teilnehmen will, oder nicht. Dann wird gespielt und es kann sein, dass man der last (wo)man standing sein muss oder dass man die meisten Erfolge in 5 Versuchen schaffen muss oder man muss etwas bestimmtes im ersten Anlauf schaffen.
Dann gibt´s noch drei „Joker“, die man im Spiel einsetzen kann: Der eine kann die Punkte verdoppeln, der nächste beschützt einen vor Minuspunkten und der andere beschert einem Mitspieler einen Punkt, in dem man „NICE TRY!!!“ ruft. Kann man aus Schadenfreude oder aus Mitleid machen.
Tja, und wie es bei Spielen nunmal so ist: Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
JUUHUUU! Nein, doch nicht …
In der Anleitung steht extra, dass man sich nicht spoilern soll und sich von den einzelnen Aufgaben überraschen lassen soll. Freundlicherweise wurden die Karten sogar schon gemischt! 😉 Da kommt man ja quasi gar nicht in Versuchung, da mal durchzugucken. Aber da ich nicht diejenige sein will, die euch den Spaß an Nice Try versaut, weil sie Challenges ausplaudert, halte ich es einfach mal möglichst vage …
Wie einige von euch vielleicht wissen: Ich bin Jongleurin. Dinge werfen und Dinge fangen und so. Bei den Aufgaben, bei denen es genau darum ging, hab ich natürlich alles gegeben: „Ich schaff 12 von 10!“. Ich dachte also bis zu meiner ersten Partie Nice Try, ich könnte ganz gut werfen. Oder fangen.
Ich wurde eines Besseren belehrt: Ich bin ein Fangundwerfnoob! Und ich bin ein Geographie-Noob (ääääh ist nämlich keine Hauptstadt von IRGENDWAS). Und ein Balanciernoob. Wahnsinn.
Kaddy is ein Allround-Noob.
Yes, sagen wir es einfach so. Das passt schon 😉
Die Aufgaben, die wir hier in der Schachtel finden, die könnten auch aus einem Buch „Bespaßung für Gruppen aller Art“ stammen. Ronald scheint auch pädagogisch unterwegs zu sein (bei Max weiß ich es nicht) – auf der SPIEL’19 konnte man ihm zumindest beim Panel am Educator´s Day zuhören, als er über die Einbindung von Spielen in den Unterricht sprach.
Und aus diesem Bereich kenne ich das Grundkonzept solcher Aufgaben auch. Seit inzwischen über … öhm … 7 Jahren oder so … geben mein Mann und ich jeden Mittwoch Jonglierunterricht. Am Anfang der Stunde ist immer ein Hallo-Spiel angesagt, um den Alltag abzuschütteln und anzukommen. Wieviele Bücher ich da schon durchgewälzt habe, auf der Suche nach neuen Ideen … „Spiele mit Gruppen“, „Gruppenspiele“, „Begrüßungsspiele für viele“ … Sagen wir, es waren … Sehr. Viele. Da kommt Nice Try genau richtig, denn da steckt eine Menge cooler Ideen drin. Klar, die sind nicht alle total neu, aber sie sind cool! Das schöne außerdem: Ich brauche „normale“, alltägliche Dinge dafür: Münzen, Stifte, Zettel, vielleicht mal ein Maßband, Taschentücher und so einen Kram.
Bei manchen Gruppenspielen (also aus den eben erwähnten Büchern) denk ich mir beim Lesen: ALTER! Soll da ein schwarzer, satanischer Zauber durchgeführt werden oder warum zur Hölle muss ich so viel Kram für ein 5 minütiges Spiel besorgen!?
Weg von der Pädagogik, hin zum Spieleabend
Wenn man Nice Try spielen möchte, sollte man meiner Meinung nach zusehen, dass sich der Einstieg nicht allzu sehr zieht. Angenommen, man spielt mit der vollen Spielerzahl von 8 Personen und einer davon ist ein Körperklaus und es landen aber nur körperliche Challenges auf dem Tisch. Dann wird der reichlich wenig Freude daran haben, mitzuspielen. Vielleicht wird es sogar so weit gehen, dass er gar nicht an die Reihe kommt, weil er zu schlecht bietet … dann ist es zwar witzig, den anderen zuzuschauen, aber gerade bei solchen Spielen macht es ja vor allem viel Freude, es selbst zu versuchen. Nice Try ist auch kein Spiel, das ich den ganzen Abend spielen würde … und ich höre jetzt schon die Stimmen einiger meiner Nerdfreunde: „Und wann spielen wir was RICHTIGES?“ 😉 Nice Try ist eben kein typisches Brettspiel, sondern mal was anderes, was aktives. Etwas, was wir SpielerInnen ja gern vermeiden, weil wir am Tisch sitzen und Pöppel schieben wollen. Nicht wahr?! *zwinkerzwinker*
Ich nutze Nice Try viel eher in der Form, in der ich die Aufgaben auf den Abend aufteile. 2 x 4 Spiele über den Abend zwischen den „eigentlichen“ Spielen sorgt für Auflockerung und auf jeden Fall auch für kein doofes Gefühl, weil man sich wie ein Zuschauer fühlt. Und natürlich liegt Nice Try (ÄY, ich kann das nicht schreiben. Entweder ich tippe Nicy Try oder Nic Trey oder Nic Try ein… meine Finger sind zu schnell oder … keine Ahnung.) in meiner Jongliertasche und begleitet mich ab sofort wöchentlich zur Volkshochschule. Und auch so kann man einfach mal wahllos eine Karte ziehen und den Spieleabend mit einer Challenge, die alle machen müssen, eröffnen. Das lockert die Stimmung 😉