Dann hebt er ab und …
Die internationale Raumstation ISS ist nur ein Fitzelchen von dem, was sie sein kann. Und das ist unsere Aufgabe: Im kooperativen Familienspiel Mission ISS – manage the station von Michael Luu (Schmidt Spiele) bauen wir die ISS zusammen. Schwerelos entsteht ein extravagantes Spielbrett, was kein Brett ist, sondern eine Raumstation. Dabei müssen wir Forschungswürfel bearbeiten, Astronauten bewegen und Kommandos geben. Schaffen wir das? Wir können es zumindest probieren …
Im Weltraum hört dich keiner …
So habe ich bei meinen Rezensionen schon oft angefangen, oder zumindest diesen zitatträchtigen Passus genutzt. Aber bei Mission ISS können wir durchaus quatschen. Es ist jetzt nicht so, nur weil wir uns im Weltall befinden, dass wir nicht reden dürfen. Das nutzen andere Spiele eher. Nicht so bei Mission ISS, hier reden wir nicht, hier erteilen wir Befehle und Kommandos. Ja, nichts anderes machen wir. Wir kommandieren die Astronauten herum dieses und jenes zu tun, und schaffen sie es nicht, klatschen wir uns laut an die Stirn und fragen uns, was die Jungs alles so falsch machen …
Mission ISS ist ein Familienspiel, was nicht sonderlich schwer ist. Hauptaufgabe: Das Schiff muss fertig werden. Dazu sind im Spiel Module zu finden, die zusammengesetzt einen Nachbau der ISS bilden. Nicht dreidimensional, aber angedeutet schon.
So einen extravaganten Spielplan habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nicht nur das Raumschiff zeigt sich ganz besonders, auch die Astronauten sind anders. Dreidimensional aus Pappe zusammengesteckt bilden sie Figuren mit Düsentornister und Platz für Zahlenscheiben, die die Stärken in bewegen, forschen und bauen angeben. Für Familien (besonders für Jüngere) ist das schon mal ein echt klasse Aufbau, denn oft habe ich es erlebt, dass die Figuren in die Hand genommen wurden, um mit ihnen zu „schweben“. Auch der Raumschiffaufbau wurde fern ab des Spielprinzip als Puzzle zweckentfremdet, um auf ihr und um sie herum mit den Astronauten zu schweben. Hier schon mal: Gut gemacht Schmidt, das lädt zum verspielten Spielen ein.
Ich dagegen muss sagen, dass mich dieser extravagante Aufbau und das Material eher verschreckt hat. Uff, ich glaube, ich werde älter und vielleicht auch konservativer. Mich hat es eher verschreckt, dass das Spielmaterial so besonders war. Ich konnte mit dem Spiel, der ISS und den Astronauten herzlich wenig anfangen. Aber das kleistere ich nicht an das Spiel. Es ist aber dennoch besonders.
Spielmechanik
Interessant fand ich die Spielmechanik und die Art und Weise des Spiels. Die Kommandos, die wir den Astronauten geben, vergeben wir über Karten. Diese liegen offen aus und sind für alle einsehbar. Nichts ist versteckt. Wir nutzen eine von unseren Karten und eine des Mitspielers, und vergeben dadurch die Kommandos. Das ist ganz pfiffig gelöst und habe ich so in Spielen noch nicht gesehen. Durch die Durchmischung der Karten, indem wir Kommandos abgeben, wechseln auch die Karten den Besitzer, und so bauen wir unser Deck für die nächste Runde zusammen. Etwas Vorausplanung ist hier ganz gut, da man hier dann schauen kann, wer im nächsten Zug, wenn man seine Schicht beendet (und dadurch seine Karten wiederbekommt) was machen kann. Das hat sich interessant im Spiel angefühlt und war ganz schön zu spielen.
Durch den Ausbau der ISS kommt es zu Vorfällen an der Raumstation, die uns das Spiel schwieriger gestalten. Wir bekommen mehr Würfel auf die ISS-Module gelegt, die wir „wegforschen“ müssen, oder aber zukünftige Baumaßnahmen werden schwieriger. Kein leichtes Unterfangen, und die Zeit läuft gegen uns.
Auch wenn wir nicht wirklich gegen die Zeit spielen, so rückt nach und nach auf dem Zeittableau der Marker weiter, der uns vorantreibt, das Raumschiff fertig zu bauen. Und so wird die Zeit knapp die ISS in seiner Vollständigkeit schweben zu lassen.
Spielgefühl
Rund. Mehr kann ich eigentlich nicht sagen. Ein interessanter Kartentauschmechanismus steckt in der Mission ISS. Alles läuft glatt, und das Spiel ist in wenigen Minuten erklärt. Verläuft die erste Runde evtl. noch etwas stockend, hat man spätestens in der zweiten Runde alles drauf und weiß, wie man die Astronauten zu scheuchen hat.
Jedoch kommt im Spiel auch etwas Langeweile auf – zumindest war es bei mir so. Manch Mitspieler von mir konnte das nicht bestätigen, aber im Großen und Ganzen war am Ende eher die Stimmung: Nun ja, kann man spielen, muss man aber nicht.
Auch war der Anreiz nicht gegeben bei einem Verlieren gleich noch einmal von vorne zu starten. Einmal haben wir es gemacht, bei den anderen Malen war es eher so: Wollen wir was anderes spielen?
Das heißt nicht, dass es schlecht ist. Im Gegenteil, Mission ISS ist rund läuft ziemlich glatt, aber bei uns kam das Spiel nie so an, dass wir es gleich noch einmal spielen wollten.
Vielleicht lag es auch am Thema, denn tatsächlich hatten wir (bis auf spielbereite Kinder, die fern ab der eigentlichen Spielmechanik eher das Raumschiff puzzeln und mit den Astronauten spielen wollten) niemanden bei uns, der Interesse am Thema hatte. Es fühlte sich so kalt und vielleicht auch etwas zu „real“ an.
Ich kann es nicht genau sagen, aber Mission ISS lief bei uns eher unter ferner liefen. Schade, da die Mechanik ganz cool ist.