Schnappatmung beim Schätzesammeln
Jetzt aber mal tief Luft holen meine Herren und Damen, denn die sagenumwogene Stadt Atlantica ist aus den Tiefen der Meere gefunden worden. Jawohl, ihr habt richtig gelesen, Atlantica ist aufgetaucht, und mit der Stadt die vielen Klunker, die die reichen Millionenbosse dieser Welt noch reicher machen. Wir sind diese Forscher und Forscherinnen, und wir haben nur eins im Sinn: Taler sammeln, Schätze heben, Klunker anhäufen. So macht reich werden Spaß. Christian Fiore und Knut Happel lassen uns zusammen mit Piatnik in die Tiefe, um auf Schatzjagd zu gehen. Wie wir das kartengesteuerte Familienspiel finden, erfahrt ihr in unserer Rezension zu Atlantica.
Tonscherben, Amphoren und anderes Gedöns
So quietschebunt sollte eine versunkende Stadt mal sein. Im Leben nicht. Sicherlich wäre so eine Stadt, die nach hunderten, ach tausenden von Jahren wieder auftaucht, mit Schlingpflanzen, Fischkot und verrottetem Tant übersät. Nicht so in Atlantica, denn da zeigt sich die Stadt, eher ihre Schätze kunterbunt, farbenfroh und überhaupt ziemlich schick.
Atlantica ist ein Augenschmaus für Menschen, die auf bunte Spielbretter, Karten und Illustrationen stehen. Für mich genau das Richtige. Atlantica trifft voll meinen Geschmack, auch wenn ich allgemein dem Wasserthema an sich nichts abgewinnen kann. Aber Atlantica schafft es mich zu begeistern. Und das in vielfacher Weise.
Doch bevor ich etwas zu meinen Erfahrungen und Empfindungen schreibe, einmal ganz kurz zusammengefasst, um was es geht.
Atlantica im Spielverlauf
Dass Atlantica aufgetaucht ist, habe ich jetzt schon ein paar Mal geschrieben. Und jedes Mal wäre das falsch, denn obwohl die Stadt aufgetaucht ist, befindet sie sich in den Tiefen des Ozeans. Aber über diesen Sinn will ich mich jetzt nicht auslassen. Atlantica ist da, fertig, und mit der Stadt die Reichtümer, nach denen sich die Menschen die gierigen Lippen lecken. Unsere Aufgabe: Reichtümer anhäufen, bis die Taschen klimpern. Wir können an die Talerchen kommen, wenn wir Schätze bergen: Architekturen, Gold, Waffen, Statuen und noch weiteres Gedöns.
Aber einfach so hüpft der Zasta nicht in unsere Portemonnaies. Dafür brauchen wir schon Taucherteams und vor allem Boote, denn so eine fette Gesteinsinschrift lässt sich nicht so einfach mit Seepferdchen-Abzeichen Richtung Strand schwimmen. Boote, besser Schiffe mit fetter Ladefähigkeit wären supergut. So bauen wir im Laufe des Spiels kleine Flotten auf, die Schätze tragen und lagern können. Ist das Boot voll, wird der Klimbim kurzerhand über Bord geworfen, denn lieber verzichten wir auf ne dröge Tonscherbe, als auf dass wir selber die nasse Hocke machen.
Bevor das Unwetter aufzieht, und damit das Spiel beendet, sammeln wir fleißig weiter und machen so Punkt um Punkt.
Während unserer Runden können wir so einiges tun: Tauchboote nutzen, im Hafen neue Schiffe erwerben, in der Kneipe nach neuen Tauchmenschen Ausschau halten und in der Forschungsstation Forschungen durchführen. Für die, die mal ausspannen wollen, steht auch die Aktion Luft holen zur Verfügung, was man hier und da mal machen sollte, um die Kartenhand aufstocken zu lassen.
Alle Aktionen werden mit Karten gesteuert: Bezahlen, einsetzen, kaufen, anheuern, ziehen, kombinieren, etc. Atlantica mit seinen vielen Möglichkeiten ist schnell gelernt und in seiner Ikonografie selbsterklärend.
Sobald der Hurrikan aufkommt und die abgesüppelte Wasserstadt wieder dem Ozeanerdwasserboden platt macht, ist das Spiel zu Ende und es wird abgerechnet. Wer fett im Geschäft war, trägt den Ruhm der untergegangenen Stadt.
Kombo-Kombo
Atlantica ist wirklich leicht zu erlernen und tatsächlich ganz schön tricky zu spielen. Am besten haben mir die Runden zu zweit und zu dritt gefallen. In 4er und 5er Runden hat sich auf dem Spielplan so viel getan, dass eine Planung fast sinnlos war, wenn man nicht an der Reihe ist. Hier verändert sich viel auf dem Spielfeld – da kann man auch gerne planen, wenn man erst dran ist. Die, die etwas mehr Zeit zum Überlegen brauchen, können hier und da die eine oder andere kleine Downtime bewirken – obwohl sich Atlantica wirklich schnell und flüssig spielt.
Mir gefällt die Möglichkeit der Kombos, die man bei diesem Spiel spielen sollte. Eine Karte allein ist schon schön und gut, aber den richtigen Reihbach und die vollen Möglichkeiten genießt man erst, wenn man Karte um Karte in einer Kombination spielt. Erst so kommen die Aktionsmöglichkeiten so richtig zur Geltung. Auf Tauchfahrt zu gehen ist super, da man so die attraktiven Schätze bergen kann. Man spielt eine grüne oder gelbe Taucherkarte, und erhält 1 Schatzkarte – die Erste, die ausliegt. Aber, spielt man dazu noch eine lila Tauchkarte aus, taucht man etwas tiefer und kann schon 2 Schatzkarten nehmen (von Feld 1 – 3). Sollte nun noch eine dritte Karte gespielt werden, eine Weiße, dann taucht man zwar gefährlich tief, aber findet auch 3 Schatzkarten, die man aus allen 6 Feldern aussuchen kann. Diese Kombinationen sollte man aber erst einmal sammeln.
So kombinieren wir Karten, sammeln Kombos, wägen ab, wann Tauchgänge, Schiffe und/oder Forschungen attraktiver sind, und und und … Atlantica spielt sich hier an sich sehr leicht und flüssig.
Schön gespielt mit jung und alt
Atlantica ist ein leicht zugängliches Familienspiel. In meinen Runden konnten jung und älter gut zusammen ein Familienspiel spielen. Wie schon eben beschrieben, mochte ich die 2er und 3er Runden am liebsten. Aber auch 4er und 5er Runden sind vollkommen okay, auch wenn man hier weniger planen kann, als in kleinerer Besetzung. Manchmal ist einem auch das Unglück hold, und man zieht „nur Dreckskarten“. Ja, das kann sein, aber so oft kam das bei uns nicht vor.
Was wir etwas schade fanden, war dass alle ihr „eigenes Süppchen“ kochten, und es wenig „Angriffe“ auf die bestehenden Frachten der Mitspielenden gibt. Wenig? Also, keine. In Atlantica nehmen wir einander Möglichkeiten weg. Aber nicht bestehende Schätze. Hier habe ich mir tatsächlich etwas mehr Ellenbogen gewünscht. Zumindest in manchen Runden.
An sich spielt sich Atlantica aber sehr zugänglich und familienfreundlich. Ein schönes und unterhaltsames Spiel, was auch in Sachen Gestaltung und Illustration alles richtig macht. Wie schon gesagt: An sich kann ich einem Unter- und Überwasserthema nicht viel abgewinnen, aber Atlantica finde ich richtig gut und gelungen. Von mir ein Daumen hoch. Und jetzt muss ich wieder an die Sauerstoffpullen, sonst bekommt meine Crew gleich wieder das japsen.