Cartaventura – Lhasa

Frittenrezensionen Kartenspiele
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Gute Fritte

Kaddy is dabei!

Dinge, die mich besonders schnell kriegen: Spiele, in denen die Stadt „Lhasa“ erwähnt wird. Wieso? Weil es einer meiner großen Träume und Pläne ist, genau dort bald mal zu sein. Lhasa ist die Hauptstadt Tibets, in der knapp 900.000 Menschen leben. Da will ich hin! Vor allem will ich aber auch das Land außerhalb der Hauptstadt kennenlernen – das sogar noch ein bisschen mehr. Aber: Heute wollen wir nicht über meine Reisepläne sprechen, die wären nämlich seeeeeeehr ausführlich und exorbitant. 

Nein, wir wollen gemeinsam auf Cartaventura – Lhasa schauen. Ein kleines Kartenspiel, das jetzt in der deutschen Ausgabe bei Kosmos erschienen ist. An dieser Stelle geht auch ein herzliches Danke an Kosmos, weil sie uns das Spiel für die Rezension zur Verfügung gestellt haben. 

Wie funktioniert das?

Es ist an sich ganz einfach: Die Karten werden, beginnend bei der ersten, vorgelesen. Wir haben das Spiel zu zweit gespielt und vermutlich würde ich es auch immer nur in der 2er Konstellation spielen. Warum erzähle ich später. 

Also: Vorlesen. Man erlernt die Regeln direkt über die Karten. Unter den Karten liegt ein Flyer, den man – meiner Meinung nach – auf gar keinen Fall lesen sollte, bevor man das Spiel durch hat. Dann aber auf jeden Fall – denn er ist sehr informativ – und für mich war er auch spannend.

Sind die Regeln erklärt, geht es weiter mit dem eigentlichen Spiel: Es werden Karten mit Bezeichnungen und Bildern auf dem Tisch ausgebreitet und ergeben quasi Landkarten, die uns sagen, wohin wir gehen können. Wenn wir uns entscheiden, einen der Wege zu untersuchen, erfahren wir über die jeweilige Karte, was wir tun müssen, um zu erfahren, was geschieht. Das kann mal eine neue Karte sein, die ins Spiel kommt, mal drehen wir bereits vorhandene Karten um. Wir müssen also Entscheidungen treffen, Konsequenzen tragen und selbst bestimmen, welche Geschichte wir erleben wollen.

Ist das ein Kartenspiel?

Nein, ich würde es nicht als richtiges Kartenspiel bezeichnen. Es ist eher ein Abenteuerbuch als Kartenspiel. Denn das, was ich gerade beschrieben habe, ist quasi das, was man die ganze Zeit tut: Karten lesen, Entscheidungen treffen, Geschichten spinnen. Irgendwann kommt man an ein Ende und kann entscheiden, nochmal von vorn anzufangen, um einen anderen Weg auszuprobieren. 

Unsere erste Runde war auch irgendwie ganz schön ernüchternd. Mir ging es irgendwie zu schnell, dass wir an einem Ende waren. Ich war noch nicht bereit dafür, dass das Spiel nach knapp 40 Minuten zu Ende sein sollte. Ausserdem war das auch nicht das Ende, das ich mir gewünscht hätte. Also: Nochmal. Durchspielen, anderes Ende. Aber immer noch nicht die erwartete Wendung. Aber … nochmal? Nee. Spiel wird zur Seite gelegt. Ich schlafe eine Nacht drüber und möchte am nächsten Morgen dann aber doch nochmal von vorn beginnen, weil ich wissen möchte, wie man zu dem Ende kommt, das ich haben will. Aufwändig, so viel kann ich sagen. Mehr dazu sage ich an dieser Stelle nicht, weil es ein bisschen spoilern würde. Sagen wir einfach so: Da ist eine Sache drin, die ich anders besser gefunden hätte. Aber gut.

Ich finde, Cartaventura – Lhasa macht eine schöne Spielatmosphäre. Wir hatten tibetische Klänge im Hintergrund an, die Story hat uns (an den meisten Stellen) abgeholt und wir hatten eine gute Zeit soweit. Aber: Es ist eben doch nur lesen. Und es ist Railroading. Daher würde ich auch nur mit 2 Personen an so ein Spiel gehen. Wir haben uns die Aufgaben zu zweit so aufgeteilt, dass einer liest und eine die Karten raussucht. Ansonsten gilt halt: Lauschen, besprechen, Entscheidungen treffen. Das mit 3 oder 4 Personen zu machen würde ich vermutlich für zu wenig „Spiel“ halten.

Lhasa, Vinland, Oklahoma

Neugierig sind wir beide, die wir jetzt in Lhasa waren, trotzdem auch auf die anderen Schachteln, auch, wenn man dazu sagen muss, dass es schon sehr thematisch ist und daher der Punkt „Macht mich thematisch jetzt nicht so an“ hier durchaus eine Rolle spielen kann, in der Wahl der Cartaventura-Ausgabe, die auf den Tisch kommen soll.

Ich für meinen Teil hab das schon genossen, gerade weil Lhasa mich grundsätzlich ja auch interessiert. Im Spiel gab es allerdings immer wieder Momente, wo wir uns etwas ungläubig angeschaut haben, weil wir das nicht so ganz nachvollziehen konnten, was da geschrieben stand. Und dann ist die Frage: Ist gemeinsames Lesen am Tisch auch spielen?

Sicherlich ist es ein verspielter Umgang mit einem bestimmten Thema – wie hier in Form eines kartenbasierten Abenteuerbuches. Wenn ich aber wirklich etwas spielen möchte, dann hole ich mir nicht Cartaventura ran. Das kann ich gut machen, wenn ich es mir gemütlich machen möchte, ein bisschen lesen und lauschen und Geschichten erleben. 

Lecker

  • Unverbrauchtes und sehr interessantes Thema, nette Geschichte, nettes Geschichtenerzählen und -erleben

Pfui

  • Manche Momente wirkten ... etwas merkwürdig. Auch den Weg zum "besten" Ende fand ich irgendwie ... lang.

Fazit

Überschrift

  "Nachdem ich am Abend des Spielens selbst Cardaventura etwas enttäuscht zur Seite geschoben hatte, war ich am nächsten Morgen aber doch noch so im Spielgefühl, dass ich es nochmal versuchen wollte. Damit hätte ich tatsächlich nicht gerechnet - aber es war auf jeden Fall gut, um einen zufriedenstellenden Abschluss mit und für dieses Spiel finden zu können. Alles, was ich vorher erlebt habe, hätte mich vermutlich nicht sonderlich happy gemacht, wenn an es als Abschluss betrachtet hätte. Würde ich Vinland und Oklahoma auch noch spielen? Ja, ich denk schon. Und dann vermutlich auf der Couch, mit dem Couchtisch in der Nähe. Mit ner Decke, nem Tee und einer guten Playlist.  "Nett" ist vermutlich das Wort, das ich benutzen würde, um das Cardaventura-Erlebnis zu beschreiben. Von mir gibts ne eher schwache gute Fritte, fast schon eher eine Knusperfritte (5) weil mich zumindest das Thema und das Gefühl während des Erlebens echt gut abgeholt hat und ich auch sonst nicht abgeneigt bin, solcherlei "Abenteuer" zu erleben. Wie gesagt, ich würde das hier eher als "Abenteuerbuch in Kartenform" beschreiben.
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Gute Fritte