Die Verleihung des Spiel des Jahres 2019

Reise, Reise …

HEUTE IS WAS BESONDERES!!
Wir haben diesen Text hier für euch auch eingesprochen, damit ihr das hören könnt, wenn ihr unterwegs seid. Einfach anschmeissen und der Kaddy zuhören! Tut uns doch einen riiiieeesigen Gefallen und sacht uns ma, wie ihr das findet. Macht das Bock? Wollt ihr mehr davon? Erzählt ma!
Wir schreiben den 22. Juli 2019. In Berlin versammeln sich Brettspiel- Autoren, Illustratoren, Verlagsmitarbeiter, Pressesprecher, Blogger, Youtuber, Podcaster und nicht zuletzt auch die Mitglieder des Vereins Spiel des Jahres. Darunter waren natürlich auch wir, die Spielfritte. Und nicht nur wir Spielfritten, sondern auch einige andere sind nicht nur dafür in die Hauptstadt gereist, sondern natürlich auch, um die Berlin Brettspiel Con zu besuchen. Aber um die soll es heute gar nicht gehen – dazu gibt’s ja sowieso was auffe Augen! Heute wollen wir uns ganz der Verleihung des Kennerspiels und des Spiels des Jahres widmen. Und natürlich auch nochmal über die Nominierten sprechen – und zwar auch unter dem Hashtag #dontforgetthenominees.

07.30 Uhr: PIEP DÜDEL PIEP!

Der Wecker klingelt. „Ich hab keinen Bock, aufzustehen … es is noch voll früh! Lass mich noch ein paar Minuten liegen bleiben … ich ..“ MOMENT MAL! Heute ist doch die Verleihung vom Spiel des Jahres!! ICH MUSS SOFORT AUFSTEHEN!“ Kaffee, fertig machen, Koffer packen und los gehts, auf ins nhow Berlin, ein Hotel, in dem die Tapeten auf dem Klo pink sind, in dem die Rezeption aussieht, als würde man vor unfassbar riesigen, glänzenden, aufgespritzten Lippen stehen und in der gleich das wichtigste Event der Branche stattfinden würde: Die Verleihung vom Spiel des Jahres 2019. Also: Zacki zacki, wir wollen ja nix anbrennen lassen, nicht wahr!? Nicht, dass wir zu spät kommen und was verpassen!
Die Dusche plätschert vor sich hin, Hemden werden angezogen, Socken hochgezogen und Schuhe zugeschnürt. Dann checken wir aus dem Hotel aus, es gibt noch nen Kaffee auffe Hand und dann ab in die Bahn, die uns zur Verleihung bringt. Dort angekommen wartet ein weiterer leckerer Kaffee, viele Umarmungen mit Bekannten, Hände schütteln, Bilder machen. Und Boomerangs!! Falls ihr uns noch nicht bei Instagram folgt, solltet ihr das ganz dringend nachholen, denn wir haben an diesem Wochenende unsere Leidenschaft für Boomerangs in den Instastories entdeckt, die euch ab sofort immer mal wieder das Leben versüßen werden. Naja, aber wech von uns und zurück zur Preisverleihung.
Das Grußwort der diesjährigen Verleihung sollte von Monika Grütters gesprochen werden, die sich jedoch verspätete. Daher mussten wir noch ein bisschen warten, bis es dann doch endlich losgehen konnte. Hauptsache die Spannung wird noch weiter heraus gezögert… jaja… Endlich war die Frau Grütters dann da und es konnte losgehen.
Harald Schrapers eröffnete die Veranstaltung mit einem Hallo und guten Tag, bis dann die Bühne für Frau Grütters und Bernhard Löhlein, seineszeichens Pressesprecher des Vereins Spiel des Jahres e.V., geräumt wurde. Zuerst war Frau Grütters dran und  sprach einige Worte zum Thema Spiel als Kulturgut. Wer sie nicht kennt: Monika Grütters ist Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Staatsministerin für Kultur also. Sie begann ihre Rede mit einem Zitat von Schiller: „Es ist das Spiel und nur das Spiel, das den Mensch vollkommen macht.“

Und wir so: YAAAAAAYYY!!

Wisst ihr, der Verein Spiel des Jahres hat in diesem Jahr zum 40. Mal den Preis des Spiel des Jahres vergeben, seit 8 Jahren wird das Kennerspiel gekürt und seit 18 Jahren wird auch der Preis für das Kinderspiel des Jahres verliehen. Wahnsinn! VIERZIG! So alt muss man erstmal werden! Und das sind achtzig Mark!!
Nunja, Frau Grütters sprach darüber, dass das Kulturgut Spiel in einer Zeit wie der heutigen, in der Ausgrenzung und viele andere unschöne Dinge irgendwie an der Tagesordnung sind, einfach ein Lichtblick ist, der zeigt, dass es anders geht.
Dass das immer wichtiger wird zeigt ja auch die Initiative „Spielend für Toleranz“, der wir uns ja auch angeschlossen haben.
Weiter ging es mit dem Thema „Trends“. Irgendeinen Trend gibt es in jedem Jahr. Ob es Escape Räume für zu Hause sind, Spiele mit Zombies, kooperative Spiele oder Spiele in Echtzeit. Oder eben auch aktuelle Trends wie die Vermischung von analogen Spielen mit digitalen Komponenten: die Hybridspiele, deren Name sogar die Frau Grütters kannte. Ein analoges Spiels bliebe auch analog, wenn es sich der Elektronik bedient. Aber die Möglichkeiten werden dadurch natürlich auch nochmal völlig andere! (also, das mit den Möglichkeiten sage ich, Kaddy.). Spielen ist viel mehr als Monopoly oder Kniffeln. Spielen, das ist etwas haptisches, ein erleben. Wir haben Spielmaterial, wir setzen unsere Kreativität ein, wir gehen miteinander in den Austausch – und das sind die Dinge, die Spielen zu dem machen, was es ist und spielen ist kulturell wertvoll. Auch die Staatsministerin spielt gerne und scheut sich nicht, eine Menge Nerdbegriffe, die in ihrer Rede standen, auch einzusetzen. Ich habe selten eine so nerdige Rede einer Politikerin gehört. Cool.
Dann wandte sich das Thema zu Catan. Also die Siedler und alle anderen Menschen von Catan. Die Sternfiedler, die Spielfritten, die Kängurus, was auch immer es da alles gibt. Frau Grütters sagte, Catan sei das „Kokain der Brettspielszene“ (aber diesen Begriff hat nicht sie geprägt, sondern die amerikanische Zeitung „Wired“). Catan ist mehr als nur ein Bestseller: Über 27 Millionen Verkäufe – das sind mehr als das Buch „Das Parfum“ von Patrick Süßkind oder „Der alte Mann und das Meer“ von Hemingway. EIN SPIEL VON KLAUS TEUBER IST ERFOLGREICHER ALS EIN BUCH VON HEMINGWAY! Zieht euch das rein …

Rolle im Spiel

In einem Spiel können wir sein, was wir sein wollen. Es spielt eine andere Rolle als in der Realität, ob wir Frau oder Mann sind, ob wir gut oder böse sind und wir können uns ausprobieren, wir können abwägen und testen. Und das ist ja auch nur ein Bruchteil dessen, was Spielen so kann. Es macht auch noch Spaß! Und wir können etwas dadurch lernen. Es sei erstaunlich, so Frau Grütters, was man sich inzwischen spielerisch erschließen könne: Wir müssen nicht mehr über den halben Globus fliegen, um Puerto Rico zu sehen und wir können sogar ausprobieren, wie es wäre, wenn wir Kanzlerin wären!
Die Jury Spiel des Jahres hat im Laufe der letzten Monate mehrere hundert Spiele gespielt, auf Herz und Nieren getestet, ausprobiert, beleuchtet, Regeln gelesen, Regeln erklärt. An dieser Stelle wollen wir der Jury auch einmal ein großes Dankeschön aussprechen, denn das ganze geschieht ja ehrenamtlich und diese Menschen verwenden viel Zeit und Aufwand darauf, dass dieser Preis überhaupt jährlich verliehen kann. Wir schalten für euch jetzt einmal den Spot an und schieben euch ins Rampenlicht, ihr Mitglieder des Vereins Spiel des Jahres, die ihr diese besondere Entscheidung übernehmt. Danke für euren Einsatz, euer Engagement und eure Leidenschaft!
Und jetzt kommen wir mal zu den Spielen, für die es in diesem Jahr leider nicht für den begehrten Preis gereicht hat. Jeder von uns wird nach einer kurzen Einleitung seinen Senf in Form von 3 Sätzen zu jedem Spiel abgeben.

L.A.M.A. von Amigo Spiele

Leute, wer weiß es nicht bereits? Die Spielfritte ist L.A.M.A.-tiker. Wir beide finden, dass L.A.M.A. ein großartiges, flottes Spiel ist, das alle Menschen zwischen 8 und 80 erreichen kann und eigentlich jedem Spaß macht.
Wie Wieland Herold aus der Jury so schön sagte: „L.A.M.A. ist ein lachender Türöffner zum Spiel.“ Und genau das können wir auch nur unterstreichen. Dass wir uns sehr gefreut hätten, wenn der rote Pöppel an das bunte L.A.M.A. gegangen wäre.
Kaddy: Ich war nach viiieeeelen Jahren mit meinen Eltern im Urlaub, die Noch Mal! Fans sind. Ich packte L.A.M.A. ein, damit mal Abwechslung an den Tisch kommt und war gefangen in einer Endlosschleife von L.A.M.A.-Partien. War schön da. 😉
Funfairist: Lustiges, amüsantes, mitreißendes AMIGO-Spiel. Hätte ich sehr gern farbenfroh auf dem ersten Treppchen gesehen. Und ich hätte gerne eine olfaktorische Version dieses Spiels.

Werwörter von Ravensburger

Werwörter ist wahrscheinlich etwas unbekannter, zumindest so mein (Kaddy´s) Gefühl. Wie beim Spiel „Werwölfe“ bekommt man geheime Rollen zugeteilt. Einer ist der Bürgermeister, der ein bestimmtes Wort kennt. Der Rest der Truppe versucht durch Fragen herauszufinden, um welches Wort es sich handelt. Das macht man gemäß seiner Rollen mal so und mal so. Danach wird aufgrund des Frageverhaltens abgestimmt, wer Werwolf ist und ausscheiden soll. Ziel des Werwolfes ist, Fragen zu stellen, die dafür sorgen, dass das gesuchte Wort nicht gefunden wird. Die Dorfbewohner wollen es aber herauskriegen.
Kaddy: Ich hab Werwörter ein paar Mal gespielt, aber mich hat das Spiel nicht umgehauen. Es ist eine witzige Adaption der Werwolf-Regeln und spricht – wie ich bestätigen kann – eine breite Masse an, zu der ich jedoch nicht unbedingt dazugehöre. Nichtsdestotrotz treffen hier schmale Regeln auf ein tiefergehendes Spielerlebnis, das es auch Gelegenheitsspielern schmackhaft macht, die eigene Ludothek zu vergrößern.
Funfairist: Ich frag mal so in die Runde: Ist die Idee nicht irgendwie geklaut? Egal … Hauptsache sie finden nicht mein Zauberwort. Es lautet LAMA.

Detective von Pegasus Spiele / Portal Games

Bei Detective schlüpfen wir in die Rolle von Ermittlern, die einen recht komplexen Kriminalfall lösen müssen, der in 5 Kapitel unterteilt ist. Dabei sind alle Informationen, die man im Laufe des Spiels sammelt, eventuell auch noch relevant für den späteren Verlauf des Spiels. Oder auch nicht. 😉
Kaddy: Wie ich auch schon bei Christoph von Better Board Games verraten habe, ist Detective, ganz unabhängig von der Nominierung zum Spiel des Jahres, mein persönliches Spiel des Jahres. Ein absolut geniales, tiefes Spielgefühl, Grübeln, Austauschen, Notieren. Detective ist ein besonderes, intensives Spiel, das nicht so ist, wie die anderen.
Funfairist: „Ich schwöre, in der Verpackung lag kein Tütchen Kokain!“ Multigeniales Spiel, welches noch lange in den Venen pocht. Crack für die Seele.

Carpe Diem von Ravensburger / Alea

Bei Carpe Diem verrichten wir unser Tagwerk, allerdings werden wir dazu mehr als zweitausend Jahre in die Vergangenheit versetzt. Jeder hat ein Stadtviertel, das er aufbauen und hübsch machen will, damit am Ende möglichst viele Punkte hängen bleiben. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, denn die Konkurrenz schläft nicht und wenn man Pech hat, dann bekommt jemand anders, was man eigentlich selber haben möchte.
Kaddy: Ich bin ziemlich widerwillig in meine erste Partie Carpe Diem gestartet, denn das Design und die Einleitung zu diesem Spiel haben mich so wenig angemacht wie ein Hackbraten einen Veganer. Ich habe dann trotzdem gespielt und war so positiv überrascht! Ganz tolle Mechanismen treffen auf ein wirklich fluffiges Gameplay, das knifflige Entscheidungsfindungen erfordert.
Funfairist: Ich nutze den Tag und spiele dieses großartige Spiel. Ein bisschen Grafikpfusch kann mich nicht abhalten, dieses Feld zu bestellen. I like.

Just One von Asmodee

Das Spiel des Jahres 2019! Die Spielfritte ist sich einig: Mit Just One hat man auf jeden Fall eine gute Zeit. Einer kennt den gesuchten Begriff nicht, alle schreiben GENAU EIN WORT dazu auf ihre Tafel, doppelte Begriffe werden dann ausgesiebt und alles was übrig bleibt, darf der Unwissende dazu nutzen, das gesuchte Wort zu erraten.
Kaddy: Just One ist großartig, jedoch meiner Meinung nach noch mehr, wenn man 2 Spiele nutzt und mit NOCH mehr Menschen spielt. Dann wird Just One, das zurecht nun Just Won genannt wird, noch cooler. Herzlichen Glückwunsch!
Funfairist: In nur einem Wort: Großartig! Ein Großgruppenspiel, welches in seiner Reduktion alles richtig macht. Ich brauch neue Stifte …

Flügelschlag von Feuerland

Und hier haben wir auch das Kennerspiel 2019: Flügelschlag. Ein unfassbar riesiger Hype hat sich um diese Schachtel herum gebildet und für lange Schlangen an der Kasse gesorgt. Wir sammeln Vögel, die unterschiedliche Aktionen freischalten, die wir dann nutzen können. Das ganze verpackt in hochwertiges und sehr schönes Spielmaterial. „Ihr seid Vogelliebhaber – Forscher, Vogelbeobachter und Ornithologen – und versucht eine Vielzahl an unterschiedlichen Arten anzulocken. Sammelt Vögel im gleichen Lebensraum und bildet so starke Kombinationsketten aus besonderen Fähigkeiten. Jeder der drei Lebensräume auf eurem Spielertableau steht für einen Aspekt eurer Aufgabe:
– Erhaltet Futtermarker über Futterwürfel im Vogelhäuschen (Würfelturm).
– Legt Eier in Form von verschiedenfarbigen Miniatureiern.
– Erweitert eure Vogelsammlung aus einem Satz von 170 einzigartigen Vogelkarten.“ (c) Text: Feuerland Spiele

Kaddy: „Was für ein schönes Spiel!“ dürfte wohl der erste Gedanke der meisten Menschen sein, die dieses Spiel erblicken. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich kein Flügelschlag-Fan bin, weil mich das Gameplay nicht wirklich überzeugt hat. Aber Flügelschlag ist ein gutes Beispiel dafür, wie man es richtig macht und ich gratuliere dem Verlag und der Autorin herzlichst!
Funfairist: Endlich zeigt die Feuerwärme Piepmatzspuren. Ein dreifaches Hoch auf dieses lehrreiche Spiel. P.S: Die Eier kann man nicht essen.

Naaaaa?

Jetzt hattet ihr bestimmt das Gefühl, live dabei gewesen zu sein, oder?! Wir hoffen auf jeden Fall, euch einen guten Einblick geboten zu haben. Verratet uns doch mal, wie ihr gewählt hättet bei den diesjährigen (Kenner-)Spielen des Jahres – wir sind gespannt!

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