Ich male Dir das schlimmste Verlies
Doodle Dungeon von Ulrich Blum ist schon etwas Besonderes. Anders kann ich das gar nicht sagen. Von den vielen Roll/Flip & Write Spielen ist dieses Spiel eher was Abnormales, und wie viele Dungeon-Spiele gibt es da draußen, die auf einem Stück Papier auskommen? Hm? Genau, nicht so viele. Ich schaue heute auf Doodle Dungeon, was bei Pegasus Spiele erschienen ist.
„Ein Spiel mit Zeichnen“
Wenn ich das meinen Leuten erzähle, höre ich von manch Mensch schnell ein grelles: „ähhhh, ich kann aber nicht zeichnen!“ Ich habe ja auch gesagt, dass wir spielen wollen, und nicht im Modellwettstreit sind, Du Penner. Das denke ich mir meistens, und lasse mir dann immer ganz kreative Antworten einfallen, die die Nörgler dann doch an den Tisch bewegt. Aber, in Doodle Dungeon habe ich die PERFEKTE Ausrede drin. Im Spiel ist nämlich eine Malscheibe, mit der wir allesamt gleichrecht gut oder schlecht zeichnen können. So! Und jetzt Du!
Also, Ausreden von wegen zwei linke Hände haben, im Kunstunterricht immer Kreide holen gewesen und Malen nach Zahlen ist unmöglich für Dich – all das zählt hier nicht. Wir doodeln uns einen Dungeon zusammen.
Aber das ist nicht alles, denn in diesem Dungeon gehen wir dann auf Monsterschlacht und versuchen so manch Klunkerkiste zu heben. Über Karten gesteuert, und mit einem Würfel ausgelegt, schnetzeln wir uns später im zweiten Part des Spiels durch die Gemäuer und versuchen Punkte satt zu machen. Darum kann man sagen: Doodle Dungeon ist nicht nur strategische Zeichenfreude, sondern auch Erlebnisspiel zugleich.
Auf´s Nötigste runtergespitzt
Ich mach´s mal ganz kurz, denn wenn ihr mehr vom Spielablauf wissen wollt, lest euch die Regeln durch oder schaut euch n Let´s Play Video an. Die bekommt ihr alle im Netz.
Wir malen einen Dungeon auf einem echt großen und fetten Block. Das machen wir der Reihe nach, denn Karten, die wir ziehen, zeigen an, was wir malen/einzeichnen sollen. Hier malen wir Wände, zecken uns Monster ins Gemäuer und Schätze gibt es auch noch. Zudem können wir ne Menge Kreuze machen (Aufwertungen), die uns später im Spiel nützlich sein können.
Haben wir das fertig, wird der Heldenweg bestimmt. Wo entlang gehen, wen passieren wir, und wo wollen wir rauskommen. Auch hier, wie beim Dungeonbau, gibt es Regeln, an denen wir uns entlanghangeln können.
Letztlich verteidigen wir den Dungeon und ziehen den Held peu a peu weiter. Hier werden Karten gespielt, es wird gewürfelt, und am Ende hat der Held es hoffentlich überlebt. Wer später die meisten Punkte hat, kann lustvoll umherspringen und Tschingerassabumm jauchzen.
So könnte man das Spiel mit seinem Verlauf zusammenfassen.
Was sich evtl. recht schnell liest, geschieht am Tisch jedoch in ausgelassener Ekstase, und darum komme ich jetzt auch schon gleich zum Spielgefühl und zur Kritik.
Im Dungeon ist´s gut zu doodeln
Erst einmal: Ich mag das doodeln und das zeichnen und das Gestalten des Dungeons. Die Schablone ist schon super, und mit nur wenigen Bleistiftstrichen erscheint ein Dungeon, wie er nicht schöner sein könnte. Hat man noch n Farbstift oder zwei zur Hand, erstrahlt das Gemäuer schon recht schnell in seiner allerschönsten Schönheit.
Selten habe ich bei einem Spiel, wo Bleistifte beiliegen, so viel und so oft anspitzen müssen, wie hier. Hier wird echt viel gemalt.
Das mag ich, dass der kreative und relativ zweckfreie Spieltrieb so ausgegeizt wird. Jedoch hat diese Doodelei auch ne Schattenseite, denn das ist die Zeit. Während auf der Schachtel 45-60 Minuten steht, brauchten wir in unseren Partien allein schon ne Stunde um das Kellerchen fertig zu malen. Uff, und da ist Phase zwei und drei noch nicht mal mit drin.
Also, wer etwas penibel auf den Bleistift schaut, kann sich in der Zeichnerei schnell verlieren.
Weiter gestalten wir unseren Weg des Helden, und irgendwie schmerzt es (zumindest bei mir), wenn ich meine schöne Zeichenkunst mit Strichen und Wegen verunstalte. Ach wie blöd.
Diese Verschmutzung und Bildzerstörung kommt nach der Phase 2 zu einem Höhepunkt, und bei Phase drei kreuzen wir an, streichen weg und machen aus dem Kunstwerk ein Krickelkrackelblatt. Ach wie schade!
Das muss ich sagen, gefällt mir nicht ganz so gut, weshalb ich allen rate, nicht all zu filigran und lustfreudig im Zeichnen zu sein – später siehst Du eh nichts mehr. Und das ist leider ein Kritikpunkt von mir: Es wird nach und nach unersichtlich das Ganze. Vielleicht liegt es auch an der eigenen Malerei, aber mir ist das Spielfeld später echt zu verkritzelt und zu voll. Schade.
Auch schade ist es, wenn manch Monster und Gegner sich so üppig zeigt, dass man an diesen Bolzen nicht vorbei kommt, da die Würfel ach so schlecht fallen. Tja, wer nicht die richtigen Karten auf den Händen hat und schlecht würfelt, ist im Dungeon gef*#c!&.
Nach ca. 2 Stunden Rumgegurke wird es wieder an der Zeit die Stifte anzuspitzen, und sich vom Blättchen zu verabschieden. Tschüss mein liebes Dungeon, es war schön mit Dir.
Fazit
Doodle Dungeon ist außergewöhnlich und nicht nur für alle John Kovalic Fans. Es ist ein nettes Mal-Dungeon-Spiel, was das Thema Dungeon Crawler auf eine sehr kreative Art und Weise hopps nimmt. Mir gefällt es. Jedoch muss ich sagen, dass mir so einige meiner Mitspielenden gesagt haben, dass sie das Spiel zu müßig faden und es nicht noch einmal spielen wollen.
Doodle Dungeon ist etwas aufwendig, und für den Spielspaß doch recht dünn, wenn man die lange Zeit bedenkt. Weil letztlich nehmen wir im Spiel Karten, spielen diese aus und würfeln einmal. Fertig.
Manch Pen & Paper Menschen werden hier eher hellhörig und für die ist das Spiel evtl. mal ne Alternative aus der Gedanken-Fantasie-Blase rauskommen zu wollen. Ansonsten sehe ich das Spiel eher in den Händen von Geeks und Nerds, die einem Munchkin(ähnlichen) eh nicht NEIN sagen können.
Wisst ihr was: Gönnt euch und doodelt euch die Sau raus. Haut rein.