Fenix

Brettspiele Frittenrezensionen
6

Gute Fritte

Der Kampf der Chipse

Nein liebes Huch!-Team, hier muss ich euch widersprechen. Ihr werbt damit, dass man eine Partie Fenix nicht automatisch verloren hat, wenn der König fällt. Nein, nein, nein. Selbstverständlich hat man das strategische Chips-Schiebspiel von Fred Horn verloren, wenn der König sich gen Boden niederstreckt. Und zwar genau dann, wenn kein neuer König aus der Armee hervorgeht. Sollte jedoch die Möglichkeit bestehen, geht die Partie weiter. Aber genau das meint ihr ja. Ich schaue heute auf Fenix.

Rot gegen schwarz oder andersrum

Was ist denn da schon wieder los? Schon wieder wissen zwei Königsreiche nichts anderes mit sich anzufangen, als gegenseitig die Spitzhacke in die Gedärme zu wämsen. Muss denn das immer sein? Ich komm mit dem Putzen und Aufräumen gar nicht mehr hinterher. Überall appe Köppe und Gebeine. Und erst mal das ganze Blut. Wer soll das alles wegwischen?

Ja, wäre Fenix eine 1zu1 Adaption zu dem, was es uns vorspielt, würde die Packung vor Blut nur so triefen. Hier lassen wir Soldaten hops gehen, und Generäle noch dazu. Maskulin durchfleischt hauen sich Soldat, General und König die Peitschen durch die Fresse. Nichts für Damen hier, hier herrscht Männersache in Kampfesform. Zwei Armeen treten gegen einander an. Beide das Symbol des Phönix auf der Brust. Es erinnert wie ein bitterlicher Brüderkampf, der in Abschlachtung versucht dem Film Braindead zu imponieren. Aber statt Rasenmäher hüpfen unsere Chips über die Gegner und strecken damit diese nieder. Nicht gefangen nehmen, eliminieren, totmachen, plätten, zerstören. Nichts darf übrig bleiben, und am besten die gegnerische Meute auseinander scheuchen, damit aus der Nachbarschaftsliebe nicht eine Symbiose entsteht, und neue Generäle oder gar ein neuer König sich formiert. Ne, das wollen wir nicht.

Ziel einer jeden Partei des 2Personen Spiels: Den gegnerischen König killen und zwar so sehr, dass er nie wiederkommt.

Dame zu König

Spielerisch haben wir die Marsversion des Brettspiels Dame vor uns liegen. Machte einst die Dame lange Schreitzüge auf dem Schwarz-Weiß-Brett, so haben wir hier durchweg das männliche Geschlecht auf dem Kriegsfeld: Der Soldat, der General, der König. Auch bewegt sich der General wie der Turm aus dem Schach. Dabei hüpfen unsere kleinen Kämpferlinge wie in herrlicher Wuxia-Ästhetik (gesprochen „wuscha“) oder im Martial Art Stil über die Gegner hinweg und plätten dabei die Spielsteine. Ziel: Der gegnerische König muss fallen und kein neuer gegnerischer König darf entstehen.

Wir ziehen unsere Chips, bringen uns in Position, und irgendwann ist der Damm gebrochen, und das große Massaker beginnt. Irgendwann muss es so sein und die erste Spielfigur fällt. Und dann geht es Schlag auf Schlag und Hüpfer um Hüpfer so weiter. In manch Spielzug fliegen drei, vier, fünf Gegnerchips und im verspielten Geiste sieht man die Säbel durch die Hälse flutschen und die Köppe fliegen. Ja, in Fenix gehen nach und nach unsere Armee dahin.

Besonders stark der General: Unachtsames und aufgescheuchtes Armeenherumstehen kann zur tödlichen Falle werden. Wenn der General anfängt zu springen, säbelt sein Schwert sämtliche Leiber entzwei und Blut spritzt fontänenhaft in die Höhe.

In die Falle zwingen

Und genau darauf kommt es in Fenix an: Den Mut haben Opfer zu bringen. Alles dient einem höheren Zweck: Dem Gegner näher kommen. Dabei müssen Opfer gemacht werden. Ja, auch mal ein paar mehr, so dass der Gegnergeneral in die eigene Zone kommt, nur um ihn dann platt zu machen. Dem Schach gleich schmeißt man hier und da n Soldaten (Bauern) dem Gegner vor die Füße, dass er sich ausgabt am Zerstückeln, so dass der eigene Schwerthieb auf ermüdeten Gegner trifft. Perfide, aber ja, darum geht es.

Und so auch in Fenix. Wir wollen ran an den König, und damit das gelingt, muss auch mal der eigene König die Hocke machen, nur um an anderer Stelle wieder aufzustehen. Wer dies einplant, plant strategisch seine Züge in Voraus.

Fenix ist kein mal eben runterspielen. Hier ist etwas mehr Weitsicht gefragt, denn wer plant und strategisch sich platziert, hat gute Chancen auf Sieg. Abstrakt und dem Thema egal ziehen wir eigentlich nur Steine, haben das Damespiel immer im Hinterkopf, und erfreuen uns an der sehr schönen Gestaltung aus dem Hause Huch!.

Fenix ist ein toller und sehr hübscher Abstrakter, der ein „klassisches Brettspiel“ mal ganz schick aussehen lässt. Im Grunde haben wir hier ne aufgemotzte Dame vor uns, aber DAS will der Herr König erst recht nicht hören. Und jetzt: Ab mit dem Kopf.

Lecker

  • Klassisches Brettspiel aufgepimpt
  • Tolles Material
  • Im übertragenen Sinne sehr gewalttätig und brutal

Pfui

  • Durchweg männliches Mannesgehabe

Fazit

Funfairist schlägt zu und sagt

Ja, wie Dame, nur anders. Und hübsch. Also ich finds echt hübsch. Schöner Plan, schöne Steine. Einfache Regeln. Ich mag den Zugzwang und den damit eingeplanten Gegnersprung ins eigene Messer, he he he … Schön gemein. Nett und äußerst gut. Herzlichen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
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Gute Fritte