Fog of Love

Brettspiele Frittenrezensionen
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Superfritte

Ein bisschen Liebe

Wenn es etwas gibt, das wir gerade in diesen Zeiten brauchen, dann ist es Liebe, oder nicht? Naja, und Zweispielerspiele, damit wir zu Hause nicht der Langeweile und sinnlosem Fernsehen frönen, sondern auch in Zeiten der Ausgangssperre spielerisch was zu tun haben. Und da es gerade nicht geht, dass wir uns in größeren Gruppen treffen, muss man halt schauen, was mit dem oder der Liebsten zu Hause gespielt werden kann.

Und da wabert auch schon der Nebel der Liebe um die Ecke.

Was für eine Überleitung. Grandios. 😉

Da schauen wir heute mal genauer hin. Und ich erzähle euch, warum ich erst jetzt von diese Spiel berichte, obwohl ich es seit Essen 2019 schon im Schrank habe.

Liebe für alle!

Fog of Love ist ein dänisches Spiel, das sich inzwischen seinen Weg auch auf den deutschsprachigen Spielemarkt gebahnt hat. Es ist zu Hause bei Hush Hush Projects. Hier könnt ihr ihre Internetseite durchwühlen und auch nachschauen was es neben dem Grundspiel so alles gibt.

Fog of Love ist, wie schon angedeutet, ein reines 2-Personen-Spiel, das Funfairist und ich schon in der englischen Version auf der Berlin Con angespielt haben – für die dänische reicht´s noch nicht ganz. Tak.
Da eine Partie Fog of Love gute 1-2 Stunden in Anspruch nehmen kann, haben wir da damals natürlich nur reinschnuppern können. Wir wurden erstmal mit leckeren Bonbons an den Stand gelockt (ja, das ist bei uns wirklich nicht schwer, uns zu locken ;-)), um dann an einen freien Tisch gesetzt zu werden. (Das klingt jetzt so, als hätten wir es nicht freiwillig getan – aber das haben wir, keine Sorge. Wir sind nämlich schon vorher um diese ungewöhnliche und schöne Schachtel herumschawenzelt, aber es war nie ein Platz frei. Von daher waren die Bonbons und eine Partie Fog of Love natürlich gern gesehen!)

An dieser Stelle geht ein Dank an Hush Hush und blattert PR, die uns Fog of Love für die Rezension gestellt haben.

Okay, erstmal:

Wie geht Liebe?

Oder besser: Was passiert in Fog of Love? Ihr spielt eine Beziehung nach! Die Kurz-Zusammenfassung:

Jeder erstellt sich seinen Charakter und entscheidet, ob er einen Mann oder eine Frau spielen möchte – sprich: Man selbst bestimmt, ob man in einer hetero- oder homosexuellen Beziehung spielen möchte.

Dann geht´s weiter: Welche Wesenszüge habe ich? Dazu bekommt man Karten auf die Hand, auf denen verschiedenste Wesenszüge stehen und ein Satz, der das Ganze etwas genauer beschreibt. Außerdem sind dort bunte Pfeile abgebildet, die man auch auf dem Spielfeld findet. Grundsätzlich wird es nämlich im Verlauf des Spiels unter anderem darum gehen, seine Entscheidungen gemäß seiner Wesenzüge (und noch anderer Dinge) zu treffen.

Aber erstmal weiter: Ich bekomme also 5 Wesenszüge-Karten, aus denen ich mir 3 aussuchen darf. Die behalte ich für mich (und verrate die meinem Gegenüber noch nicht – der wird das alles früh genug zu spüren kriegen ;-)) und weiß nun, wie mein Charakter grundsätzlich funktioniert.

Wichtig zu wissen und immer im Kopf zu behalten: Ich spiele einen fiktiven Charakter, der durch die Karten an Gestalt gewinnt. Sprich: Wenn ich Entscheidungen treffen muss, dann so, wie mein Charakter das tun würde. Nicht ich. Es gehört also auch ein gewisses Rollenspiel zu einer Partie Fog of Love. Übrigens, wie ich finde: Je mehr, desto besser. Aber dazu gleich noch mehr.

Weiter geht´s mit meinem Beruf – auch hier bekomme ich Karten, aus denen ich meinen Beruf für diese Partie auswähle. Und dann geht´s noch an die äußeren Werte … Welche das sind bestimme nicht ich, sondern mein Gegenüber. Der zieht Karten und wählt dann einige aus. Das sind die Dinge, die ihm an mir aufgefallen sind – von Anfang an. Das können die unterschiedlichsten Dinge und die sorgen auch direkt dafür, so, wie auch die Jobs, dass von Anfang an einige meiner Marker auf den verschiedenfarbigen Pfeilen auf dem Spielfeld liegen. Die beziehen sich auf verschiedene Dinge und zeigen grundsätzlich in 2 Richtungen: Nach oben und unten. In gewissen Situationen kommen Marker auf die Pfeile und zeigen an, welche Konsequenzen, wenn man es so will, die eigenen Entscheidungen mit sich bringen.

Liebe kann losgehen.

Nun kennt ihr euch und könnt ins Abenteuer Liebe starten! Ihr werdet verschiedene Kapitel spielen und darin unterschiedlichste Situationen erleben, die ihr durchlebt. Darin werdet ihr Entscheidungen treffen, die die Ausprägungen der Eigenschaften auf den Pfeilen auf dem Spielfeld in die eine oder andere Richtung verstärken. Es wird euch eine Situation vorgestellt und dann habt ihr Antwortmöglichkeiten. Ihr habt Chips mit den Buchstaben A bis D und wählt geheim eure Antwort aus. Je nachdem, welche Kombi ihr mit euren Antworten bildet, passieren unterschiedliche Dinge auf den Eigenschaftspfeilen auf dem Spielfeld und mit eurem persönlichen Glück. Ihr werdet mal glücklicher und mal unglücklicher sein. Ihr werdet diskutieren, euren Partner gut verstehen können oder auch mal gar nicht.
Was genau in einer Partie Fog of Love passiert, das kann ich euch nicht sagen. Es wird wohl so sein, dass die Situationen, die euch begegnen immer „dramatischer“ werden, von Kapitel zu Kapitel. Aber mehr kann ich irgendwie auch nicht sagen …

Wieso?

Na, weil jeder Charakter anders ist. Die gespielten Szenen sind meistens unterschiedlich (denn es gibt eine ganze Menge von ihnen). Und selbst wenn ein und die selbe Szene in 2 Partien auftaucht, dann wird sie völlig anders gelöst werden, als beim letzten Mal – denn es sind ja andere Personen in die Szene verwickelt.

Euer großes Ziel ist es, dass es euch gut geht. Ihr wollt also die Bedingungen von euren Wesenszügen gern erreichen und gleichzeitig hat jeder auch eine Bestimmung (in Form einer Karte) auf der angegeben ist, was passieren muss, damit man selbst glücklich ist. Das kann sein, dass man vollkommen auf das Wohl des anderen eingestellt ist und alles versucht, dass er (oder sie) glücklich ist und sich nicht trennt. Es kann aber durchaus auch sein, dass die Trennung die Erfüllung des eigenen Ziels ist … so spielt das Leben eben. (denkt dran: ihr spielt FIKTIVE Charaktere ;-))

Liebe ist lustig.

Das ist es auch ganz im Groben, worum es bei Fog of Love geht.

Es geht darum, in seinen Charakter zu schlüpfen und vorgegebene Ziele zu erreichen. Das Ganze ist nicht wirklich mit spielerischen Mechanismen versehen – wir haben hier also kein Workerplacement oder sowas. Es ist aber auch kein richtiges Rollenspiel – denn dafür sind zu viele Dinge vorgeschrieben, dafür ist es nicht frei genug. Fog of Love ist vielmehr ein Hybrid aus Rollenspiel und Brettspiel. Ein, wie ich finde, wirklich sehr schöner. Ich mag das Design total und finde die Farben HAMMER! 😉

Nun zum Thema lustig:

Gerade die äußeren Eigenschaften sind natürlich so angelegt, dass sie durchaus sehr plakativ dargestellt werden können. So war es zum Beispiel in unserer ersten Runde Fog of Love (damals mit Funfairist in Berlin) so, dass er von Beruf Steward im Flugzeug war. Ich habe ihm aber die äußeren Eigenschaften: Rollstuhlfahrer, breite Schultern und Lederhandschuhe gegeben. Leute, wir haben uns eingestrullert vor Lachen! Das war so witzig, weil es so absurd war. Und trotzdem war es eine Basis, von der aus wir es geschafft haben, die Szenen zu spielen. Das ging schon ein bisschen ins Alberne, aber auch solche Runden können bei Fog of Love rauskommen, was ich gar nicht schlimm finde.

Mit meinem Mann habe ich dann auch zu Hause gespielt. Auch das war durchaus immer wieder ein merkwürdiges Bild, da wir beide seit sehr langer Zeit Rollenspiel spielen und das mit dem Rollenspiel recht ernst genommen haben ;-).

Ich hatte beispielsweise die Eigenschaft, dass ich wie bekifft reden musste – so ganz langsam – und er war ein nicht ganz so schlauer Türsteher mit Nerdbrille, der sehr laut gesprochen hat. So beschallte er entsprechend unser Haus und ich habe mit halb geschlossenen Augen, ganz ruhig, geantwortet, wenn wir wieder mal in einer Diskussion steckten.

Wieso dauerte Liebe so lange?

Ja, dann kommen wir mal dazu, warum ich jetzt erst von Fog of Love berichte: Mein Mann hatte nach einigen Partien genug davon. Es war ihm zu wenig Rollenspiel und zu viel „abarbeiten“. Ja, wir hatten Spaß und haben wirklich viel gelacht, aber alles in allem war ihm Fog of Love zu wenig Rollenspiel, aber auch zu wenig Brettspiel. Er wollte also nicht mehr spielen.

Bäm.

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich genau eine Person gefunden habe, die mit mir weiterspielen wollte. (Also in Bezug auf die Anzahl. ;-)) Ich treffe mich nämlich meistens mit mehreren Personen, um zu spielen. Einige potentielle „eine Person“ konnte ich nicht wirklich überzeugen, mit mir Fog of Love zu spielen … weil die eher so Massive Darkness im Schrank stehen haben und Fog of Love da offenbar farblich nicht so gut zu passt? 😉 Und weil es irgendwie auch gar nicht so einfach ist, das Spiel so zu beschreiben, dass Menschen, die kein Interesse an Rollenspiel haben, Lust auf Fog of Love kriegen …

Zum Glück hat es dann doch noch geklappt und ich konnte noch einige Menschen vom Spielspaß bei Fog of Love überzeugen. Aber deswegen hat es etwas länger gedauert: Ich musste Überzeugungsarbeit leisten und den / die richtigen MitspielerIn finden.

Daher gilt auch bei Fog of Love wieder: Das ist wirklich (!) nichts für jeden. 

Nicht jeder, der es mit mir gespielt hat, wollte direkt nochmal. Wir haben das Spiel einmal sogar vorzeitig beendet, weil es gar nichts für mein Gegenüber war. Das ist zwar schade, aber okay. Ich kann nachvollziehen, warum man das nicht so gern mag. Das ist zum Glück bei mir anders!

Ich für meinen Teil kann sagen: Ich finde Fog of Love wirklich toll. Das ist mal was anderes, als das, was man sonst spielt. Es funktioniert zu zweit ganz toll, es wird nicht langweilig und sorgt auf jeden Fall für witzige Erinnerungen. Also in meinem Leben. 😉 (Und wer schon alle Szenen aus dem Grundspiel durch hat: Es gibt einige Erweiterungen, die schon so gut wie in den Startlöchern stehen!)

Wer es nicht schafft, sich hier in eine Rolle zu schmeißen, die durch Karten erschaffen wurde und nur in den aller, aller, aller seltensten Fällen was mit einem selbst zu tun hat … der wird wahrscheinlich keine Freude bei Fog of Love haben. Dann ist es nämlich ein reines Abstimmen und Karten vorlesen. Wem es peinlich ist, 2 Stunden mit Sprachfehler zu sprechen, der … naja, muss das halt nicht machen. Aber je mehr man seine Rolle verkörpert, desto besser! Dadurch, dass man beim Abstimmen von einer Szene auch immer im Blick haben sollte, welches Ziel man verfolgt, kann man sich manchmal auch (mehr oder weniger) wilde Geschichten überlegen, weshalb man sich nun genau so entschieden hat.

Wer hier jedoch jede Menge Rollenspiel erwartet, der wird wahrscheinlich auch enttäuscht sein.

Lecker

  • Tolle Ausstattung und Grafik!
  • Ein bisschen Brettspiel hier und ein bisschen Rollenspiel da.
  • Man kann albern werden und das ausleben ... und in der nächsten Partie sieht es dann schon ganz anders aus.
  • Sehr abwechslungsreich.
  • Je mehr Spiel der Rolle, desto besser.
  • Ein wirklich tolles Tutorial bringt einem das Spiel easy und spielerisch bei.

Pfui

  • Man muss Rollenspiel schon ein bisschen mögen.
  • Man darf Rollenspiel aber nicht zu viel mögen, weil man sich sonst gerailroadet fühlt.
  • Man muss sich hier drauf echt einlassen können.
  • Je mehr Spiel der Rolle, desto besser. Kann und will aber nicht jeder.

Fazit

Frittenliebe

  "Ich kann die Erklärung meines Mannes, ihm sei es nicht genug aus beiden Welten, tatsächlich verstehen. Dabei muss man aber eben auch unsere "Rollenspielkarriere" im Blick behalten. Um in das Thema "Wie spiele ich eine Rolle?" hineinzukommen, ist Fog of Love glaube ich echt ganz gut. Denn viel wird vorgegeben und man muss reagieren, kann aber - im Rahmen seiner Möglichkeiten und Wünsche - ausschmücken, was geht. Wichtig ist: Immer im Kopf behalten, dass es fiktive Charaktere sind. Nicht streiten. Ihr spielt eine Rolle. ;-) Ich mag Fog of Love wirklich! Ich mag das, ohne großen Aufwand in einen Charakter zu schlüpfen, eine Beziehung durchzuspielen und dann wieder eine neue anzufangen. Ich mag es, zu überlegen: Was ist denn nun in Bezug auf meine Ziele das Richtige? Und dann mag ich auch echt das Spielmaterial: Eine Augenweide, die das Fog of Love Erlebnis noch besser macht."
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Superfritte