Romeo & Julia – Geheime Treffen in Verona

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Heimliche Küsse auf Italiens Straßen

Wenn das die Eltern mitkriegen, dann ist aber Sense mit Kuschelei!!! Die Capulets und Montagues frönen ein gemeinsames Hobby: Die andere Familie verschmähen und wenn es geht den anderen die Fresse polieren. Romeo & Julia, je ein Kind der verfeindeten Familien, nutzen ihre Fressen eher für was anderes, nämlich dem sinnlichen Geküsse – auch wenn sie es im Geheimen tun müssen. Und darum geht es auch: Romeo & Julia – Geheime Treffen in Verona ist ein kooperatives 2 Personenspiel von Julien Prothière und Jean Philippe Sahut, was bei Huch! erschienen ist. Ich nehme euch mit in die Turtelei der Verschwiegenen und Verstummten.

Zusammen gegen das Spiel

Da es sich hier um ein 2 Personenspiel handelt, und wir kooperativ zusammen spielen, und diese beiden Romeo und Julia spielen, und es um Liebe geht, könnte man eigentlich sagen: „Komm Schatz, leg das Spiel mal bei Seite, und lass und knattern gehen!“ Nun, könnte man sagen, aber dann geht dieser Spielspaß zumindest verloren. Also, nix mit Knattern, und wieder rein in den Schlüpfer und ran an den Tisch.

In Romeo & Julia sind wir die beiden Liebenden, die nicht so einfach zusammen kommen können, denn die jeweiligen verfeindeten Familien machen es den beiden ziemlich schwer, zueinander zu finden. Wir kämpfen im Spiel nicht gegen die Capulets, auch nicht gegen die Montagues. Nein, es ist der Hass, der unser Feind ist. Und wir haben nur gewonnen, wenn die Liebe den Hass besiegt.

Leider steht dieser Liebeszug unter keinem guten Stern, denn der Unterschrift entsprechend haben wir es mit „geheimen Treffen in Verona“ zu tun. Und wann ist etwas geheim? Genau, wenn man seinen Babbel hält und nicht dauern plappert.

Romeo & Julia – Geheime Treffen in Verona ist ein stilles kooperatives Strategiespiel, bei dem 2 Menschen mit einander kommunizieren müssen, ohne viel zu sagen. Sich auf einander einstimmen ist eine Möglichkeit. Noch besser ist es den*die Strateg*in rauszulassen, denn nur mit guter Weitsichtigkeit kommen die beiden Turteltauben in die Poofe, ähhh, ich meine die Liebe ans Ziel.

Strategische Püppchenaufstellung

Verona wird durch die Spieleschachtel aufgeklappt, und das kann ich schon mal sagen: Mein lieber Scholli, die Ausstattung von Romeo & Julia – Geheime Treffen in Verona ist mal richtig Bombe. Wuhuuu, da haben sich Sylex Edition und Huch! nicht lumpen lassen. Aufgeklappt und ausgebreitet protzt das Spiel voll Opulenz auf dem Tisch. Wow! Hier schon mal ein paar Bonuspunkte für die sehr gute Gestaltung.

Top Material, bedruckte Holzscheiben, wirklich tolle Karten (sowohl in Gestaltung als auch in Material), und die Verpackung ist eine Sünde wert. Ich bin echt sehr begeistert.

Aber auch spielerisch hat das Spiel eine gewisse Raffinesse in sich. Eigentlich ist das Spiel eine strategische Figurenaufstellung. Wo steht wer und wie schieben wir wen, damit der Hass sich in Verona einkriegt, und die Liebelei der beiden Feuchtgebiete flutschen kann? Das ist das Ziel. Das alles ohne mit einander zu quatschen, denn wie schon erwähnt: Wir haben hier geheime Treffen. Zwar können wir durch Botschaften einander einen Hinweis geben, welcher Ort der beste Knatterplatz wäre, aber das war es auch schon mit reden.

Wer jetzt denkt, das Spiel sei ein Mucksmäuschen, der*die täuscht sich, denn das kann ich schon mal sagen: Nach der Kartenspielphase, dem Rendezvous und Hinter der Bühne, kommt ihr sicherlich ins Gespräch und kommentiert eure Beweggründe. Still ist das Spiel nicht, aber diese Phase sollte doch in Stillarbeit geschehen.

Danach wird diskutiert, kommentiert und mitgeteilt, warum man was macht und wie man warum und wieso und so weiter … Beide schieben ihre Figuren, bewegen die Familienholzscheiben und führen die Aktionen der Orte aus. Und hier und da kuschelt ein leises *lippengeschmatze* durch Verona, und hier und da hört man empörte Streitereien und der Hass breitet sich aus.

Zusätzliche Ereigniskarten sorgen für Würze und Abwechslung im Spiel.

Liebliche Spielerfahrung

Als ich das erste Mal Romeo & Julia – Geheime Treffen in Verona gespielt habe, habe wir vollends verkackt. Gleich noch mal, denn das muss ich dem Spiel schon sagen: Für eine erste Partie ist das Spiel schon recht anspruchsvoll in der Mechanik.

Hat man aber einmal verstanden, wie in Verona die Fahnen wehen, ist einem schnell klar, was abgeht auf den Straßen. Also flink Runde zwei gespielt – und tatsächlich haben wir gewonnen. Knapp – aber gewonnen.

Bei den nächsten Partien wechselten sich Hass und Liebe immer wieder ab. Manches Kapitel spielte sich knapp, anderes schwer. Leicht zeigte sich keins. Das kann man sagen. Romeo & Julia – Geheime Treffen in Verona ist ein easypeasy-runterspiel-Spiel. Hier muss taktisch vorgegangen werden. Es lohnt sich genau zu schauen, welche Karten gespielt wurden, welches Ereignis welche Veränderung hervorgerufen hat, wann man eher eine Botschaft übermitteln sollte, und wann es wertvoller sei, sich nicht zu treffen. Mit jedem Spiel steigt die Lernkurve etwas und man wird besser im Spiel.

Tatsächlich konnte ich hier und da eine Strategie erfahren, so dass der Sieg etwas zugänglicher war, aber die Ereigniskarten und die situativen Handkarten haben hier und da einen Strich durch die Liebesrechnung gemacht.

Mir jedenfalls gefällt das Spiel sehr und ich muss sagen, dass ich mir von Partie zu Partie das Spiel schön gespielt habe.

Jedoch habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass das Spiel nicht alle abgeholt hat, mit denen ich es gespielt habe. Manchen war das Spiel zu komplex, zu verkopft und zu strategisch. Manche sagten, es fiele ihnen schwer ohne Kommunikationen so zu denken, wie es der*die andere gerade tut. Das stimmt, teilweise ist das Spiel schon ne Nuss, weil man eher zum Raten und Hoffen tendiert, als zur gemeinsamen strategischen Absprache ohne reden. Eine Herausforderung.

Aber eine Lustvolle, wie ich finde. Mir macht das Spiel Spaß und ich spiele es sehr gerne wieder. Aber ich kann auch nachvollziehen, was manch Mitspielende gesagt haben: „Wenn das der Weg der Liebe ist …? Ganz ehrlich? Dann gehe ich lieber allein mit Schokolade vor die Flimmerkiste – das ist mir echt zu stressig.“

Lecker

  • Ein Lernspiel mit situativen Veränderungen und Herausforderungen.

Pfui

  • Wer nur eine Runde spielen will, wird nicht die Tiefe des Spiels erfahren.

Fazit

Funfairist spitzt die Knutschlippen und frötzelt

Eine echt gute Fritte vergebe ich hier. Mir gefällt das Spiel sehr und ich mag diese Art und Weise des spielens. Wenig reden, versuchen den Partner oder die Partnerin zu verstehen und gemeinsam eine Strategie zu finden, um hauruck die Waschfrau – ihr wisst schon, knickknack. Geil! Ich mag sowas. Und die Ausstattung ist Bombe, echt toll. Herzlichen Dank an Huch!, die uns das Spiel für eine Rezension gestellt haben.