„A Starbucks in a Starbucks“
Wir schreiben die glorreichen 60er Jahre. Nicht nur die Babybäuche boomen, auch die Wirtschaft. Nordamerika rüstet richtig auf, wirtschaftlich gesehen. Caféhäuser hier, Autofilialen da und wer kennt nicht die Wäscherei So-und-so in den Städten Chicago, Omaha und Denver? Genau, Franchise-Filialen schießen aus dem Boden, und manche Stadt denkt sich: Cool, noch ne Burgerbude von Blablabla. Christwart Conrad hat einst Pfeffersäcke als Spiel auf den Markt gebracht. Queen Games hat das Spiel neu angestrichen und unter dem Namen Franchise herausgebracht. Wir möchten euch unsere Erfahrungen mit dem Spiel gerne teilen.
Expandieren und Geld verdienen
Ja ja, das liebe Geld. Geld verdienen ist nicht schlecht im Spiel. Zasta einnehmen, und gleich wieder investieren. Am besten in eine neue Filiale. Doch Achtung, steckt man zu viel Geld und Mühe in die Marktverbreitung des eigenen Unternehmens in einer Stadt, kann das Volk schnell übersättigt sein. Dann ist das Einkommen längst nicht mehr so hoch. Also: Köfferchen packen, Bügelwäsche und Kaffeekochmaschine in den Rucksack gesteckt, und schwups über eine Kleinstadt die nächste Stadt „einnehmen“. In Franchise machen wir genau das, wir breiten uns aus. Parasitär verbreiten wir uns wie ein Geschwür über Nordamerika, und wollen allen Menschen unsere Dienste und den Tinnef anbieten, den wir verbimmeln wollen. Solange die Meute zahlt, zahlt sich auch die Stadt aus, in der wir hocken.
Franchise ist Area Control gekleidet im Wirtschaftsspieloutfit. Das Geldmanagement sollte wohl überlegt sein: Welche Expansion lohnt? Welche Stadt ist attraktiv? Welche Region sollte man einnehmen? Und vor allem: Was machen meine Mitspielenden? Wer bei Franchise seine Mitspielenden nicht im Auge hat, kann ganz schnell untergehen, und das meine ich wörtlich. Franchise hat ein Knock-Out-Mechanismus in sich, und tatsächlich habe ich es in manch Spielrunden erlebt, wie auf einmal ein Mitspielender aus dem Rennen war. Tja, Pech gehabt. Dein Franchise-Imperium ist leider zu Ende. Dieses KO-Prinzip ist nicht jedermenschs Sache. Einige andere stehen da sehr drauf. Darum: Solltest Du Lust auf ein Spiel haben, bei dem Du Mitspielenden evtl. auf der Strecke schön auf den Weg machen willst, dann ist Franchise eine schöne Möglichkeit für Dich. Gerade in voller Besetzung kann das schon mal vorkommen.
Wer hier etwas mehr Leichtigkeit und Spielfriedlichkeit wünscht, beginnt einfach mit 2 Filialen auf dem Spielbrett.
Eine Sache der Optik
Wer sich das Spiel Franchise zulegt, erhält nicht nur ein sehr strategisches Spiel, sondern noch ein recht buntes Spiel dazu. Vergleicht man Franchise mit seinem Vorgänger Pfeffersäcke, so sind Farbe, gebogene Formen und etwas mehr Übersichtlichkeit eingezogen. Auch wenn auf dem ersten Blick Franchise überfordernd und „wild“ aussieht, so ist es wesentlich aufgeräumter, als Pfeffersäcke.
Dennoch spricht die Optik nicht jedermensch an. Die Streckenverbindungen sehen wild und unkontrolliert aus, die Städteplättchen dagegen langweilig dröge, die Spielendentableaus sind viel zu groß, und noch mehr Kritik hagelt es hier und da. „Das sieht aus wie Zug um Zug auf Speed.“ höre ich sogar.
Ich kann das gar nicht teilen. Im Gegenteil, mir gefällt die Optik sehr gut. Ich gebe zu, wild und voll schaut es aus, aber längst nicht so schlimm, als dass ich das Spiel nicht spielen wollen würde. Ich mag Franchise mehr, als Pfeffersäcke, optisch und im Spiel.
Franchise darf mir sehr wohl und immer gerne auf den Tisch kommen. Vor allem, wenn die Spielrunden bei vier oder fünf liegt. In Vollbesetzung spiele ich das Spiel sehr gerne, wenn man sich auf die Fresse hauen will. Im 2Personen-Spiel ist es schon friedlicher und übersichtlicher. Dennoch ist mir Franchise in größerer Runde lieber. Taktisch, planend und Strategien verfolgend. So habe ich bisher meine Franchisespiele erlebt. Kein Absackerspiel, sondern ein Vorhaben, auch wenn sich Franchise recht flott spielt. Ist der Spieltisch nicht mit Downtimespielenden voll, spielt sich Franchise sehr flott, da der Spielablauf eines jeden klar und strukturiert verläuft. Hat man jedoch den einen oder die andere Langzeitplanung am Tisch, kann man auch gerne mal etwas länger aus dem Fenster schauen. Dies ist mir aber wirklich nur selten passiert.
Rund um ist Franchise ein richtig tolles Spiel, was ich sehr sehr gerne spiele. Etwas schade ist es, dass die Menschen, die leider in einer Partie „rausgeknockt“ wurden, dem Spiel selten bis gar nicht eine weitere Chance gegeben haben. Schade. Dabei lohnt sich Franchise ein weiteres Mal und noch weitere darüber hinaus.