Ganz schön clever

Frittenrezensionen Würfelspiele
7

Superfritte

Fuchs geixt

Beinah jedes halbe Jahr würfelt so mancher Spieleverlag ein Spiel heraus, das aus einem Abstreichblock und einer Hand voll Würfel besteht. Vielleicht ist hier und da noch ein Bleistift, oder ein Satz Filzer drin. Vom Prinzip her würfelt einer, und alle haben was davon. Auch Schmidt Spiele hat die Würfelei samt Prinzip noch nicht satt und wirft Ganz schön clever heraus, ein Würfelspiel von Wolfgang Warsch. Wir wollen euch hier berichten, ob Ganz schön clever uns zu einem „Nochmal“ motiviert, oder ob das Ding eher was für die Würfeltonne ist. Erfährt mehr zu Ganz schön clever.

Punkte durch Würfel und Striche

Ein Block, sechs Würfel und vier Stifte. Was sich anfangs wie ein nerdiger Witz für Spielfreunde liest, entpuppt sich schnell als Zutatenliste für Ganz schön clever, dem Würfelspiel aus dem Hause Schmidt Spiele, das optisch recht düster mit Neonleuchten daherkommt.

Schaut man sich die Seite eines Abstreichblattes des Blocks an, meint man eine futuristische Elektroschaltplatte aus einem Defusionsneutralstabilisatoren vor sich zu haben. Dem ist aber nicht so. Mag es anfangs wie ein Neon-Stadtplan auf Speed aus einer Spielhalle aussehen, so entpuppt sich schon nach 2 oder 3 Würfelwürfen die Tiefe des Blattes. „Ahhhhh, verstehe!“, raunt es aus den Köpfen mit in Falten liegenden Stirnen. Ja, ein Abstreichblatt von Ganz schön clever könnte auch ein Abstreichblatt aus Ganz schön buntdurcheinander sein. Aber wie schon geschrieben, die Lösung liegt nach nur ein paar Würfen offen aus und ist wirklich einleuchtend. Neon einleuchtend.

Unsere Aufgabe: Punkte machen.

Wie? Zahlen eintragen und abstreichen.

Noch mehr Punkte machen und noch mehr abstreichen durch Kettenreaktionen.

Aha!

Ich schreibe euch nicht auf, was welche Farbe bewirkt, und wie man abstreicht, und wie Punkte gesammelt werden, das könnt ihr euch schön selber durchlesen, wenn ihr die Regeln aufschlagt. Die weitaus wichtigere Frage ist doch: Kann das Ding was?

Unsere Meinung: Ja, es kann, und zwar so einiges.

Die Qual der Wahl

In Ganz schön clever haben wir wirklich die Qual der Wahl von Würfeln vor uns liegen. Dabei bekommen wir sie schon so schön auf dem Serviertablett vorgelegt (im wahrsten Sinne des Wortes). Ihr müssen nur die Zahl eintragen, oder was abstreichen. So einfach könnte es sein. KÖNNTE! Aber in der Umsetzung dampft es unter der Haube, und die grauen Zellen tanzen eine Samba. In Ganz schön clever gibt die Farbe des Würfels an, in welchem Bereich der Filzer kratzt, und die Zahl bestimmt die angedrückte Nummer oder definiert die eingetragene Zahl. Dabei ist neben dem obersten Ziel: Viele Punkte machen, besonders das Arrangement der Zahlen und Striche wichtig. Wir versuchen nämlich oft Kettenreaktionen zu verursachen, also dort etwas wegstreichen, was uns erlaubt woanders was wegzustreichen, was uns erlaubt woanders was wegzustreichen, …. Wenn es mal läuft, dann läuft es. Und hier kann man sagen: Wer echt gute Planung aufweist, und wem die Würfel wohl gesonnen sind, der*die wird Ganz schön clever mit Bravour wuppen.

Allerdings haben diese Planungen auch einen Nachteil: Die Spieldauer!

Je mehr Menschen mitspielen, desto länger dauert das Spiel. Allein spielt sich das Spiel flink herunter. Auch in einer 2er-Besetzung ist so ne Cleverrunde flink gespielt. Aber ab 3 dauert es schon auffällig länger. Bei 4 sitzen wir schon gut ne Dreiviertel Stunde zusammen. I h habe auch schon ne 5er-Runde gespielt, und da saßen wir knapp ne Stunde zusammen. Die Runden werden länger, die Punkte höher, die Kettenreaktionen häufen sich.

Das ist nicht sonderlich schlecht. Stellt euch nur drauf ein, dass das kleine Spiel nicht mal eben runtergespielt ist, wenn ihr mit mehreren spielt.

Aber egal wie viele zusammen kommen und spielen, Ganz schön clever ist ein tolles Spiel und macht richtig viel Spaß. Manchmal liegen genau die Würfel aus, die man benötigt und dann fluppt das Abstreichen so richtig. Gemein wird es, wenn der aktive Spieler einem den geliebten Würfel wegschnappt und selber einträgt. Ja, da erkennt man Ganz schön clever Profis, die nicht nur auf die eigene Streichtafel schauen, sondern auch auf die der Mitspielenden.

Ich für meinen Teil achte da gar nicht drauf. Ich spiele in meinen Spielen so für mich hin. Mir ist es egal, ob ich meinen Mitspielenden Vorlägen serviere, oder nicht. Das ist auch eine kleine Kritik, die ich anbringen will/muss. Bei Ganz schön clever spielen alle ihr eigenes Spielchen. Interaktion gibt es überhaupt nicht. Alle sind mit ihrem Zettelchen beschäftigt und so richtig kontrolliert wird die Abstreicherei nicht. Darum an euch: Spielt das Spiel bitte mit ehrlichen Menschen, sonst habt ihr wenig Freude später bei der Punkteauszählung.

Ich für mich jedoch fand das alleine spielen gar nicht so schlimm. Das waren nur Anmerkungen in meinen Spielerunden, die ich aufgeschnappt habe. Ich fand das Spiel auch so sehr spaßig, und wir war es fast egal, was die anderen machen.

Das ist auch das, was ich an Ganz schön clever sehr toll finde. Man versucht durch geschicktes Planen an bestimmte Boni zu kommen. Das hat so ein wenig von Wirtschaftsmodell: Wenn Zeile X voll ist, dann gibt es das und das, wenn Spalte Y voll ist, dann gibt es dies und jenes, … In mir ist da der Puzzler am Werk, der Reihen und Spalten und Kombinationen bilden will. Das gefällt mir sehr an Ganz schön clever.

Lecker

  • Futuristischer Abstreichzettel mit Füchsen
  • Alle haben was vom Wurf
  • Kettenreaktionen

Pfui

  • Bitte nicht mit Langzeitdenkenden spielen - ätzend
  • Warum Fuchs noch mal???

Fazit

Funfairist sagt

Ich mag Würfelspiele, ich mag Spiele, bei denen alle am Tisch was davon haben, was gewürfelt wird, ich mag Abstreichblöcke. Ganz schön clever passt da Ganz schön gut rein. Die fehlende Interaktion ist mir humpe, stattdessen versuche ich aus dem eigenen Blatt möglichst viel raus zu holen. Lasst euch bei der ersten Runde nicht abschrecken, das Spiel wird von Spiel zu Spiel besser und übersichtlicher. Herzlichen Dank an Schmidt Spiele, die uns das Spiel für eine Rezensionzur Verfügung gestellt haben.
7

Superfritte