Verspieltes Ingenieurswesen
In den qualmumwabernden Kellern dieser erfinderischen Welt entstehen Maschinen, die entweder total sinnvoll, oder mega unsinnig sind. Ein dazwischen gibt es nicht. Oder doch? Vielleicht entwickeln wir in Gizmos genau das, was wir brauchen und nicht brauchen? Vielleicht entsteht hier genau das Gleichgewicht, zwischen dem Nützlichen und dem Unbrauchbaren, was einfach da ist, gebraucht werden kann, dazu gehört. Ich nehme euch heute mit auf eine Reise in einen Erfinderkeller des Phil Walker-Harding, der bei CMON (zulande über Asmodee) dieses Dingsbumsspiel herausgebracht hat.
Es rödelt und rattert und knistert
Als ich die Türklinke des Erfinders Walker-Harding nach unten zog, stach es in meiner Nase. Der Geruch in diesem Keller war unbeschreiblich. Ein Gemisch aus Öl, Schwefel, verbranntem Gummi, irgendein unbestimmtes Gemisch aus Wasser, altem Waschmittel, Zucker und Gurkensaft. Sehr ungewöhnlich.
Doch nicht nur meine Nase empfand es ungewöhnlich in diesem Keller, auch meine Augen und Ohren nahmen Dinge wahr, die ich sonst nur aus Filmen kannte, oder mir selbst ausmalte, wenn ich Geschichten um wahnsinnige Professor*innen las, oder Hörspiele hörte, in denen in Labors irgendwelche Experimente geschahen. So auch in diesem Keller. Kabel, Drähte, Rauchwolken, ein Zischen, da Funken und jede Menge Metall, Gummi, Plastik und Papier. Ich ging 5 Stufen hinab, entlang einer großen Pergamentwand, die vollgekritzelt mit mathematischen Formeln und Zeichnungen war. Ich rief nach dem Professor. Ein Selbstgespräch bestätigte mich darin, dass in diesem Keller mindestens ein Mensch war, der aber nicht auf mein Rufen reagierte, sondern mit sich selber sprach. Zumindest habe ich nur seine Stimme gehört, die Fragen stellte, die sich selbst die Antworten gab. Mir ward es unheimlich zumute. Dennoch schritt ich weiter, tiefer in diesen Experimentekeller.
Am Fuße der Stufen sah ich zur Rechten einen großen Tisch, auf dem in Erlenmeyerkolben grüne Flüssigkeit blubberte. Die Tischfläche war übersät mit Zeichnungen von wilden Maschinenkonstruktionen. Es lagen Werkzeuge, Schrauben, Drähte und Muttern herum. Öl tropfte am Tisch herab und bildete am Boden eine kleine Pfütze.
Neben dem Tisch türmten sich 5 Käfige. Vier von ihnen waren leer, nur ein Käfig war mit einem kleinen flauschigen Tier besetzt, was friedlich ein Liedlein summte. Auf einem Schild stand „Mogwai“, und darunter in Handschrift: „Nicht nass machen, und nicht nach 00:00 Uhr füttern.“ Komisch und sehr seltsam.
Ich schritt weiter, die Geräusche und das Zirren und Summen wurden lauter. Aufeinmal machte es laut PUFF und ich erschrak. Aus der Dunstwolke, die da am Tisch hervortrat, hustete ein Mann mit weißem Kittel hindurch und wedelte dabei mit der rechten Hand. Das muss dieser Professor, dieser Tüftler sein, der hier unten seine Erfindungen machte.
„He! Professor Walker-Harding? Sind sie das?“ Ein leicht schräger Mann mit schiefer Brille, vollgekleckertem Kittel und mit wirren Haaren schaut aus dem Rauch mich an. Eine Augen waren immens groß hinter der großen Brille, die mehr als die Hälfte des Gesichts ausmachten. Der leicht nervöse Mann kam auf mich zugerannt, packte mich am Ärmel und zog mich zu einem anderen Tisch hinüber.
„Aaahhhhh, sie sind da, ja wunderbar. Kommen sie, kommen sie. Hier, meine Rückenjuckmaschine. Sehen sie, sehen sie, ein Prachtwerk, nicht wahr? Los, setzen sie sich, setzen sie sich. Hier. Meine Maschine.“ Ehe ich mich versehen konnte, wurde ich auf ein Stuhl geschleudert, und zwei Lederriemen schnallten mich in Windeseile an den Stuhl. Noch bevor ich meiner Verwunderung auch nur ansatzweise etwas Laut machen konnte, kamen 2 Metallarme mit Holzhänden und Gummihandschuhen auf mich zu, die mir den Rücken kratzten. Ich war verwundert und zugleich wie in Trance, als sie begannen, mir den Rücken zu kratzen. Wie wohltuend, wie wunderbar, und wie ungewöhnlich zugleich.
Der ältere Professor sprang wie ein Kleinkind von einem Bein auf das andere, klatschte in die Hände und murmelte etwas von „Wie wunderbar, wie wun-der-bar!!!“ Schon nach nur wenigen Minuten schnallte mich der ältere Mann aus dem Stuhl ab und zog mich zu einem weiteren Teil seines Labors.
„Hier! Sehen sie, sehen sie, diese Maschine macht aus Speichel Lakritz. Probieren sie, probieren sie.“ Dabei rammte der Mann mir ein kleines Reagenzglas in den Mund und ohne der Chance einer Widerwehr haute er mir auf den Hinterkopf. Ein Portiönchen Spucke rann mir aus dem Rachen und sammelte sich im Glas. Wie widerlich. Noch bevor ich mich mitteilen konnte, steckte der irre Mann dieses Sabbergläschen unter eine Glocke und unter Blitzen und Zirren verwandelte sich das bisschen Spucke von mir in ein kleines Stück schwarze Masse. Der Professor nahm das Stückchen flink in die Hand und hielt es mir unter die Nase. „Essen sie, essen sie!“ Nein danke, ich wollte meine verwandelte Spucke nicht essen, und schloss so fest ich konnte meine Lippen. Ein abwehrendes Gemurmel gepaart mit einem Kopfschütteln sorgten dafür, dass sich der ältere Mann selber den kleinen Brocken in die Backen schob und dabei genüsslich summte.
„Herr Professor, ich wollte sie aufsuchen und fragen …“ Weiter kam ich gar nicht, denn noch bevor ich den Satz zu Ende sagen konnte, nahm mich dieser Mann im Kittel beim Arm, zog mich feste zu einem Bottich aus Holz und Metall, schupste mich immer weiter vor, und noch ehe ich mich versah, rammte er mich in jeden welchen hinein. Ich platschte in eine Flüssigkeit, die sämig und schleimig war. Wo war ich hier nur reingefallen. Ich rieb mir diese dickflüssige Flüssigkeit aus den Augen, und sah noch, wie ein großer Deckel den Bottich verschloss. „Heee, was machen sie da? Aufhören. Lassen sie mich raus!“ RUMS, der Deckel war zu. Dumpf und wie durch Watte hörte ich den Professor sagen: „Keine Sorge, das wird ihnen mehr weh tun, als mir. Aber vertrauen sie mir, ich wollte einfach schauen, ob meine Maschine, mit der ich aus Menschen Enten machen kann, funktioniert. Jetzt bitte schön still halten!“ Und mit weit aufgerissenen Augen sah ich, wie der Mann einen großen roten entenförmigen Knopf drückte. Danach sah ich nichts mehr – quack-quack!
Zurück zum Spiel
Nun, was diese Geschichte mit dem Spiel zu tun hat? Gar nichts. Na ja, fast nichts, denn in Gizmos entwickeln wir Undingensmaschinen, die in ihrer Funktion zwar total sinnlos erscheinen, aber eine enorme Berechtigung in ihrer Existenz vorweisen. Wie eine unglaubliche Sammlung von Rube-Goldberg-Maschinen (Nonsensmaschinen) erschaffen wir Kettenreaktionen, die in ihrem Bestehen überaus wertvoll sind, aber nichts wirkliches produzieren. Genau das ist das witzige und tolle an Gizmos. Keine Städte entwickeln, kein Mehrwert durch Ressourcenplanung, kein Sinn, aber dafür viel Verstand. Wenn ich dieses baue, bringt mir das Vorteile bei diesem, und wenn ich jenes erschaffe, so verhilft mir das bei diesem. Optimierung! Darum geht es in Gizmos. Maschinen bauen, Dinge erschaffen, und dafür sorgen, dass das nächste Bumens noch besser und toller und lukrativer wird.
Endlosketten, Kettenreaktionen, Bezugnahmen – darauf kommt es an. In Gizmos werden wir Erschaffende, Erfindende und vielleicht auch Wahnsinnige. Die superschöne Optik, der etwas andere Look und das Gefühl in einem Kellergewölbe der Erfindungen zu sein, machen auch Gizmos ein großartiges Spiel, bei dem jede Runde immer etwas mehr geschieht.