Ey Du Geier!
Erdmännchen sind niedlich. Wenn sie auf den Hinterpfötchen stehen und den Kopp gen Himmel strecken, um mögliche Feinde zu erspähen, dann geht einem das Herz auf ob der achtsamen und sozialen Niedlichkeit. Leider kommt da so ein Geier in Sachen Niedlichkeit nicht ganz mit. Diese aßfressenden Flattervögel können bestimmt ganz hübsch sein, doch meine ich zu unterstellen, dass bei einem Erdmännchen eher das freudige Quieken beginnt, als bei einem Geier. In Hol’s der Geier geht es ganz ähnlich zu, denn Erdmännchen sind willkommen und gerne gesehen, Geier dagegen sind ungewollte Tiere, die man nicht im Kartenstapel haben will. Wir schauen heute auf die (Neu-, Neu-, Neu-) Neuauflage von Hol’s der Geier von Alex Randolph, die bei Amigo Spiele erschienen ist.
Zurück zu den Erdmännchen
Hol’s der Geier hat mittlerweile seine 30 Jahre auf dem Buckel. 1988 brachte Alex Randolph sein Spielchen heraus. Hier in Deutschland wurde es über Ravensburger vermarktet, wo es auch schon eine Neuauflage erlebte. Damals wurden aus den Erdmännchen Mäuse.
Amigo Spiele brachte 2011 wieder eine Neuauflage raus, in der sich die Mäuse gegen die Geier zur Wehr setzen. Nun, 2018, sind es wieder die Erdmännchen, die in Hol’s der Geier die Pluspunkte bringen.
Hol’s der Geier gehört mit zu den einfachen Kartenspielen. 2 – 5 Spielende können hier so um die 20 Minuten Kartenspaß haben. Und da eine Partie so schön schnell und kurzweilig ist, kann auch gleich ne zweite Partie folgen. Nach 2 Minuten Erklärung kann es losgehen, vielleicht sogar schon eher.
Alle bekommen einen Satz von Karten in ihrer Farbe. In der Mitte wird eine Punktekarte aufgedeckt. Alle legen eine Spielerkarte verdeckt aus. Auf ein Zeichen drehen alle die Karte um. Wer die Höchste gespielt hat, bekommt den Pluspunkt. Sollte eine Punktekarte mit negativem Wert ausliegen, bekommt der Spieler diese, der die niedrigste Spielerkarte gespielt hat. Alles in allem: Es ist immer ratsam eine hohe Spielerkarte auszuspielen. Gemein ist es nur, wenn es zu einem Patt kommt, denn dann gibt’s nichts und ein Dritter freut sich – vielleicht.
Dieses Spielprinzip ist in vielen Spielen vertreten, und Spielende mit Erfahrungen wissen sofort, wie der Geier die Flatter macht und das Erdmännchen Männchen.
Eigentlich könnte man sagen, dass dieses Prinzip abgedroschen und langweilig ist, da es in so vielen Spielen (meist einfacheren Kartenspielen) verwurstet wurde. Nun ja, dann könnte man ketzerisch sagen: Hol’s der Geier war einfach zuerst da. Aber bis heute macht Hol’s der Geier Spaß.
Spielspaß
In Hol’s der Geier sind immer alle involviert. Downtimes und Nichtinteraktionen gibt es nicht. Jede Runde spielen alle mit und fiebern um die Punkte. Das macht das kleine Kartenspiel zu einem kurzweiligen und freudigen Spiel. In unseren Runden, und da war es auch egal, wie die Alterszusammensetzung war, hat Hol’s der Geier immer für lustige und spielerischunterhaltsame Minuten gesorgt.
Besonders toll ist immer der Moment des Kartenaufdeckens gewesen. Die Spannung zu Tisch merkt man förmlich. Ich muss sagen, je größer die Runde, desto intensiver war das Gefühl. Darum würde ich hier Hol’s der Geier eher für Runden mit 4 oder 5 Menschen empfehlen. Zwar spielt sich das Spiel auch ab 2 ganz passabel, aber in größeren Gruppen hat es uns eindeutig intensiver berührt. Hier war der Ärgerfaktor auch größer. In 2er-Partien könnte man sich hier und da ganz gut aus dem Weg gehen. Pattsituationen gibt es auch, aber nicht so oft, wie in größeren Runden.
Vor allem meint man, dass manch Mitspielende einem verflucht an der Backe kleben. Wie oft hatte ich es, dass immer ein Spieler in der Runde GENAU DIE GLEICHE KARTE gespielt hat, wie ich. Grrrrr, und zwar immer. So kam es hier und da schon vor, dass ich vor dem Aufdecken Warnungen aussprach: „Wehe Du hast jetzt die gleiche Karte gewählt, wie ich …“ Was wäre passiert, wenn das „wehe“ eintritt? Würde ich selber zum Geier werden und meine Krallen in den Wams rammen des Mitspielers? Genieße ich sein Auge zur Vorspeise? Bisher ist (zum Glück) noch nichts passiert.
Schicke Ausstattung
Die Neuauflage des Spiels gefällt mir sehr, zumindest von den Rückseiten. Im Gegensatz zur 2011-Version kann man nun schnell erkennen, wer welchen Kartensatz erhält. In der 2011-Version waren die Rückseiten noch gleich. Das ist in der Neuauflage besser geworden.
Lediglich die Vorderseite ist etwas, wie soll ich sagen, verwirrend? Was soll der farbige Streifen durch die Mitte? Was ist das überhaupt? Ist das Erde? Einfach Farbe? Irgendwie sieht das wie ein Baumstamm aus. Aber was soll der Baum? Steht der für Versteck für Erdmännchen und für Sitzplatz der Geier? Hmmm… Vorderseite ist eher „geht so“, aber Geschmäcker sind ja verschieden, und sicherlich gibt’so manche, die die Vorderseite der Karten toll finden.
Vielmehr geht es um die Zahlen, und die prangen schön groß auf der Karte. Sehr schön. So erkennt man die Zahl richtig gut. Ansonsten ist ja nicht viel drin in der Schachtel. Die Punktekarten sehen toll und süß aus. Auch manch Geier sieht niedlich aus, so dass bei dem Spiel sowohl Erdmann, als auch Geier gut wegkommt.