King of Tokyo – Halloween

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Superfritte

Trick or treat, smell my feet

Wusstet ihr eigentlich, dass rohes Wildschwein nach Walnuss schmeckt? Selbst gebraten hat es noch einen nussigen Geschmack. Dazu ein Glas Rotwein: rund und mit ordentlichen Aromen. Das bringt mich auf Halloween: Ursprünglich ein Volksbrauch aus dem katholischen Irland. Der ist mit der Welle der Auswanderer in Amerika gestrandet. Da weiss man, dass in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die Kinder rausgeschickt werden, um Süßkram zu ergaunern, weil Mama noch von der Vorabendparty einen Hangover hat.

Witzigerweise schwappte diese Welle in den 1990ern über Frankreich wieder zurück nach Europa und nun werden auch hierzulande die Kinder in bunten Kostümen vor die Tür gesetzt, wenn Papa und Mama mal wieder … Aber egal, das macht scheinbar soviel Spaß, dass sich selbst Richard Garfield dachte: Hey, das scheint echt soviel Spaß zu machen. Da mach ich mal was draus. Und pünktlich zur Spiel’13 saß das Spielfritten-Team am iello-Stand und zockte die neueste King of Tokyo Erweiterung – Halloween.

King of Tokyo

King of Tokyo besteht bisher aus einem Basisspiel King of Tokyo und der ersten Erweiterung King of Tokyo – Power Up! Wir haben bereits über beide Sets berichtet. Darum nur äußerst kurz, um was es geht. Ihr spielt ein Monster, würfelt mit den Würfeln des Spiels um Siegpunkte, Energiesteine, Lebenspunkte und könnt damit den Gegner angreifen. Mit Aktionskarten könnt ihr das Spiel noch pimpen, indem ihr die Aktionen ausführt. Die sind entweder fiese für die Gegner oder pimpen Euer Monster.

Und weil damit Tokyo, da wo sich eben diese Monster tummeln, immer noch nicht klein zu kriegen war, kam mit Power Up! ein neues Monster und erstmals Evolutionskarten dazu. Jedes Monster hat nun persönliche Evolutionskarten, die spezielle Fähigkeiten des Monsters ins Spiel bringen. Und so verhält es sich nun auch mit der neuen Erweiterung – Halloween. Hier gibt es gleich zwei neue Monster: Boogie Woogie und Pumpkin Jack.

Halloween Kostümparty

Was geht da jetzt ab in der Halloween Spielschachtel? Um es kurz zu machen: Kostümparty! Euch erwarten hier Kostümkarten. Die werden mit den Aktionskarten des Basisspiels vermischt und dann wie gehabt bereitgelegt. Oder jeder Spieler bekommt zum Start eine Kostümparty ausgeteilt, bevor der Rest zusammengemischt wird. Dazu kommen, wie schon erwähnt, der fiese Boogie Woogie und der feurige Pumpkin Jack. Zwei neue und üble Gesellen. Gerade im Hinblick auf deren Evolutionskarten, die mitgeliefert werden.

Die Kostümkarten werden normal gespielt, analog der Aktionskarten des Basisspiel. Die Besonderheit hier ist jedoch, dass Du einem Gegner eine Kostümkarte, die er ausgelegt hat, abknöpfen kannst. Das geht immer dann, wenn du deine Würfelrunde mit mindestens drei Angriffswürfel (Pranke/Tatze) beendest und dem entsprechenden Gegner damit Schaden zufügst. Dann hast du die Möglichkeit, diese Karte vom Gegner zu kaufen. Du musst also dem Gegner den Preis in Energiesteinen zahlen. Der Gegner kann dies nicht verweigern.

Bei den Evolutionkarten gibt es erstmal die Kategorie „Gift/Geschenk“. Diese Karten gehen an einen Gegenspieler Deiner Wahl und stellen dann meist einen üblen Nachteil für diesen dar. Beispielsweise muss er dann mit weniger Würfeln spielen, oder muss immer zu Beginn seiner Runde einen Energiestein abgeben. Zudem liefert diese Erweiterung dann noch ein Würfelset von sechs orangefarbenen Würfel mit. Die Symbole sind wie gehabt. Das dient dann wohl eher dem Ambiente. Die Regeln werden davon nicht berührt.

Nichts für einen hohen Blutdruck

Ganz ehrlich, diese Halloween Erweiterung spielt sich schon Klasse! Die zusätzliche Regel zu den Kostümkarten ist schnell verinnerlicht. Das klappt ab der ersten Runde, wenn ihr so wollt. Man wird zwar das Gefühl nicht los, dass die neuen Kostümkarten schon sehr stark sind. Nur der Biss ist hier ja, dass du genau diese Karten dem Gegner auch klauen bzw. abkaufen kannst. Also nichts mit: Ich ergebe mich meinem Schicksal!

Die Evolutionskarten sind auch sehr gelungen. Teilweise schon sehr fiese. Der Gipfel der Schadenfreude sozusagen: Immer dann, wenn ein Spieler der neuen Monster eine Geschenkkarte einem Gegenspieler rein drückt. Das kann schon tierisch nerven und Freunde machst du dir damit auch nicht. Aber darum geht es ja schließlich auch nicht in diesem Spiel.

Wer will das denn Spielen?

Wie hatte ich das letztens geschrieben: Wenn Du ein Overlord in Ausbildung bist, dann gehört das Spiel zur regelmäßigen Übung. Das ist wirklich keine Spiel für harmoniebedürftige Teilzeitzocker. Ich denke, ähnlich wie bei Carcarsonne, kannt du hier jede Menge fieser Züge machen, die den Gegenspieler die Röte ins Gesicht treiben werden. Interaktion von der fiesen Seite ist hier Programm. Das müsst Du schon abkönnen. Es geht schnell und es haut rein. Das ist was zum Abend anreißen oder was für zwischendurch. Wenn Du schwarzen Humor gerne hast, dann wirst Du Dich hier wohlfühlen! Oder geh halt einfach in die Küche und kümmere Dich um den Wildschweinbraten, während die anderen sich damit die Köppe einschlagen.

Lecker

  • Poppige Aufmachung
  • Toller Spielfluss
  • Schön gemein

Pfui

  • Würbiswürfel schmecken nicht

Fazit

Süßes oder Saures?

Süß, das Spiel ist definitiv süß. Genau so wie die Rache. Die ist bekanntlich ja auch sehr süß. Am besten kalt serviert. Ich mag einfach Spiele, bei denen es zur Sache geht und bei denen man die Regeln nach der ersten Runde intus hat. King of Tokyo insgesamt steht bei mir deswegen auch schon sehr weit oben in der Rangliste. Auch deswegen, weil ich mich selbst so herrlich ärgern und dann im nächsten Zug meinem Gegner die Rache so richtig schön reinwürgen kann. Das ist für mich das neue Mensch Ärgere Dich Nicht. So muss das sein: Bunte, peppige Aufmachung, schneller Spielablauf, einfache Regeln und ein Tisch voll mit Spielern, deren Bäckchen und Ohren schon in der zweiten Runde rot glühen. Das ist Spaß, das ist Schadenfreude, Wut, Ärger und dann doch wieder jede Menge Gelache. Das ist King of Tokyo – Halloween!
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