Karte um Karte
Und noch eins, und noch eins, und noch eins … Das goldene Schienen-Kalb aus der Feder Alan R. Moons ist noch lange nicht geschlachtet worden. Jetzt erweisen sich die Damen und Herren aus dem Hause Days of Wonder eine weitere Veröffentlichung, dieses Mal aber ganz ohne Brett und Zugsteinen. Jetzt gibt es nur noch Karten. Zug um Zug – Das Kartenspiel, erfahrt hier mehr, um was es dabei geht.
Häh? Keine Wagons?
„Zug um Zug – Das Kartenspiel! Ein neues Zugabenteuer beginnt! Mit Zug um Zug – Das Kartenspiel haben Sie Spaß mit Familie und Freunden. Sie sammeln Wagenkarten, die Sie benötigen, um Ihre Ziele zu erreichen. Leicht gelernt und schnell gespielt – das ideale Reiseformat aus der Familie Zug um Zug.“
Und weiter geht es mit unserer Zug um Zug Reihe: Das Spiel ist ein eigenständiges Spiel und bedarf keiner weiteren Spielepackungen aus der Zug um Zug – Familie. Es beinhaltet 96 Wagenkarten und 46 Zielkarten. Weiter gibt es noch 6 Bonuskarten der Großstädte und ein Regelheft. Wie üblich ist auch in diesem Spiel eine Online-Nummer enthalten. Das Spiel ist für 2-4 Spieler ab 8 Jahren vorgesehen und es weist eine halbstündige Spieldauer vor.
„Tickets“ to ride
Das Spiel selber ist wirklich sehr sehr simpel und leicht zu lernen. Wenn man an der Reihe ist, hat man nicht viel Auswahl, man absolviert 2 Phasen, und schon ist der/die nächste Spieler/-in an der Reihe. Was ist aber Ziel des Spiels?
Die Spieler erhalten zu Anfang, wie auch im Laufe der Runden, Zielkarten auf die Hand. Die Zielkarten sehen folgender maßen aus: Am linken oberen Rand sind die Farben zu erkennen, die man für die Strecke benötigt (für Farbenblinde sind rechts oben Zeichen versehen, die die jeweiligen Farben symbolisieren – an dieser Stelle, DoW sehr vorbildlich!!!). Unten links wie auch rechts kann man den Punktewert der Strecke ersehen. In der Mitte (und auch am rechten Rand) sind die zwei Städte zu erkennen, die durch Abgabe der Farben miteinander verbunden werden.
Ziel ist es nun, so viele Zielkarten passend zu erfüllen, um dadurch Punkte zu sammeln. Etwaige Bonuspunkte können durch bestimmte Städte erlangt werden. Doch VORSICHT: Nicht erfüllte Strecken bringen Minuspunkte!!!
Im Gegensatz zum Brettspiel ist dieses Spiel zwar auch sehr strategisch, jedoch erfüllt es eine ganz andere Schiene – während man beim Brettspiel planen muss, im Voraus zusammendenken muss, wohin evtl. der/die Gegener fahren, muss man sich hier eine Menge merken. Wer Probleme hat sich allein 3 Karten zu merken, der/die wird bei diesem Spiel entweder mit Pauken und Trompeten untergehen, oder so ein verdammtes Glück haben, dass man meinen könnte, er oder sie hätte nen Papst in der Tasche. Denn hier heißt es merken, merken und nochmals merken!!!
Die Vorbereitung
Jede/r Spieler/-in bekommt eine Lokomotivkarte, die hier ebenfalls als Joker zählt. Zusätzlich bekommt jede/r 7 Wagenkarten auf die Hand, die man verdeckt zu den anderen Mitspielern geheim hält. Fünf Wagenkarten werden daraufhin aufgedeckt und bilden den Nachziehbereich; der restliche Stapel ist der Nachziehstapel.
Dann kommen die Zielkarten ins Spiel. Jede/r Spieler/-in erhält sechs Stück, von denen mindestens eine bis alle behalten werden kann. Nachdem die evtl. zurückgegebenen Zielkarten in den Zielkartenstapel eingemischt wurden, bildet dieser den Nachziehstapel der Ziele.
Die Bonusstädtekarten werden ebenfalls auf dem Tisch ausgelegt, so dass alle sie einsehen können.
Die Spielrunden
Wer an der Reihe ist führt genau 2 Phasen durch (Anmerkung: in der ersten Runde entfällt die erste Phase, da die Spieler noch keine Karten vor sich liegen haben). Vorneweg sei noch etwas erklärt. Die Spieler werden im Verlauf Karten vor sich offen auslegen. Diese offen ausliegenden Karten nennt man Verschiebebahnhof. Im Weiteren Verlauf des Spiels werden aus dieser Auslage, also aus dem Verschiebebahnhof, Karten ausgewählt, die dann verdeckt daneben gelegt werden – diesen Bereich nennt man Unterwegs-Stapel. Nur diese Karten im Unterwegs-Stapel bilden die Streckenfarben, die man zur Streckenabsolvierung der Zielkarten benötigt. Doch nun zu den Phasen:
Phase 1:
Wagenkarten aus dem Verschiebebahnhof auf den Unterwegs-Stapel legen.
Wer an der Reihe ist, muss aus seinen vor sich liegenden Karten (Verschiebebahnhof) immer EINE KARTE PRO FARBE (die oberste) verdeckt auf seinen Unterwegs-Stapel legen. Diese Karten dürfen nicht mehr angeschaut werden; sie liegen bis zur Wertung verdeckt und bilden den Unterwegs-Stapel.
Phase 2:
Man kann sich in dieser Phase aussuchen, was man machen möchte. Es gibt 3 Alternativen:
1) Neue Wagenkarten ziehen
2) Karten in den Verschiebebahnhof legen
3) Zielkarten ziehen
Zu 1)
Man kann bei dieser Alternative neue Wagenkarten ziehen. Das Verfahren ist mit denen des Brettspiels identisch. Man zieht bis zu 2 Karten, wobei man hier aussuchen kann, ob man „blind“ vom Nachziehstapel zieht, oder eine offen ausliegende Karte auf seine Hand nimmt. Bei offen ausliegenden Jokerkarten darf man wie bekannt immer nur eine an sich nehmen.
Im Gegensatz zum Brettspiel wird die Wagonkartenauslage nicht erneuert, sobald 3 Lokomotiven ausliegen – die Karten bleiben immer liegen.
Zu 2)
Hier darf der/die Spieler/-in entweder ein Set aus mind. 2 oder mehr Wagenkarten in seinen/ihren Verschiebebahnhof (als vor sich offen) legen (hier können auch Joker mit eingesetzt werden – diese liegen oben auf), oder er/sie darf genau 3 Wagenkarten auslegen, die jeweils eine unterschiedliche Farbe aufweisen (Anmerkung: Bei dieser Variante darf kein Joker mit ausgelegt werden).
Jetzt kommt es: Wenn ein/e Spieler/-in seine/ihre Karten hingelegt hat (zum Beispiel 5 grüne Karten), kann er/sie in den Folgerunden keine grünen Karten dazulegen!!! Grün ist für ihn/sie solange gesperrt, bis seine/ihre grüne Auslage entweder ganz zum Unterwegs-Stapel „gewandert“ ist, oder aber er/sie seine/ihre Karten abwerfen musste. Darüber hinaus darf keine Farbe gelegt werden, die sich in der Auslage (Verschiebebahnhof) eines anderen Spielers bereits befindet. Sollte ich zum Beispiel 3 rote Karten legen wollen, mein Gegenüber aber 4 rote Karten in seiner Auslage liegen hat, kann ich keine roten Karten legen. Dies geht nur, wenn die auszulegende Anzahl an Karten größer ist, als die bereits ausliegenden Fremdkarten. In meinem Beispiel könnte ich nur die roten Karten auslegen, wenn ich mind. 5 rote Karten (evtl. + Joker) auslegen könnte. Sollte dies möglich sein, muss der Spieler, der seine Karten ausliegen hat, diese auf den Ablagestapel legen.
Das ist das Gemeine am Spiel, da man mit „Neuauslagen“ andere Auslagen überfallen und vernichten kann.
Zu 3)
Sollte sich der/die Spieler/-in dazu entschließen neue Zielkarten zu ziehen, nimmt er/sie 4 Karten vom Nachziehstapel der Ziele und kann beliebig viele behalten. Es ist ihm/ihr sogar erlaubt, alle zurück zu geben. Zurückgegebene Karten werden unter den Nachziehstapel gelegt.
Der/Die nächste Spieler/-in ist am Zug!
Das war es eigentlich schon. Es wird solange weiter gespielt, bis die Wagenkarten verbraucht sind. Die Spiellänge variiert bei der teilnehmenden Spieleranzahl. Sollte man eine Partie zu zweit oder zu dritt spielen, beginnt die letzte Runde mit dem Zug der letzten Wagenkarte vom Stapel. Sollte die letzte ausliegende Karte gezogen werden, muss man sich für eine andere Variante (2 oder 3) entscheiden. Das Spiel endet nun und die Karten können gewertet werden.
Sollte man zu viert spielen, findet im Anschluss eine komplette Spielrunde statt. Das heißt, man prüft auch hier seine erfüllten Ziele, die dann verdeckt vor sich hingelegt werden. Seine nicht erfüllten Ziele werden geheim auf der Hand behalten, und die Karten des Unterwegs-Stapels, wie auch des Verschiebebahnhofs werden alle gemischt, und bilden den neuen Nachziehstapel. Eine komplett zweite Spielrunde beginnt. Es wird so lange weitergespielt, bis der Wagennachziehstapel aufgebraucht wurde.
Die Wertung und Ende des Spiels
Am Ende schaut jeder Spieler nach, wie viele und welche Strecke den Vorgaben entsprechend beendet und erfüllt wurden. Sollten Zielkarten nicht erfüllt worden sein, zählen die angegebenen Punkte minus – bestandene und erfolgreich gefahrene Karten sind Pluspunkte.
Abschließend zählen die Spieler ihre Städte. Wer die Mehrzahl der sog. Großstädte besitzt, bekommt die entsprechende Bonuskarte hinzuaddiert – bei Gleichstand erhalten alle beteiligten Spieler diese Punkte. Gewonnen hat der/die Spieler/-in, der/die die meisten Punkte besitzt. Sollte hier ein Gleichstand vorliegen, gewinnt der/die mit den meist erfüllten Zielkarten.
Wow, was für ein einfaches und schnelles Spiel. Und ich muss sagen, erneut haben die Damen und Herren aus dem Hause DoW bewiesen, dass sie in der Lage sind, einfache aber doch bemerkenswerte Spiele herzustellen. Dieses Spiel braucht zwar ein paar Probeläufe, um hinter die Merkmechanismen zu kommen, aber wer sich auf das Prinzip einlässt, erfährt eine nette Zug um Zug – Abwechslung, die wirklich Spaß macht.
Okay, das Kartenspiel ist noch lange nicht das Brettspiel. Auch wenn einige Spielzüge Parallelen aufweisen, so sind die Spiele unterschiedlich. Und jedes Spiel hat seinen eigenen Charme. Das Kartenspiel ist wirklich schnell gelernt und lässt sich auch rasch spielen, allerdings kommt es weit aus seltener auf den Spieletisch, als die Brettspielvarianten. Dabei ist das Spiel eine gute Alternative zum bekannten Brettspiel. Oft erwischt man sich, dass man einfach so drauf los sammelt, in der Hoffnung: „Ach, es werden schon genügend Farben dabei sein, um meine Strecken fahren zu können.“ Dieser Illusion sollte man sich aber nicht zu sehr hingeben, denn oft fehlt es an einer oder zwei Karten, und man muss abwägen, welche Aufträge gewertet werden, und welche nicht.