Zusammen eine Würfelaufgabe
Und jetzt: Psssst! Nicht reden. Aber wer es schafft bei diesem Zeitdruck, denn wir haben nur 3 Minuten, ruhig oder zumindest körper-ruhig zu spielen, ist ein Meister des kooperativen Würfelns. In Milestones würfeln wir zusammen und kooperativ auf Zeit um unsere Aufgaben. Jede Aufgabe bringt Punkte, von denen wir viele haben wollen. Leichte Aufgaben bringen wenige, schwierige Aufgaben mehr Punkte. Da wir nicht reden dürfen ist es recht schwer herauszufinden, was die anderen suchen. Ein intensives Würfelspiel von Daniela und Christian Stöhr, was bei Amigo Spiele erschienen ist.
Was für ein Meilenstein …
Na ja, so richtig Meilensteine verlegen wir nicht in Milestones. Aber wie sollten wir das Ding sonst nennen? Irgendwas mit Weltraum? Oder unter Wasser? Oder auf einer Insel der Stille? Ist auch egal, denn die einzigen Steine, die hier rumliegen, und es sind noch nicht einmal Steine, sind die Würfel.
Unsere Aufgabe ist es Aufgaben zu erledigen. So bisschen wir bei Kniffel, oder doch etwas anders. Eine Karte gibt uns vor, was zu erwürfeln ist: Zwei Zwillinge, drei einer Farbe, eine Straße oder ein Full House in bestimmten Farben. Die Aufgaben sind unbekannt für die anderen. Alle nutzen die selben Würfel, aber gesprochen darf nicht werden. Das macht das Ganze ziemlich schwierig, denn wenn meine Karte vorsieht, dass ich 4 Sechsen benötige, und jemand nach mir die beiden bereits gewürfelten Sechsen neu würfelt, ist jede Anstrengung bisher dahin. Sagen dürfen wir nichts, denn in Milestones sind wir stumme Spielende. Und entweder man ärgert sich darüber, dass der eigene Auftrag nicht und wieder nicht und wieder nicht vollendet wird, oder man versucht so zu spielen, dass wenigsten die Karten der anderen geschafft werden.
Das ist das Kooperative an dem Spiel. Sich selbst und die eigene Aufgabe nicht zu ernst nehmen, sondern helfen, wie es nur geht, um in der Zeit von 3 Minuten, möglichst viele Aufgaben zu schaffen. Es dauert einfach zu lange, wenn man sich damit herumschlägt sich über das „wegwürfeln“ anderer aufzuregen. Lieber ergreift man die Würfel und hofft auf einen passenden Wurf.
Pseudo-Kooperation
Na ja, so richtig kooperativ spielt man nicht. Zwar wollen wir alle viele Punkte, aber eigentlich versucht jede*r den eigenen Auftrag wegzuwürfeln, um dem Gesamtpunktewert etwas beizugeben. Es ist schon frustrierend, wenn man von Anfang an auf einem Auftrag sitzen bleibt, und meint: Spiele ich eigentlich auch mit? Oder trage ich irgendwie indirekt dabei?
Hier braucht man schon ein relativ dickes Fell. Alleinspielende und Alphas schnappen sich alle Würfel und würfeln nach ihrem Ermessen. Hauptsache sie haben die Würfel in der Hand und dürfen mal so richtig rumsen und die Würfel plumpsen lassen. Aber so sollte eigentlich nicht Milestones gespielt werden. Lieber schauen, was die anderen würfeln, welche Würfel draußen bleiben und dabei erahnen, welchen Auftrag sie vermutlich haben würden. Dabei konzentrieren sich am besten alle auf eine Person und versuchen so möglichst peu a peu diesen Auftrag zu erwürfeln, ohne zu wissen, was gesucht wird.
Wer langes Durchhaltevermögen hat, wird schon irgendwann Klarheit darüber haben, was gesucht wurde. Andernfalls grabscht man alle Würfel, und legt eine neue Richtung vor.
Genau hier könnte der kooperative Aspekt anfangen: Die eigene Karte mit dem Auftrag nicht so wichtig nehmen, sondern schauen, was man beisteuern und zutun kann. Das ist das Besondere an Milestones. Solltet ihr euch alle auf diese Vorgehensweise einigen, so könnt ihr es schaffen, bei diesem Spiel viele Punkte abzugreifen.
Oder auch nicht, denn im Spiel ist eine Menge Frust enthalten.
Frust
Oh ja, ich habe jetzt schon echt viele Runden Milestones hinter mir, und ich frage mich: Wie in aller Welt soll man in diesem Spiel über 50 oder gar 60 Punkte bekommen? WIE?????
Ich habe bisher nie mehr als Mitte Zwanzig geschafft. Aber über 50??? Wie soll das bitteschön gehen – in 3 Minuten???
Das frustet leider etwas, aber spront auch an, es noch einmal zu versuchen. Und noch einmal, und noch einmal. Wir haben viele Strategien versucht, aber die Beste ist uns noch nicht eingefallen oder unter die Würfelfinger gekommen.
Aber fern ab des Frustes ist Milestones ein sehr unterhaltsames und schönes Spiel. Tatsächlich war es in einer 2er-Runde recht schnell und ziemlich zügig und man versteht schnell, was der andere benötigt. Aber in 4er und 5er Runden ist es fast unmöglich die Aufträge aller zu ersinnen. Am besten konzentriert man sich auf eine Person, und versucht diese so schnell es geht abzuarbeiten.
Welche Kommunikation ist erlaubt?
In den Regeln wird genannt, dass man nicht reden darf, und nicht per Handzeichen klar machen darf, was man selbst sucht. Hier verstehe ich es so, dass man zum Beispiel nicht auf eine 6 zeigen darf, und dann mit der anderen Hand eine 3 formt. Aber ginge es denn, dass man die Würfel etwas auf dem Tisch arrangiert? Eigentlich doch nicht, oder?
Wir haben es in einigen Spielen so gespielt, dass das Arrangement etwas dargestellt wurde – das hat auch etwas mehr geholfen, aber wie sollte man klar machen in größeren Runden, was wirklich gesucht wird, und was nicht?
Das fanden wir echt schwierig, was sich auch in unseren niedrigen Punkten wohl zeigt.
Seid also nicht zu streng mit der Auslegung der Regel, und findet euren eigenen Rhythmus, denn so macht Milestones vielleicht noch mehr Spaß, als es eh schon macht.
Fazit
Ich finde das schnelle Würfelspiel sehr amüsant und spaßbringend. Ich mag es zu sehen, wie manch Freude in Gesichtern zerschellt, wenn alle Würfel in die Hände genommen werden, um sie alle neu zu würfeln. Ach wie traurig. Alles dahin. Dann noch mal von vorne.
Ich finde das Spiel ist super geeignet dafür, manch Spielmenschen das Alphatier aus dem Leib zu prügeln, denn wer hier seine Solonummer durchzieht, zieht sicherlich den ganzen Frust der anderen auf sich. Alles deswegen ist Milestones schon ein echter Gewinn, trotz schlechter Abschneidung.