Ähm, Entschuldigung!?!
Nie werde ich vergessen, wie es war, als ich von der guten Angela von den Kampfhummeln die Info bekommen habe, dass es Arschlochkind nun gibt.
Ich öffne im Oktober des letzten Jahres mein Mailprogramm und lese nur, dass ich eine Nachricht mit dem Betreff „Arschlochkind“ erhalten habe. Mein Puls so: WHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAT??? und ich hab gar nicht mehr gelesen, wer es wagt, mich so zu nennen! Ich öffne die Mail, lese sie, sehe, dass sie von Angela kommt und beruhige mich. Arschlochkind? So heißt das Spiel? Also – sie meint mich gar nicht? Geil. Da bin ich neugierig. Erstmal angucken. Ich suchte also die Arschlochkindwebsite auf schaute mich um. Die haben sogar ein Erklärvideo auf der Seite …
Mein Niveau!
Ja, das dachte ich, als ich klatschend hier auf meinem Stuhl saß, ich änderte den Betreff ich „selber Arschlochkind“ ab und teilte Angela meine Freude über das neue Projekt mit. Daher geht hier jetzt auch ein Dank an die Kampfhummeln raus, denn wir durften uns unser ganz eigenes Arschlochkind auf der Messe in Essen als Rezensionsexemplar abholen. Und jetzt ist es soweit!
Ihr könnt jetzt Hubertus, Schakkelin, Kevin und co kennenlernen.
Schonmal vorab sei gesagt: Diese durchsichtigen Karten sind auch richtige Arschlöcher und lassen sich richtig kacke fotografieren. Daher hab ich sie als Spiegel benutzt und ihr könnt auf die Suche nach meinem Antlitz gehen.
Vorhang auf!
Erst einmal sei vorab gesagt: Dieses Spiel ist für Menschen, die einen dunkelschwarzen Humor haben.
Menschen, die viele Dinge (zu) ernst nehmen, sollten vielleicht besser jetzt rechts oben (oder links, je nachdem an was für einem PC sie sitzen) auf das X klicken und irgendwas anderes machen. Candy Crush spielen oder so. Denn ich vermute: Arschlochkind ist nichts für euch.
Viele Dinge, die man in Arschlochkind liest, ausspielt und ausspricht, sollte man wirklich mit einem Zwinkern verstehen und die sind NICHT dazu da, sich über Betroffene oder Opfer lustig zu machen.
Denn – und ich hoffe, das ist allen klar, die das hier lesen – Gewalt und Missbrauch, Intoleranz, Mobbing … all das sind Dinge die NICHT okay sind. Dabei ist es scheißegal ob das gegenüber Männern, Frauen, Trans, Kindern, Babies oder Tieren passiert – das ist immer scheiße! Wir alle sollten nett zueinander sein. Und wenn es jemand nicht ist, sollte die Person gerechte Strafe dafür erfahren. Und wir alle sollten füreinander einstehen und auch mal dazwischen gehen, wenn im echten Leben Scheiße passiert.
Aber das hier ist ein Spiel. Und es spielt mit Vorurteilen. Es spielt mit verschiedenen Dingen. Es ist ein Spiel!
Hab ich schon erwähnt? Es ist ein Spiel. 😉 Es ist Satire. „[ohne Plural] Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt“ (c) Google-Wörterbuch
Denn Arschlochkinder gibt es – darüber muss man nicht diskutieren. Die gab es schon immer und die wird es auch immer geben. Und ganz oft ist es nunmal so, dass die Erziehung der Eltern Schuld daran ist, dass ein weiteres Arschlochkind vor uns steht. Sicherlich ist es nicht immer leicht, ein Kind zu erziehen. Ich hab keins, ich kann es also nur vermuten. Aber ein bisschen gesunden Menschenverstand darf man trotzdem bei der Erziehung an den Tag legen. Tatsächlich kann ich oft nur den Kopf schütteln, wenn ich draußen in der realen Welt manch heranwachsendes Arschlochkind sehe. Dann denke ich „Früher war alles besser.“ und möchte weinen ob der Entwicklung der Menschheit. Ich kenne auch gute Kinder – und das, obwohl ich prinzipiell Kinder eher nicht so mag. Aber mir ist durchaus bewusst, dass es gute und blöde gibt.
Das hätten wir dann schonmal geklärt.
Das Spiel an sich ist einfach erklärt: Wir spielen 3 Phasen (Kindheit, Jugend, Fasterwachsenenalter) durch und wer am Ende die meisten Minuspunkte hat gewinnt – denn der hat sein Kind am besten verkackt. Am Anfang bekommt jeder ein Arschlochkind, dem er einen Namen gibt. Dann wird losgespielt und unser Ziel ist es, unser Kind mit Minuspunkten zu versorgen ( … verkauft jetzt Drogen am Bahnhof) und dafür die Kinder der anderen mit Pluspunkten (… hilft am Wochenende gern im Altenheim aus). Das machen aber natürlich auch alle anderen. Das ganze geschieht, in dem durchsichtige Karten auf der Arschlochkindkarte gestapelt werden und so die Werte des Kindes immer wieder verändert werden.
In den Phasen spielen wir sogenannte Erziehungskarten aus, die einen bestimmten Fakt benennen, sowas wie: „hat eine Affäre mit dem Dorfpfarrer“. Auf jeder Karte sind auch 4 bunte Kreise drauf, die sich auf die Werte von Gesundheit / Freiheit / Liebe / Macht & Erfolg beziehen. Wenn ein Kind gern beim Abwasch hilft zum Beispiel gibt das 0 Punkte in Gesundheit und 1 Punkt in Erfolg. Wenn das Kind hingegen zum 4. Mal beim klauen am Kiosk erwischt wurde, dann gibt das direkt mal -1 Punkt in der Freiheit und – 3 (!) Punkte bim Erfolg. Das lohnt sich schonmal mehr für´s eigene Kind. Allerdings kann ich immer nur eine Karte spielen und muss daher entscheiden, ob ich einem anderen Kind was Gutes tue oder meines weiter verkacke. Es gibt auch noch Aktionskarten (für besondere Aktionen, wie zum Beispiel Karten ziehen oder so was) und Abwehrkarten, mit denen ich auf ein Kind gespielte Karten verhindern kann. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob das mein Kind überhaupt betrifft. Ich kann also verhindern, das jemand versuchen will, mein Kind zu etwas Gutem zu bewegen oder aber ich verhindere, dass ein anderes Kind verkackt wird. Ich kann aber auch eine Abwehrkarte spielen, um eine Abwehrkarte abzuwehren.
Geschichten.
Im Endeffekt ist Arschlochkind ein bösartiges Card-Crafting-Spiel – nix sonderlich Anspruchsvolles. Aber das soll es auch gar nicht sein. Also: Für mich nicht. Für mich sind es die Geschichten vom Ulfi, der ab dem 16. Lebensjahr nur noch „Arielle“ genannt werden wollte, von Coco der Drogendealerin oder Kevin, der gerne Pelz aus Qualhaltung trägt, wahrscheinlich, weil seine Mama ihn früher immer mit Eigenurin behandelt hat – egal, was er damals für Leiden hatte.
Das Spiel lebt auch davon, dass die Geschichten der Arschlochkinder ausgeschmückt und erzählt werden. Es ist Blödsinn quatschen, lachen und Minuspunkte machen. Ich hatte immer viel Spaß bei Arschlochkind und habe viele tolle Arschlöcher großgezogen. Es ist eine Freude zu sehen, wie die Eltern anderer Kinder nette Kinder heranziehen, während meine Kinder richtig schön scheiße werden. Da hat sich die Arbeit doch gelohnt! Der große Vorteil daran ist ja: Ich leg die danach in die Schachtel und in den Schrank.