Der Fangarm saugt sich fest – und lässt nicht locker
So manche Themen verkaufen sich auch im Spielsektor wie „geschnitten Brot“. Lovecraft zum Beispiel ist so etwas. Wenn im Spiel der Name Cthulhu vorkommt, gibt es eine Fangemeinde, die das Ding uneingeschränkt kauft. Oder zumindest aufmerksam, wach wird und aufhorcht. Wenn Cthulhu auch noch drauf steht, können die Moneten noch schneller wandern. Und wenn dann noch Miniaturen im Spiel sind, die von so detailreicher Genauigkeit sind, wie sie Cool Mini Or Not macht, dann ist sicher: Das Ding verkauft sich richtig gut. So auch bei Cthulhu: Death May Die von Rob Daviau und Eric M. Lang. Ich habe mich durch die 1. Staffel gespielt und berichte heute über Cthulhu: Death May Die, was von Asmodee vertrieben wird.
Miniaturenspiel – ein Millionenspiel?
Alter! Wie kann das sein? Cthulhu: Death May Die hat bei Kickstarter über 2 Millionen Dollar eingespielt. 2.000.000 $!!! Dafür muss ein Kultist aber lange stricken für. Okay, die Pledges waren auch sehr üppig, CMON halt, aber dennoch …
Hierzulande vertreibt Asmodee das Spiel und in manch Spielefachgeschäften kann man auch die fette Cthulhu-Figur bekommen, für die die alten Vasen aus dem Schrank weichen müssen. Chtulhu: Death May Die ist ein echter Hingucker und ein absolut tolles Ding. Optisch und auch spielerisch.
In der Grundbox (Staffel eins) können wir uns durch 6 Episoden spielen, die uns in den Wahnsinn treiben wollen. Und wer Gefallen an dem leicht zu erlernenden DungeonCrawler hat, wird schnell mehr haben wollen.
Kooperativ und voll auf die Fresse
Genau! Voll auf die Fresse. Das haben wir bei unseren Partien so oft gesagt. ALTER! Was ist denn da los? Hier und da sieht man einen Kultisten rumlaufen, aber die sind nicht die einzigen, die immer und immer wieder erscheinen. Nein, wir haben es auch mit Feuervampiren, Shoggothen, Sternengezüchten und Ghuls zu tun. Und dann kommt auch noch ein Hastur und ein Cthulhu daher. Geht es noch? Der Kampf gegen die Gegner in Cthulhu: Death May Die fühlt sich an, als ob man einen Ball hoch einen Berg wirft, der immer und immer wieder zurückrollt. Vorwärtskommen ist echt mühselig im Spiel, denn ständig muss man hier und da kämpfen, Aufgaben bewältigen, Feuer löschen und so weiter.
Jede Episode der ersten Staffel ist anders. Einmal müssen wir Labore zerstören und uns gegen Feuer widersetzen, dann müssen wir auf einer Partie jemanden finden, Menschen wollen via Boot gerettet werden und wie wir den Mond und sein Zyklus beeinflussen, erfahren wir in Episode 6: Nachtschlafender Zeit.
Langweilig wird es nicht, denn Kultisten, Monster und weitere episodenspezifische Hindernisse werden uns in den Weg gestellt.
Ich bastle mir mein Spiel …
Cthulhu: Death May Die macht es sehr geschickt. Wir haben einmal das Material des Grundspiels, was in jeder Partie zur Hand genommen wird, und das wird mit einem Inhalt einer kleinen Box gemischt, von denen sich 6 in der Schachtel befinden. Mit der kleinen Kiste kommen weitere Regeln, Besonderheiten, Karten, Marker, etc. hinzu. Sie machen aus dem Szenario immer eine besondere Spielepisode. Der Spielzug ist dabei in jeder Episode gleich, lediglich besondere Aktionen machen aus jedem Spiel was anderes.
Nach dem Aufbau geht es los, und das episodenspezifische Ziel muss erreicht werden. Der Spielzug ist einfach und liegt jedem*r Spielenden vor. Es kann fast sofort losgespielt werden. Das lobe ich an dieser Stelle schon mal. Sehr schön gemacht und für alle sofort verständlich. Da kenne ich andere DungeonCrawler, die komplizierter sind. Cthulhu: Death May Die ist wirklich sehr leicht zu erlernen, aber vielleicht nicht zu gewinnen, denn in den Episoden wird uns echt auf die Fresse gehauen.
Cthulhu: Death May Die fühlt sich nach einem Spielsystem an, bei dem Einzelheiten zusammengefügt werden, die dann die Episode formen. Fühlte es sich in einer Episode so an, als ob man ein altes Haus betritt, um dort dieses und jenes zu machen, hat man bei der nächsten Episode das Gefühl irgendwo am Wasser, auf der Straße oder sonst wo zu sein. Atmosphärisch ist das Spiel in jedem Fall. Dem geschuldet ist die wirklich super gute Aufmachung, die sich sehen lassen lässt.
Inhalt
Hier kann ich nur sagen: Wow! CMON haut hier echt raus. Die Miniaturen ist der absolute Wahnsinn. Nimmt man sich die Zeit und bestaunt die Figuren, kommt man aus dem Träumen nicht mehr raus. Eine Genauigkeit ist zu erblicken, die einfach fantastisch ist. Die Figuren sind der Hammer. Aber auch das andere Spielmaterial ist toll. Token sind von toller Qualität und Dicke, die Karten sind vollkommen okay, die Tentakelmarker schauen einfach genial aus und die Würfel reichen auch aus. Da fragt man sich, warum das Storytableau so labberig dabei liegt. Dennoch: Einfach eine top Ausstattung.
Breitet man das Spielmaterial auf dem Tisch aus, so wird es schnell voll, denn die doppelseitigen Spielplanteile aneinander gereiht, die Ermittlertableaus und das weitere Material nimmt einiges an Platz weg.
Eng wird es auch auf den Spielfeldern, wenn die Figuren sich tummeln. In manch Episoden laufen die Monster und Kultisten dermaßen schnell und kontinuierlich auf die Ermittelnden zu, dass auf einem Feld so viele Figuren stehen, dass der Platz schon nicht mehr ausreicht.
Das kann teilweise etwas ärgerlich sein, da den Figuren Schadensmarker beigefügt werden, die bei einer großen Ansammlung von Figuren unübersichtlich rumliegen. Da heißt es: Schneller und unerbittlicher auf die Gegner einkloppen. Anders geht es nicht.
Gefühl
Cthulhu: Death May Die hat mich von Anfang an begeistert. Der schnelle Einstieg, die tolle Ausstattung und die echt tollen Geschichten der Episoden haben mich schnell in den Bann gezogen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich dem Cthulhu-Thema sehr viel abgewinnen kann. Egal.
Auch spielerisch ist das Spiel super und überhaupt nicht langweilig. Ich mag das kooperative Spielen und die Unbarmherzigkeit des Spiels, wenn es gegen uns eindrischt. Zwar habe ich oft das Gefühl überhaupt nicht vorwärts zu kommen, aber egal. Mir gefällt das.
Eine Kritik möchte ich gerne äußern, die die Zufälligkeit des Spiels angeht. Es gibt viele Situationen, die vom Zufall bestimmt sind: Seien es die Würfelwürfe und der damit voranschreitende geistige Verfall, oder das Ziehen von Mythoskarten. Wie oft der Fortschrittsmarker voranrückte, weil die fiesen Mythoskarten gezogen werden, die das Spiel noch schwieriger machten. Leider fehlt dem Spiel Planung und Taktik. Es ist eher ein Hau-Drauf-Slaughter-Spiel, was man wissen sollte. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Episoden, bei denen man auch rätseln, taktieren und planen kann. Einfach nur draufhauen hatte ich schon bei Zombicide.