Einmal Überholspur bitteschön
Jetzt ist es schon eine ganz schön lange Zeit her, dass in Wolfgang Kramer die Idee eines Rennspiels aufschlummerte. 1974 war die Idee geboren (Tempo), und immer wieder gab es Weiterentwicklungen und Neuauflagen. 1996 war sein Top Race auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres. Nun im Jahr 2018 ist sein Rennautospiel wieder aufgelegt worden und wird über iello, bzw. Hutter Trade unter dem Namen Downforce vertrieben. Wir haben zu diesem Rennspiel eine Rezension verfasst, die wir hier gerne vorstellen.
Auto kaufen, fahren, Zasta einstreichen
Das liebe Geld. Das liebe liebe Geld. Es gibt Bereiche des Lebens, die nehmen besonders viel Geld in Anspruch. Brettspiele zum Beispiel. Da kann man, wenn man will, ne ganz schöne Stange ausgeben. Aber wenn man mal in Vergleich Brettspiele und Autosport nimmt, so vergleicht man Erdnüsschen mit Kometen. Ich verstehe ja nicht, was an Autosport so faszinierend sein soll? Fast ausschließlich Männer fahren im Kreis rum, pesten alles voll, bremsen und nutzen Reifen ab, verballern Sprit und asen mit Millionen rum. Irgendwie hab ich das nie verstanden. Okay, manch eine*r wird sicherlich auch nie verstehen, warum Mensch vor Pappplatten mit Karten und Tokens sitzt, sich in Spielwelten denkt und zusammen Halli Galli am Tisch fabriziert. So ist das nun mal – die Interessen sind verschieden.
Und dennoch gibt es Möglichkeiten, unterschiedliche Hobbies und Leidenschaften zu verbinden. Zwar stelle ich mir es schwierig vor in einem Rennauto ein Brettspiel zu spielen, aber auf dem Spielbrett können wir sehr wohl mit Rennautos spielen. Zum Beispiel in Downforce von Wolfgang Kramer, ihr wisst schon, der mit der Kramer-Leiste.
In Downforce kurven wir mit unseren Autos einen Parcours entlang, wetten auf die dröhnenden Autos und hoffen auf viele Millionen durch den Sieg. Das Prinzip des Spiels ist wirklich sehr einfach: Erst ersteigern wir ein (oder mehrere, kommt auf die Spielendenanzahl an) Rennauto(s), dann fahren wir mit den Rennautos und wetten zwischendurch auf vermeintliche Sieger, und dann gibt es die Auswertung plus Sieger*innenehrung. Aber bitte nicht mit Sekt rumspritzen, das wäre eher uncool für das Spiel.
Die Hauptphase des Spiels ist das Rennen. Hier spielen wir Karten, auf denen Autofarben samt Entfernungen stehen. Da immer alle Autofarben mitfahren, bewegen sie sich auch alle – im besten Falle. Auch wenn ich nur die Autofarben rot habe, muss ich dennoch meine Kontrahenten mit ziehen. Das Schöne beim Ziehen der fremden Autos: Man kann sie im besten Falle so ziehen, dass sie sich gegenseitig im Wege stehen. He he he, grinst es da aus der fiesen Rennfahrerfresse.
Manchmal klappt es ganz gut, dass Spielende geblockt werden, aber manchmal ist man überrascht, warum Mitspielende ein gewisses Auto dann doch wieder mit nach vorne schnellen lassen. Haben die etwa auf orange gewettet? Oha!!! Mist!
Rennspiel ohne Hektik
Auch wenn auf dem Tisch ein wirklich sehr großes Spielbrett ausliegt, auf dem die Autos wie hulle düsen könnten, geht es am Tisch doch relativ gesittet zu. Ja beinah konzentriert. Die gespielte Karte soll wohl bedacht sein, denn neben den Karten und ihren vielen Rennvorgaben besitzen die Spielenden auch besondere Spezialfähigkeiten. Da sollte wohl und gut überlegt sein, welchen Wagen man wie weit zieht, wo er zum rasten stehen sollte, und so weiter.
In einigen Partien hatten manch Spielende wahrlich Denkerpausen eingelegt, und es machte den Anschein, dass die nun gespielte Karte die entscheidende sein würde.
Andere Spielende spielten aus dem Bauch heraus. Vor allem bei Kindern konnte ich das erleben. Die hatten Freude zu sehen, wie die Rennautos davon sausten, oder auch nicht.
Und was soll ich sagen: Egal ob lange gegrübelt, oder einfach frei raus gespielt – Downforce brachte unterschiedlichen Menschen den Sieg. Zufall? Geniestreich? Dieselpreisabhängig?
Keine Ahnung. Auch wenn ich glaube, dass man Downforce sehr wohl taktisch angehen kann, und dass ein zweiter Platz in manchen Fällen attraktiver ist, als die Erstplatzierung (kommt auf die Wetten an), kann ich nichts anderes sagen, als dass Downforce nach all den Jahren, die es auf der Motorhaube hat, richtig Spaß macht. Jawohl.
Downforce schaut super aus und weist eine erstklassige Materialausstattung auf. Auch wenn optisch die Autos an manch selbst zusammengezimmertes Ü-Ei-Auto erinnert, sind sie in puncto Material aller erste Sahne. Auch die Karten schauen super aus, liegen toll in der Hand und sind einfach nur klasse.
Das Spielbrett hat zwei Rennstrecken, was in Sachen Fahrten noch mal mehr Abwechslung ins Spiel bringt.
Auch wenn dem Spiel von seiner Entstehung bis jetzt einiges an Zeit in die Reifen geritzt wurde, so bringt dieses Spiel immer noch Menschen zum Quietschen. Ein echt tolles und unterhaltsames Familienspiel, was wir echt sehr gerne spielen.