Glück und Wagemut
Was machst Du, wenn ein Rudel knurrender Wölfe vor Dir steht? Sie schlagen? Sie treten? Oder sie anschreien? Nein, streicheln gibt es nicht in Dragonwood, dem kurzweiligen Karten-Würfelspiel von Darren Kisgen aus dem Hause Game Factory. Also, was machst Du? Bei Feuerameisen weiß man, dass man drauftreten sollte, aber bei Wölfen? Wir besprechen heute mal über Dragonwood und was wir von dem Spiel halten.
Auf der Suche nach dem Drachen
Ja ja, und schon wieder geht es in den Zauberwald, und schon wieder muss ein Drache besiegt werden, und so weiter und so fort. Ganz ehrlich Leute, in einem Märchen will man doch kein Drache sein, oder? Warum sind denn immer alle so hinter dem Drachen her? Oder warum ist der Wolf zum Beispiel immer der Gelackmeierte? Ist doch voll öde? Kann nicht mal ein Einhorn das Arschloch sein? Oder ein Marienkäfer?
Zumindest nicht in Dragonwood, denn hier haben wir es mit 2 Drachen zu tun, Kobolden, Trollen und so weiter. Unser Ziel: Punkte machen. Wie kommen wir an die Punkte? Indem wir uns durch die Fabelwesen des Zauberwaldes schnetzeln, sie treten, schlagen und anschreien. Ja ja, gewaltfreie Kommunikation sieht anders aus.
Eine Runde Dragonwood ist wirklich sehr schnell erlernt. Wenn man dran ist, entweder Karte ziehen, oder Karte erobern. Um eine Karte erobern zu können, muss man den entsprechenden Wert erwürfeln (oder mehr). Wie komme ich an die Würfel? Gebe ich Karten mit gleicher Farbe ab, schreie ich, gebe ich Karten mit gleicher Zahl ab, trete ich, sollte ich eine Zahlenreihe abgeben (Farbe egal), schlage ich. Die zu erobernde Karte zeigt mir, welchen Wert ich entsprechend benötige. Manche gegnerischen Kreaturen mögen es nicht angeschrien zu werden, andere wollen vom Stiefel fern bleiben, andere zeigen sich beim Schwerthieb zerbrechlich.
Ihr seht, die Zugfolge und das Spiel von Dragonwood ist ziemlich simpel. Simpel und genial zugleich.
Karten und Würfel nutzen mal anders
Es ist schon genial, wie so manches Spiel einen Mechanismus und eine Spielweise immer wieder anders präsentiert. So auch in Dragonwood. Hier kann man Gegner oder auch Gegenstände auf 3 unterschiedlichen Arten und Weisen erhalten. Um sie zu bekommen, muss ein Würfelwert erreicht werden. Wie viele Würfel man werfen kann, hängt von der Anzahl an Karten ab, die ich passend abgebe. Gebe ich 4 gleichfarbige Karten ab, Wert egal, dann kann ich auch mit 4 Würfeln meinen Gegner anschreien. Hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch die geforderte Summe zu erwürfeln (eine 5 zum Beispiel).
Die Anzahl an Karten bestimmt die Anzahl an Würfeln. Man kann mit wenigen Karten/Würfeln Glück im Kampf haben, man kann auch Pech haben, wenn die Anzahl hoch ist. Ist halt ein Würfel- und auch ein Kartenglücksspiel. Und obwohl zwei so zufällige Komponenten zusammengemixt wurden, spielt sich das Spiel ausgesprochen taktisch und flüssig von der Hand.
Dragonwood ist ein Spiel voller Zufall und Glück, fordert aber zudem den Wagemut und die Herausforderung der Mitspielenden. Ein tolles und sehr kurzweiliges Spielerlebnis wird hiermit geboten.
Ausstattung und Optik
Das Spiel kommt mit einem ordentlichen Satz an Karten daher. Leider, und hier mein Kritikpunkt, holt mich die Grafik nicht ganz so ab. Ich finde die Zeichnungen zwar schön, aber das Layout ist mir leider zu kühl und unabgestimmt. Zu viel weiß, zu unharmonisch in der Gestaltung, einfach nicht mein Geschmack. Die Karte Glückskäfer finde ich zum Beispiel sehr schlimm. Die sieht mir zu sehr nach Clipart von Word aus. Schade.
Auch so manche Gegner- und Gegenstandskarte: Die Farben sind durcheinander, irgendwie ist die Gesamtillustration nicht auf einander abgestimmt und leider fehlt den Karten soetwas wie Seele. Zum Glück gibt es Spiele, die es noch schlimmer machen, wie Terraforming Mars zum Beispiel, aber davon hat Dragonwood leider nichts. Also, in Sachen Optik muss ich leider etwas schnauben.
Die Würfel und die Regeln sind super – da kann man nichts einwenden.
Aber fern ab der etwas kruden Gestaltung haben wir hier ein großartiges und überaus kurzweiliges Karten-Würfelspiel vor uns liegen. Ich spiele Dragonwood wirklich sehr sehr gerne und kann mich an den Spielrunden immer sehr erfreuen. Für alle, die das Spiel mal irgendwo im Handel oder bei einem Spieletreff erblicken: Ich finde es lohnt sich gespielt zu werden. Auf jeden Fall.
Dragonwood passt in jeglicher Besetzung und macht echt viel Laune. Ein schönes Spiel, was noch des Öfteren auf meinen Spieletisch kommen wird.