Geschichtslos
Es gibt Spiele, die führen uns in die tiefsten Dschungel der Welt, andere hinaus auf hohe See, zu Piraten oder anderen Gefolgschaften, wieder andere Spiele bringen uns ins idyllische und arbeitsreiche Farmland, und wieder andere weit hinaus auf fremde Planeten. Und dann gibt es noch Spiele wie drop it, die so überhaupt nichts erzählen. Keine Geschichte, keine Story, noch nicht mal ein Funken Handlung. Hm? Da stellt man sich doch die Frage: „Kann so ein „nichtssagendes“ Spiel überhaupt was?“ Nun, wir haben auf das Hochkant-Plättchen-Plumps-Spiel von Bernhard Lach und Uwe Rapp geschaut. Wenn Du mehr über dieses Kosmos-Spiel erfahren willst, dann lies weiter.
Plumps-Punkte
Kennt ihr noch die Lük-Kästen? Hattet ihr bestimmt alle in der Grundschule, nicht wahr? Diese kleinen Plastikkästen, in denen man so kleine Plastik-Plättchen arrangieren musste (meistens durch Rechenaufgaben), so dass sie ein schicken Origami-Bild zeigten, wenn man die Dinger auf den Kopf drehte. Lernen Üben Kontrollieren – dafür stand Lük. Und genau an Lük musste ich denken, als ich das erste Mal drop it sah. Ist genau wie Lük, nur dass der Einwurfkasten hochkant steht. Und dass die Plättchen aus Holz sind, und farbig, und ohne rechnen, … Ach egal, hat mich auf jeden Fall an Lük erinnert.
Aber mit rechnen hat drop it so gar nichts zu tun. Wohl eher mit „verrechnen“. Denn oft kommt es bei drop it ganz anders, und zwar so, wie man es sich nicht vorstellt. Aber langsam mit den plumpsenen Plättchen. Was ist denn drop it denn nun eigentlich?
Drop it ist ein vertikal stehender Plastikschacht, in dem man Holz reinwirft: Kreise, Quadrate, Rauten und Dreiecke. In 4 Farben verschwinden nach und nach diese Holzscheiben in den Schacht und bauen nach und nach eine bunte Mauer auf.
Ziel des Spiels: Punkte machen! Wie bekommt man Punkt? Wenn Farbe nicht auf gleicher Farbe, und Form nicht auf gleicher Form liegt. Aha! Klingt einfach. Theoretisch! Aber in der Praxis zeigt sich drop it nicht als einfacher platter Plumpssack, sondern als fieser und gemeiner Drecksschacht, der einem die Zähne knirschen lässt. Verdammte Axt, was habe ich schon geflucht bei dem Spiel.
Die kleinen Holzobjekte fallen in den Schacht, und man selbst hoft darauf, dass Kreis rot, weil rot die eigene Spielendenfarbe ist, auf keinen Fall nach rechts kullert. Darum den kleinen roten Kreisemann ganz links angesetzt. Langsaaaaaaam. Ganz laaaaaangsaaaaaam. Und PLUMPS – HÜPF – ROLL – Ahhhhhhhhh!!!!! So ein Kack noch mal, schon wieder rollt der miese Gesell rüber. Warum macht der das? Tja! Willkommen im gemeinen Roll- und Purzelverhalten der farbigen drop-it-Steine.
Stapeln für Fortgeschrittene
Drop it ist ein Stapelspiel, ein Geschicklichkeitsstapelspiel, ein mit Ärger versehenendes Geschicklichkeitsstapelspiel mit Holzklötzen. Ja, so könnte man es bezeichnen. Holz fällt in einen Schacht, und wenn alles gut gegangen ist, darf der eigene Zählstein auf dem Spielbrett so weit nach vorne ziehen, wie die Punkte es anzeigen. Ziel ist es ja weit nach vorne zu kommen.
Wir stapeln in drop it die Steinchen übereinander. Dabei sind wir auf die „Vorbauarbeit“ der Mitspielenden angewiesen. Denn nur auf deren Steine können wir weiter nach oben bauen. Dabei sollte die eigene Spielfarbe nicht auf einander treffen, und auch die Form sollte immer unterschiedlich sein. Die Schwierigkeit von drop it zeigt sich darin, dass wir den Fall der Steine zwar in Richtung abwärts bestimmen können, aber was die Holzplättchen im Schacht machen, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Oft habe ich das Gefühl, die Holzplättchen ändern während ihres Abwärtsflug das eigene Material, und aus Holz wird Gummi. Wie oft sind die Holzplättchen auf einmal gesprungen, oder haben so viel Schwung aufgenommen, dass sie glatt „einkrachten“ auf der bereits gebauten unteren Ebene. Ahhhhh! Hier stehen ärgern, Ratlosigkeit und Schadenfreude ganz dicht bei einander.
Drop it ist gemein, ärgerlich, und manchmal auch einfach unverständlich. Warum die Plättchen im Schacht so und so springen und drücken und schupsen und kullern müssen – das verstehe ich einfach nicht. Vielleicht befinden sich irgendwo da drin Holzmagnete – ja, das wird es sein …
Spielspaß
Ich bin ganz ehrlich, als ich das erste Mal drop it gesehen habe, war meine Einschätzung eher so la la. Hmmm, etwas Holz, ein Schacht, hmmm, ich weiß ja nicht …
Aber als ich dann das erste Mal drop it gespielt habe, änderte sich meine Meinung schlagartig. Alter! Wie geil ist denn das Spiel bitteschön?
Nach einer Partie kam gleich die Partie 2 dran. Und dann Partie 3. Das war in einer 3er-Besetzung. Beim nächsten Mal waren wir 2 Menschen. Und was soll ich sagen: Wieder wurden es 3 Partien. Danach 4 Menschen – 4 Partien und so weiter und so fort.
Allen, wirklich ALLEN, hat drop it so richtig gut gefallen. Auch wenn am Anfang etwas Skepsis und argwöhnischer Blick herrschten. Drop it hat überzeugt. Egal in welcher Besetzung und egal zu welcher Uhrzeit – drop it ist ein wunderbarer Begleiter, Spielgefährte und Zeitenfüller. Absolut großartig.
Okay, ich muss das etwas revidieren: Kaddy findet drop it total Scheiße und eine Vergeudung an Spielmaterial. Sie hat das Spiel überhaupt nicht abgeholt. Ein Augenrollen, ein: Jetzt echt? Na ja, also, drop it und Kaddy, das ist wie Pommes ohne Mayo – geht nicht. Aber sie scheint irgendwie die Ausnahme zu sein, denn allen anderen hat es super viel Spaß gemacht.
Das großartige Material und die Ausstattung machen aus dem Spiel ein wunderbares und tolles Spiel zugleich. Man sieht: Man benötigt nicht immer Geschichte, Story und eingebettetes Flair – drop it ist ein absoluter Garant für Zeitvertreib, Spaß, ärgern, Schadenfreude, Anspannung, Planung, Überraschung, Taktik, Freude und vieles weitere mehr. Für mich ein absoluter heißer Hit!