Greenville 1989

Brettspiele Frittenrezensionen
8

Absolute Superfritte

Willkommen in Ihrer persönlichen Hölle

Und keine Sorge – das sage ich nicht, weil wir heute über ein schlechtes Spiel sprechen, sondern weil Hölle schon ein wichtiger Teil dieses Spiels ist! Ich möchte euch nämlich ein bisschen was über Greenville 1989 erzählen.

Heute machen wir mal was Verrücktes und sprechen erstmal über die Atmosphäre, bevor ich euch sage, wie das Spiel funktioniert:

So, und da wir jetzt alle ein bisschen verstört sind, können wir anfangen.

Das ist Greenville

Greenville ist eine Stadt, in der eigentlich keiner sein will. Denn in erster Linie gibt´s da Blut, Horror, merkwürdige Wesen und Tod. Aber, wie sollte es auch anders sein, wir sind in dieser Stadt. Und jeder von uns steckt in einer anderen Situation, aus der wir rauswollen. In diesem Spiel spielen wir gemeinsam gegen das Spiel und unser Ziel ist es, dass jeder 4 Karten bekommt.

Karten? Ja! Denn wie ihr es vielleicht von Dixit kennt, befinden sich in diesem Spiel Bilder, die ziemlich viel Interpretationsspielraum bieten. Allerdings sind die nicht so „schön“, verträumt und niedlich, wie wir es aus Dixit kennen, sondern sie sind ziemlich genau das Gegenteil von dem. Düster, gruselig und hin und wieder auch verstörend.

Abwechselnd wird jeder mal Spielleiter und es wird so lange gespielt, bis jeder 4 Karten hat (gewonnen!) oder bis jemand auf einer der Leisten am Ende angekommen ist, weil er zu oft keine Karte bekommen hat (verloren!). Eine Runde läuft so ab: Jeder schaut sich seine Karte an und denkt sich daraus seine aktuelle Ausgangslage aus. Daraus resultiert dann etwas anderes, das sich diese Person wünscht. Vielleicht will sie fliehen, vielleicht möchte sie (nicht) alleine sein, vielleicht möchte sie Stille … was auch immer. Am besten packt man das noch in ein paar unheimliche Details und erzählt seine Geschichte der Gruppe: „Ich sehe überall Blut und hier sind so komische Geräusche und … und ich habe Angst im Dunkel … ich möchte an einen Ort, an dem es hell ist!“ Der Spielleiter selbst erzählt auch seine Geschichte und hört vor allem gut zu – denn er hat gleich die Aufgabe, Bilder zu ziehen und sie den einzelnen Leuten zuzuordnen. Möglichst passend zu ihren Wünschen aus ihren Geschichten und geheim. Wenn er alle zugeordnet hat, sind die Spieler dran und müssen vermuten, welche Zuordnung der Spielleiter gerade da gemacht hat. Stimmen die Vermutungen überein, gibt es die Karte für die Person, als Punkt quasi. Hat jemand falsch getippt, muss die Person auf einer Leiste einen Schritt nach vorn gehen. DÖDÖM! Ein Schritt in Richtung Niederlage.

Was erzählt man denn da?

Greenville 1989 lebt vom Mitmachen. Ja, ich gebe zu: In unseren Runden sind die Geschichten manchmal ein bisschen eskaliert … also … ähm … wenn ich mich an den kleinen Freddy erinnere, der mit dem kleinen Pennywise eine Streetfoodbude eröffnet hat, weil er mit seinen Klingenfingern so gut Dönerfleisch schneiden kann … ;-D Wir haben schon minimalistisch ausgearbeitete Geschichten erlebt und auch genauso Stories, die man als Drehbücher für sehr abgedrehte Kurzfilme hätte nutzen können. 😉 Greenville ist, was du draus machst! Und für mich als Rollenspielerin kann es ja quasi gar nicht genug eskalieren. Richtig cool finde ich, wenn dann sogar die Geschichten aller miteinander verwoben werden … Aber das ist die Kür und eher selten der Fall. 😉

Greenville 1989 ist also ein kooperatives Spiel, das vor allem in größerer Runde viel Spaß macht (ich würde es nicht mit weniger als 4 Leuten spielen). Es ist ein Spiel für Menschen, die Freude an Spielen wie Dixit und co haben, aber auch bei Stranger Things oder anderen „gruseligen“ Serien / Büchern / Filmen nicht allzu doll mit den Wimpern zucken, wenn irgendwo mal ein bisschen Blut fließt. Oder irgendwo ein Killerclown im Gulli wartet. Halt für Menschen, die sich gern auch mal gruseln oder sich zumindest gern über die Abgründe der Psyche mancher Filmemacher oder Autoren wundern und ihre Werke genießen. Auf jeden Fall sollten die Mitspieler Bock drauf haben, Geschichten zu erzählen, perfide Details ihrer Karten zu Geschichten zu verweben und die Fantasie mal ein bisschen anzuschmeißen.

Lecker

  • Ich liebe diese düstere Atmosphäre ... ich mag die Details auf den Bildern und die Geschichten, die hier entstehen können, wenn man seiner Kreativität richtig freien Lauf lässt.

Pfui

  • Es gibt auch Menschen, die sich einfach nicht auf diese Art von Spiel einlassen können, das davon lebt, dass man auch mal ein paar abgefahrene Ideen ausspricht. Die sollten hier vielleicht nicht unbedingt mitspielen.

Fazit

Kaddy sieht Blut

  "Ich. Mag. Greenville. Sehr. Ich hab schon wirklich viele Stunden mit diesem Spiel auf dem Tisch verbracht und es wird mir einfach nicht langweilig ... Jedes Mal gibt es neue Geschichten. In vielen Partien entsteht irgendwas, was als Insider in die Geschichte eingeht. Ja, sicher, das hier ist nichts, was man in einer Vielspielerrunde hoch und runter zockt. Das soll es auch nicht sein. Wenn man aber vielleicht genug von Dixit oder Mysterium hat und Horror mag, dann ist Greenville eine wirklich gute Wahl. Dieses Spiel kann aber auch echt nach hinten losgehen, wenn es in der falschen Gruppe auf den Tisch kommt. Ich finde es großartig. Ich mag die Stimmung. Ich mag das Gefühl, das man hat, wenn man als Spielleiter den Irrungen und Wirrungen der Zuordnungsversuche der Mitspieler folgt. Ich mag, zu raten, was der Spielleiter wohl denkt - und wie furchtbar daneben man liegen kann. Es reicht hier daher für eine absolute Superfritte. Ein Dank geht an den Kosmos Verlag, die uns Greenville für die Rezension gestellt haben."
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Absolute Superfritte