Li-La-Laut

Frittenrezensionen Kartenspiele
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Lasche Fritte

Nachbarn auditiv quälen

Was macht man, wenn man bestimmte Eltern oder Erziehungsberechtigte, oder deren Nachbarn nicht mag, und dennoch mit denen (warum auch immer) zu tun hat? Genau, man schenkt den Blagen ein Schlagzeug, oder sonst ein Instrument, was Krach macht. In den finsteren Gedanken malt man sich aus, wie klein Kevin oder Chantal wild auf dem Instrument für Terror sorgt, und die eigene böswillige Genugtuung bereitet Freude über den eigenen ganzen Tag. Ach wie schön. Doch wer nicht zum Instrument greifen will, sondern noch perfider gegen die „sogenannten Befreundeten“ wettern möchte, kann auch zu einem kleinen Kartenspiel greifen, was ebenfalls diesen Foltergenuss unterstützt: Li-La-Laut heißt das Spiel, und ist von Reinhard Staupe. Es ist beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag erschienen und richtet sich an Kinder ab 5 Jahren. Ein Spiel mit pädagogischer Absicht und einer auditiven Herausforderung gegen das Ruhigkeitsgemüt.

Ich klatsche, zische, klopfe und uh-uh-uhe …

Oft herrscht ein Ungleichgewicht in Sachen „Lautstärke“, wenn Kinderbefindlichkeiten auf den der Erwachsenen treffen. Während Kinder in ihrer Spielwelt zurecht ein Lauthals für sinnvoll halten, weil es der gespielten Situation entspricht, so stehen Eltern und Erziehungsberechtige wutschnaubend im Türrahmen und brüllen über den „Krach“ aus dem Kinderzimmer. Wer diese Situation nicht kennt, kann sich jedoch evtl. vorstellen, wie Vater, Mutter oder Co. mit rotem Kopf ins Kinderzimmer eindringt, und noch über das Gezeter drüber brüllt. Ganz dem Motto: „Noch lauter über laut bedeutet Macht über Macht!“

Warum ich die auditive „Qual“ (ich empfinde es ja eher als Lebendigkeit, aber sei es drum) hier so zentral setze, nun, darum geht es in Li-La-Laut. Wir versuchen nämlich unseren Mitspielenden anhand von Lautstärke unseren Fuchs im Auto Gegenstände anzufahren. 9 Gegenstandskarten (Zielkarten) werden kreisförmig ausgelegt. Aufgabenkarten bestimmen, welcher Gegenstand angefahren werden soll. Die Entfernung zum Gegenstand muss anhand von Lautstärke eingeschätzt werden. Ist das Ziel ganz nahe (zum Beispiel nur 1 oder 2 Felder weiter), so muss gaaaaaanz leise geklatscht, ge“schschscht“, geklopft oder ge“uh-uh-uhhhht“ werden. Je weiter weg der Gegenstand liegt, desto lauter wird es. Danach tippen die Spielenden, welcher Gegenstand angefahren wird, und sollte man richtig liegen, bekommt man einen Siegpunkt (Karte). Auch der oder die, der*die das Geräusch gemacht hat.

Wer am Ende die meisten Karten besitzt, gewinnt das Spiel Li-La-Laut.

Eine Sache der Einschätzung

Mit der Lautstärke ist das so eine Sache. Wenn man mit Erwachsenen spielt, so können diese eher einschätzen, was laut, leise und verträglich ist. Es gibt 9 Gegenstände, die Ausliegen, also auch eine Spanne von 9 Stufen, die die Lautstärke beinhaltet. Das ist schon für Erwachsene eine Herausforderung. Kinder dagegen kennen anfangs nur 3 Stufen: Leise, Laut und Terror. Erst im Laufe der Partien und mit dem einen oder anderen Fiepen im Ohr der Mitspielenden sind auch Abstufungen möglich. Aufgedrehte ADHS-Blagen nutzen die ersten Partien von Li-La-Laut, um auzuflippen, die Bude zu rocken und dabei mit auditiven Samuraischwertern die Ohren abzuschneiden. Ja, auch das habe ich erlebt. Zur eigenen Befriedigung habe ich ebenfalls erlebt, dass das „pompöse Klopfen“ nicht nur schaden an den Mitspielenden gesorgt hat, sondern auch dem Klopfer beinah die Knöcheln brach. He he he, machte es in meinem gemeinen Kopf. Auch hat es mich gewundert, dass SCHREIEN oft vorgekommen ist, obwohl es seitens der Karten gar nicht verlangt wurde. Na ja, spielerische Varianz und Interpretation halt.

Doch zurück zur Einschätzung: Li-La-Laut hat einen pädagogisch wertvollen Grundgedanken, nämlich Kinder an Abstufungen von leise bis laut heranzuführen. Dies ist ein wertvoller Aspekt und gut gemeint. Leider haben unsere Spielrunden nicht eindeutig gezeigt, dass eine 9-stufige Einordnung funktioniert. Ganz ehrlich: In den meisten Fällen haben die Kinder am Tisch geraten. So empfehlen wir vor Spielbeginn alle Teilnehmenden zu üben und zu demonstrieren, welche 9 Stufen von leise bis laut sie produzieren können. Während ich schon dachte: „Wow, das war laut, das muss mindestens eine 8 oder 9 gewesen sein!“, war der „ua-ua-ua“-Ton gerade mal bei einer 4. Oha!

Li-La-Laut ist ein anstrengendes Spiel. Kinder haben da eine helle Freude dran, Erwachsene waren ganz froh, wenn das Spiel weggepackt wurde – nicht alle, aber schon ein paar. In Erwachsenenrunden kam das Spiel gar nicht an. Oft fühlten sich Erwachsene peinlich berührt, wenn sie wie eine Schlange zischten oder ein stereotypisiertes Indianergebälk nachmachen mussten. Darum empfehlen wir das Spiel wirklich Kindern, und kindergewöhnte Erwachsene.

Aber so richtig Spielfreude war eher gering am Tisch zu erleben. Spannung, Planung, Freude gab es eher gemäßigt portioniert. Vielmehr wurde geraten und wurde aus sich heraus gegangen. Ein lebendiges Spiel, was aber spielerisches Erleben eher beiläufig bediente. Schade.

Pädagogisch und lerneffektiv finden wir Li-La-Laut echt toll, hier kann man in Übung Abstufungen von leise bis laut lernen. Oft hatten die Kinder aber gar nicht die Absicht etwas zu lernen, sondern viel mehr Lust auf ausrasten und Party-Peng. Das Schöne an Li-La-Laut: Das Lernen passiert ganz nebenbei, und vielleicht ist das Spiel eine Möglichkeit, um den Geräuschpegel im Kinderzimmer langfristig zu schulen …

Lecker

  • Pädagogisch na ganz nette Nummer
  • Echt tolles Material, die Karten sind superdick

Pfui

  • Langzeitspaß eher gen Null
  • Motivator zum ausflippen
  • Für Erwachsene langweilig

Fazit

Funfairist klingeln die Ohren

Ich bedanke mich sehr bei Reinhard Staupe, dass schreien, trampeln und ausrasten nicht als Geräusch auf den Karten zu sehen ist. Dennoch haben Kinder diese Ausdrucksweise schnell interpretiert. Ein nettes Spiel mit einer pädagogisch und lernwertvollen Ausrichtung. Aber so richtig gefunzt hat es in unseren Kreisen nicht. Es war nicht so, dass ein NOCHMAL gebrüllt wurde. Darum von uns nur eine lasche Fritte. Von der Intention ist es aber eine gute Fritte. Herzlichen Dank für die Bereitstellung für eine Rezension. Das Spiel war hier und da ein Erlebnis – anders kann ich es nicht sagen.
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