Mini DiverCity

Frittenrezensionen Kartenspiele
7

Superfritte

Fischiii, Du darfst nicht sterben!

Fridays for Future? Wie wäre es jeden Tag eine naturgute Tat zu tun? Zum Beispiel innerhalb von 20 Minuten ein Archipel zu retten? Nun, zumindest versuchen, denn tatsächlich bekommen wir bei Mini DiverCity des Öfteren eins aufs Maul. In dem kooperativen Kartenspiel versuchen wir Fischis zu retten und Wirtschaftsbosse, Industriemagnate und die Touristik aufzuhalten, bevor unsere Wasserlebewesen alle gen Gräte gehen. Wir schauen auf Mini DiverCity von Marxime Tardif von Spheres Games, was hierzulande über Skellig Games vertrieben wird.

Das große Fischsterben

Ich liebe kooperative Spiele und bin immer ganz hellhörig, wenn etwas Neues im Zusammenspiel gibt. Tatsächlich ist die Idee von DiverCity schon lange da. Die zurückgezogene Kickstarter Kampagne wies noch ein opulentes Brettspiel mit 3D Figuren auf und so weiter auf. Mini DiverCity hat sich kleiner besonnen, und daraus ein 107 starkes Kartenspiel mit kleinen Tiermarkern gemacht. Aber die kleine unterwassermeeresblaufarbene Schachtel trügt, denn in diesem kleinen Spiel haben wir einen faustdicken Schlag ins Gesicht. Bäm! Nimm das! Mal eben ein Wasserlebewesen zu retten kann recht leicht sein im Spiel, aber sich gegen die Konzerne zu Wehr zu setzen, das erfordert unermüdliche Aufwindung und Kraft.

Aber um was geht es denn in Mini DiverCity?

Eigentlich recht einfach. Wir wollen Tiere retten und dafür sorgen, dass das Archipel nicht in Dreck, Macht und Zerstörung untergeht. Ökoaktivistisch tauchen wir ins Riff und sammeln seltene Fischarten und bekämpfen die Tourismusindustrie. Man kann Mini DiverCity in 7 Schwierigkeitsstufen spielen, wobei ich hier sagen muss, dass ich der Meinung bin, dass es unmöglich ist, das Spiel in den Stufen „Jaques Cousteau“ und „Poseidon“ zu schaffen. Das geht nicht. Zu hart schlägt das Spiel zu und schaufelt die eine oder andere Tierart als Iglospieß auf den Touristenteller. Wie soll man das schaffen? Ich scheitere ja schon ständig ist der leichtesten Variante „Open Water Divers“, und ich meine, wir spielen schon gut.

Um den Kampf gegen die Konzerne zu gewinnen, müssen wir eine entsprechende Anzahl an Tierarten retten, also „auf die grüne Seite“ ziehen. Haben wir das geschafft, ohne dass die Konzerne uns zu viele Tierarten ausgerottet haben, wird groß gefeiert. Um das zu schaffen, spielen wir Karten aus, die je eine Tierart auf die „gute“ (gerettete) Seite schieben. Einmal eine Tierart gerettet, kann sie nicht mehr ausgerottet werden. Genauso verhält es sich umgekehrt, denn die Konzerne bringen Onkel Mandarinfisch und Tante Oktopus mit ihrem Dreck umme Ecke, was wir nicht wollen. Wenn wir dann zudem noch den Bau an Hotels in der Peripherie in Beobachtung haben, könnte man das Spiel gewinnen.

Gespielt wird „hanabi-like“, so dass wir unsere Karten selber nicht sehen, die anderen Mitspielenden schon. Wir dürfen entweder eine Karte spielen, oder jemanden seine Karten sagen. Den Stopp eines Hotels kann man auch aussprechen und ein Hotel schließen. Mehr ist nicht zu tun.

Das Spiel unterteilt sich in 2 Phasen: In der Konzernphase passiert was schlimmes, und in der Taucherphase können wir eine der oben genannten drei Aktionen nutzen (Fischi retten, Karten nennen, Hotel schließen). Danach geht’s im Uhrzeigersinn weiter.

Klingt einfach? Ist es auch! Spielt es sich auch einfach? Nun, nicht immer, denn manchmal tritt uns mancher Konzert so in den Taucheranzug, dass uns der Sauerstoff wegbleibt. Alter! Was habe ich schon geflucht.

Mini DiverCity ist eins dieser Spiele, die knallhart zuschlagen – von der ersten Minute an. Anfangs weiß man gar nicht, gegen welche Hydra man als erstes antreten sollte. Fischarten aufgeben? Um sie kämpfen? Die Hotels so sein lassen, oder sich dagegen aufbäumen? Einander die Karten sagen und „vorarbeiten“? Die Entscheidung kann man an 3 Fingern abzählen, und oft weiß man einfach nicht, was man machen soll.

Unter Wasser hört Dich niemand kommunizieren!

Wer Hanabi spielt, weiß, wie schwer es ist, nicht zu kommunizieren, wenn man nicht sprechen darf. Bei Mini DiverCity sind wir unter Wasser. Wir können nur via WalkiTalki in unsere Taucherglocke sprechen, aber sonst: Keine Kommunikation.

Das verlangt einiges an Selbstbeherrschung, denn so manches Mal greift jemand am Tisch zu einer Karte, die so gar nichts bringt: Ausgerottete Fische retten? Karten abwerfen, die man unbedingt braucht? Ja, das kann ärgerlich sein. Dabei die Ruhe bewahren, nicht die Augen aufreißen und still sein. Ja, das ist schwer. Aber notwendig. Im Wellenbad hört Dich niemand schreien.

Und dann gibt es diese Momente, in der man nicht anders kann, und auf den Tisch haut, Flucht und ein „Ohhhhhh“ ausruft, besonders dann wenn sehr böse Karten aufgedeckt werden, wenn Fische immer und immer wieder auf die ausgerottete Seite rutschen, und wenn Hotels immer und immer wieder gebaut werden. Menno!

Mini DiverCity ist ein emotionales und erregendes Spiel. Ich habe in meinen Spielen immer sehr mitgefiebert und miterlebt. Und oft war es ein Kopf an Kopf Rennen, und dann haben wir doch verloren.

Mini DiverCity weist auch ein gewisses Frustpotential auf. Ja, es ist schwer und so manche Partie habe ich kopfschüttelnd beendet. „Wie soll man das gewinnen?“ Und ja, es geht, das beweist dann das nächste Spiel. Dennoch, wie oft habe ich mit den Zähnen geknirscht. Und ich glaube immer noch, in den oberen Schwierigkeitsstufen ist das Ding nicht zu schaffen, nicht, wenn man nicht bescheisst.

Unterwasseroptik

Mini DiverCity ist sehr bunt. Manch meinen Mitspielenden zu bunt. Tatsächlich hätte hier und da etwas Reduktion gut getan. Zum Beispiel verstehe ich nicht, warum auf den Tierartenskalakarten die Tierart abgebildet sein muss? Wir haben doch Plättchen. Da hätte man diese Skala anders gestalten können.

Mini DiverCity ist sehr bunt und teilweise überfrachtet, was den Spielfluss aber keineswegs beeinflusst. Dennoch sorgte die Grafik oft für Gespräche am Tisch.

Ich für meinen Teil kann mich mit der Optik und Qualität sehr gut abfinden. Dafür macht mir das Spiel zu viel Freude. Auch wenn der Frust immer mit in der Taucherbrille festklebt.

Lecker

  • Ich mag das Thema
  • Spannend und es wird zum Ende immer spannender, wenn man nicht schon weiß, dass man verliert
  • Schön bunt alles

Pfui

  • Warum die Chips?
  • Man kann es in schwierig nicht schaffen - das geht nicht!

Fazit

Funfairist holt Luft und sagt

Für mich ist Mini DiverCity eine Superfritte, denn dieses Spiel bringt mich dazu, immer und nochmals und noch eine Partie spielen zu wollen. Schnell gespielt, spannend, ärgerlich und teilweise frustrierend dazu. Ein Auf und Ab, das gefällt mir, wie lebendig mich das Spiel macht. Ich finde es super und spiele es sehr gerne. Ein ganz herzliches Dankeschön an Skellig Games, die uns dieses Spiel als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
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Superfritte