Mein Leben in 10 Augenblicken
Wenn es ein Spiel gibt, welches über die Hashtag-Suche mit vielen Einträgen zu finden ist, so wird es #mylife sein, denn niemand wird es als ##mylife bezeichnen. Geschickt gemacht Amigo Spiele, geschickt gemacht. Wir haben nach 100 Lebensjahren uns noch einmal zurück gelehnt und sinnieren unseres Lebens. Was waren besondere Augenblicke und was hat uns von Wiege aus begleitet? Wir schauen auf #mylife zurück und geraten ins träumen.
Weißt Du noch?
Ich habe #mylife in unterschiedlichen Spielegruppen erklärt und mit denen dieses Spiel gespielt, und am besten konnte ich das Spiel „verkaufen“, wenn ich von Anfang an geklärt habe, dass es bei dem Spiel nicht um Spielepunkte geht, und darum zu gewinnen, sondern auf sein Leben zurück zu schauen und zu erleben, wie das eigene Leben sich entwickelt hat.
Tatsächlich ist der Sieg und das Gewinnen bei #mylife eher sekundär. Ich freue mich eher (und ich spreche für meine Mitspielenden) über die Geschichten und Erlebnisse, die entstehen und erzählt werden. Wahnsinn, wie unterschiedlich die Leben sich gestaltet haben.
Aber kurz einmal zum Spiel: Über 10 Runden legen wir je eine Karte aus. Damit haben wir 10 Jahrzehnte ausgespielt. Wir bilden eine Kartenreihe, die unser Wohlstand, unsere Bildung, Glück und Gesundheit und so weiter darstellt. Die Karten werden gedraftet, also weitergegeben. Um eine Karte in seine Auslage passend auslegen zu können, bedarf es so mancher Bedingung: Genügend Geld besitzen, bestimmte Gesundheitsvoraussetzung, etc. Nach und nach werden Lebensziele offenbart, die Siegpunkte bringen. Nach 10 Runden schauen wir auf diesen kurzen Rückblick auf unser Leben: #mylife
Wir alle kennen so Leben
Es ist schon erstaunlich, und fast erschreckend, wie sich die Leben in #mylife gestalten. Ich hatte zum Beispiel mal komplett ein ökologisch bewusstes Leben aufgebaut, mit Gemüse, Yoga, Reduktion von Besitz und Ausbau körperlicher Fitness. Vor meinen Augen habe ich einen ökowertbewussten Körper gesehen, bei dem alles zusammenpasste. Wahnsinn.
Eine Freundin hatte eher das Gespür für das vorhandene Geld. Mit dem goldenen Löffel geboren war sie es, die sich in Luxus suhlen und Dinge kaufen konnte. Bildung nein Danke, aber wie man luxuriös und schick durchs Leben kam, das wusste sie zu gut.
Andere Leben waren wieder unterschiedlich: Traditionell, bürgerlich, lehramtgeschuldet, träumerisch, aber auch von Schicksalsschlägen gebeutelt und gezeichnet. Besonders schön fand ich die Lebensgeschichten, in denen die Liebe eine große Rolle spielten – ach, was waren da schöne Geschichten bei. Wirklich toll.
#mylife braucht Unterstützung
Ein Spiel ist für sich nur Material, Farbe und Regel. Es bedingt der Spielenden, um zu werden. So besonders auch #mylife. Wenn man das Spiel „einfach so“ runterspielt, wird man nicht die Freude erfahren, die in diesem Spiel steckt. Das Spiel lebt davon, die Geschichten auszuschmücken, zu erzählen, sich einzulassen. Strateg*innen, Wenigerzählende und die Menschen, die keine Lust haben IN ein Spiel träumerisch (diegetisch) zu versinken, werden an #mylife keine große Freude und den Wiederspielreiz haben.
Alle anderen werden ein wunderbares Spielerlebnis haben, was zeigt, das Spiel noch mehr sein kann, als Punkte und Gewinn abzugrasen.