Schüttel´s

Brettspiele Frittenrezensionen
6

Gute Fritte

Eine Geschichte! Eine Geschichte!

Es war einmal ein kleines Dörfchen, das hieß Rappeltal. Rappeltal liegt ganz ganz weit hinter den Bergen, wo die Zauberer leben. Auf dem Planeten … öhm. Rappel. Das ist wissenschaftlich nicht genau belegt, aber zumindest sind das die Dinge, die vermutet werden. Daher übernehmen wir die mal so.

Naja, in Rappeltal leben auch Wesen. Es sind keine Menschen, keine Dinosaurier oder Hunde. Nein, es sind Wichtel.
Diese besondere Spezies der Rappelwichtel hat etwas gemeinsam: Sie sind bei ihrer Schöpfung alle nicht mit besonders viel Schönheit gesegnet worden. So schmücken riesige, dicke, rote Nasen die Gesichter, manche sind rund, manche sind spitz. Manche haben Haare auf der Spitze und andere wieder nicht. Die Augen sind kugelrund und bei einigen der Wichtel blicken sie in unterschiedliche Richtungen. Fehlende Nasen und spitze Ohren runden dieses … nennen wir es mal … Bild ab.

Aber nicht nur Dinge in ihrem Aussehen haben sie gemein. Es gibt da eine Eigenschaft, die viele der Wichtel ebenfalls gern teilen. Es ist die Faulheit!

Die Wichtel leben in ihrem kleinen, ruhigen, friedlichen Dorf, aber kriegen einfach nichts gebacken. Der Bäcker kriegt nix gebacken, der Schmied meidet jede Art von Metall und der Schreiner ist beim Hobeln auf dem Holzweg unterwegs.

In Rappeltal gibt es alles, was das Wichtelherz begehrt. Neben Handwerkshäusern, die natürlich nichts produzieren, weil alle nur abhängen, gibt es auch eine Schenke, eine Bank und einen Marktplatz. Das Städtchen ist bunt und … naja. Träge halt. Da passiert nix.

Bist du Gandalf oder so?

Die Zauberer, die in den Bergen vor der Stadt leben haben ein riesiges Fernglas, mit dem sie regelmäßig die Gegend abscannen. Als ihnen zum wiederholten Male aufgefallen war, dass diese Wichtel immer noch auf ihrer faulen Wichtelhaut liegen, ist ihnen der Zaubergut geplatzt. So kann das nicht weitergehen! Da reisen wir hin und dann kriegen die den Arsch voll.

Wenn das mal keine Ansage ist … Die Zauberer machten sich auf den Weg nach Rappeltal, um mal ein bisschen Zucht und Ordnung ins Örtchen zu bringen. Und das war gar nicht so einfach, wie sie es vermuteten.

Wohl hatten sie ihren RIESIGEN Schüttelbecher dabei und die Wichtel waren alle klein genug, um dort rein zu passen. Soweit der Plan. Die Zauberer dachten sich nämlich, dass sie die Wichtel einfach in die Stadt zurück schütteln. So würde jeder an die Arbeit kommen. Das hat auch vom Prinzip her ganz funktioniert.

Die Wichtel werden immer wieder aufs Neue in den Becher gestopft, durchgeschüttelt und ausgekippt. Schnell merkten sie daher auch, dass es die bessere Alternative ist, wirklich zu ackern, anstatt sich gegen die Zauberer zu stellen.

Aber nichtsdestotrotz war es gar nicht so einfach, alle Wichtel gleich ans Arbeiten zu bekommen. Denn ständig hielten sich irgendwelche widerwilligen Wichtel im Becher fest oder alle ließen sich – faul wie sie waren – einfach komplett aus dem Becher schütten. So lagen sie dann faul rum und taten nix.

Von Zeit zu Zeit beklagten sie sich mit ihrem hellen Piepsstimmen auch über das Schütteln, denn nicht jeder von ihnen hatte einen starken Magen. Daher kam es auch häufiger mal dazu, dass der eine oder die andere sich noch im Schüttelbecher übergab. Dass das die anderen nicht so witzig fanden, muss ich an dieser Stelle glaube ich nicht erwähnen.

Aber wenn die Zauberer mit ihrer Aktion eines geschafft haben, dann, die Faulheit aus Rappeltal fast vollständig zu vertreiben. Es war harte Arbeit und manche Wichtel stellten sich noch lange quer, um bloß nicht aktiv werden zu müssen. Aber dank der Autorität der Zauberer hielten sich diese Momente in Grenzen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, schüttelt man sie noch heute.

Ja, so oder so ähnlich könnte die Geschichte der Wichtel aus Rappeltal lauten. Ob ihr sie glaubt oder nicht, das überlasse ich euch. Ich bin mir auf jeden Fall sehr sicher, dass das die ganze Wahrheit hinter Schüttel´s ist! Und jetzt kommen wir mal auf´s Spiel zu sprechen. Wir danken Zoch an dieser Stelle ganz lieb für das Rezensionsexemplar. ?

Schüttel´s ist ein Schüttelspiel für 2-6 Spieler ab 8 Jahren und dauert etwa ne halbe Stunde. Und worum es da geht, habt ihr gerade schon in der Geschichte erfahren. Quasi.

Das Dorf mit den Wichteln besteht aus verschiedenen Häusern: Manche verschaffen euch Kohle, produzieren Waren für euch oder geben es euch quasi „einfach so“, andere knüpfen euch Kohle ab. Die Wichtel werden in den Becher gestopft und geschüttelt – und werden mit einem ALLEZ-HOP! aus dem Würfel geschüttelt. Dabei spielt es aber eine Runde, wieviele Wichtel herausfallen. Denn die Häuser auf dem Plan sind alle nummeriert. Und abhängig davon, wieviele Wichtel man rausgeschüttelt hat, wird eben entschieden, welches Haus genutzt werden darf. Als Beispiel: Schüttel ich 10 Wichtel aus dem Becher darf ich ins Wirtshaus gehen und dort Kohle von meinen Mitspielern einsammeln.

Rutschen einem alle Wichtel auf einem aus dem Becher, dann wird´s teuer. Man wird an den Pranger gestellt und darf 40 Taler auf den Marktplatz legen. Der nächste, der es schafft, 14 Wichtel zu auszuschütteln, kriegt die ganze Kohle, die dort liegt.

Jeder hat auch eigene Waren, die er in den Handwerkshäusern produzieren lassen und später für einige Rappeltaler wieder verkaufen kann. Und da kommen wir auch schon zum Spielziel:
Rappeltaler sammeln, das ist die Währung in Rappeltal. Wer am Ende die meisten Taler besitzt, gewinnt.

Klingt einfach, ist aber nicht so.

Wenn man das so hört, dann mag man denken: „Kinderkram. Das kann doch gar nicht so schwer sein.“ Ja, genau. Als ob. Schüttel´s sieht einfacher aus, als es ist. Denn es ist wirklich gar nicht einfach, genau die Anzahl an Wichteln aus dem Becher zu schütteln, die man sich so vorstellt. Schnell bleiben dann doch mal 3 mehr im Becher liegen oder 4 mehr fallen raus. Das auf den Punkt zu planen ist – zumindest im Rahmen meiner feinmotorischen Fähigkeiten – nicht möglich. Gerade das sorgt auch für viel Gelächter am Spieletisch. Wenn jemand ansagt, dass er jetzt auf jeden Fall auf den Markt gehen wird, um die Berge an Rappeltalern einzusammeln, entschlossen den Becher nimmt, schüttelt … und ein Wichtelchen rausfällt. Dann ist gehässiges Lachen und Lustigmachen angesagt. Also, so wird das bei uns in den Runden gehandhabt. Darf man durchaus auch ohne machen, macht aber mit mehr Spaß.

Abwechslung

Schüttel´s bringt kein veränderbares Spielmaterial oder so mit sich. Das bedeutet, dass das Spiel statisch ist und auch keine Schlupflöcher bietet. Das ist aber in diesem Fall überhaupt gar nicht schlimm. Ich bemäkel so etwas ja oft,

aber hier stört es mich nicht. Denn das Rausschütteln der Wichtel macht an sich schon Spaß – dass man dann seine eigene (Un-)Fähigkeit ausbaden muss, ist halt einfach so, wie das Leben ist. ? Wenn man Schüttel´s mit in eine neue Runde bringt, ist eh auch immer für viel Spaß und Gelächter gesorgt. Ich weiß nicht, wie oft ich den Satz gehört habe: „Ja, aber du hast da ja auch schon mehr Übung drin!“ Ja, genau. Wenn ihr mal hinsehen würdet, wie schlecht ich auch heute noch teilweise im Schütteln bin, dann fragt euch mal, wie katastrophal das am Anfang ausgesehen haben muss. Ich finde Schüttel´s wirklich toll – ein so witziger, einfacher Mechanismus, der so viel Bewegung und Spaß an den Spieltisch bringt. Wer hätte das gedacht?

Damals, in Essen.

Funfairist und ich haben bereits auf der SPIEL! in Essen letztes Jahr Schüttel´s gespielt. Allerdings mit riesigen Pöppeln und einem Mülleimer. Da war das Gekreische auch schon groß, weil es wieder mal nicht geklappt hat, wie man wollte. Ich muss nicht erwähnen, dass Funfairist gewonnen hat, oder?! ? Damals dachten wir beide schon: Geil! Warum ist denn noch niemand vorher auf diese Idee gekommen?! Coole Sache.

Ja, und das finde ich auch jetzt noch. Auch in der kleinen Variante (obwohl ich das mit dem Mülleimer schon echt geil fand ;-)).

Lecker

  • Was für ein witziger, neuer Mechanismus
  • Sehr lustig, aber echt nichts für Grobmotoriker.
  • Super für jedes Alter

Pfui

  • Nichts für Strategen
  • Geschicklichkeit ist nichts für jedermann und -frau

Fazit

Kaddy hat nen Tatterich

  "Schüttel´s unterhält! Natürlich kann man hier von keiner Taktik-Bombe sprechen und es ist auch kein Domino oder sonst etwas, das man schon kennt. Schüttel´s vereint Spielspaß, Gelächter, Schadenfreude und Verzweiflung am Tisch. Wenn Schüttel´s als Icebreaker auf dem Tisch steht und es irgendeine Gruppe gibt, die danach nicht aufgetaut ist, dann ist was mit denen nicht in Ordnung! ? In allen Runden wurde „nochmal!“ gerufen und auch wenn dieses Spiel sicherlich nicht für jeden ein Oberknaller ist, so wird doch jeder, der sich am Schüttelbecher versucht, Spaß haben. Und das ist schließlich das, worum es geht. Ich für meinen Teil bin Schüttel´s-Fanin und bringe das Spiel immer wieder gerne auf die Bretter, die den Spieltisch bedeuten. Schneller Einstieg, flott gespielt und neben dem „Geschicklichkeitsteil“ auch noch mit einer sinnvollen (also … so sinnvoll halt Geschichten von Wichteln und Zauberer sein können ;-)) Geschichte und Aufgabe hinterlegt. Was will man mehr?"
6

Gute Fritte